Linsen: Vom Acker direkt auf den Teller

Wie attraktiv ist der Linsenanbau in Deutschland?

Die Attraktivität des Linsenabaus war Thema eines Online-Seminares des Le­guminosennetzwerkes (LeguNet), dessen Ziel es ist, den Anbau von Körner­leguminosen in Deutschland zu fördern, indem es Wertschöpfungsketten auf- baut und Wissen dazu vermittelt. Über 100 Teilnehmer informierten sich zum Linsenanbau und bekamen praktische Erfahrungen aus einem konventionel- len und einem ökologischen Betrieb zu hören. Beide Betriebe berichteten von den Herausforderungen, die der Anbau mit sich bringt.

Die Linse ist zwar eine anspruchsvolle Kultur, sie kann jedoch attraktive Erlöse erzielen.

Foto: Moritz Schäfer

Zuvor sprach Dr. Sabine Zikeli von der Universität Hohenheim über verschiedene Forschungsprojekte zum Anbau und der Züchtung von Linsen. Zikeli erklärte, dass im deutschen Klima Linsen aktuell nur als Sommerung angebaut werden könnten. Deshalb forsche die Universität Hohenheim aktuell an „Winterlinsen“, also Linsensorten, die im Winter angebaut werden können. Bisher habe das Forschungs­team damit noch keinen Erfolg verzeichnet, es werde jedoch weiter daran gearbeitet, Sorten zu identifizieren und züchterisch zu bearbeiten, erzählte Zikeli. In den letzten Jahrzenten sei die Linsenzüchtung zum Erliegen gekommen, deshalb müsse man diese erst neu beleben, erzählt Zikeli.

Ein erster Schritt sei dabei das Finden von Linsensorten, die für den Anbau in Deutschland geeignet sind. Aktuell sei die Sorte „Anicia“ die am meisten angebaute Linse in Deutschland. Es gebe jedoch noch einige vielversprechende Sorten, die ebenfalls genutzt werden können. Die Wissenschaftlerin hat in einem ersten Versuch über 100 bekannte Sorten, teils aus Samenbanken, auf den Ertrag, die Standfestigkeit und die Platzfestigkeit der Hülsen getestet. Dabei konnten einige vielversprechende Sorten identifiziert werden. Diese Sorten werden nun von der Landessaatzucht Baden-Württemberg für weitere Züchtungsversuche genutzt.

Öko-Linsen aus dem Schwarzwald

Aus der Praxis berichteten zunächst Sophie und Jonathan Kraul vom „Unteren Berghof“ im Nordschwarzwald. Der Hof ist ein Bio-Demeter-Gemischtbetrieb mit Legehennen, Rindern, Acker- und Futterbau und bewirtschaftet etwa 100 ha. Davon entfallen 55 ha auf den Acker- und 45 ha auf den Futterbau. Angebaut werden, neben den Linsen mit Hafer als Stützfrucht, Kartoffeln und Dinkel. In den Linsenanbau ist das Ehepaar vor sechs Jahren eingestiegen. Sie beschreiben die Linse als eine „Sorgenkultur“, die zwar herausfordernd im Anbau sein könne, die jedoch in der Direktvermarktung „viel Spaß macht und sich lohnt“. Jonathan Kraul merkt an, dass eine gute Fruchtfolgeplanung essenziell sei, denn die Linse sei krankheitsanfällig. Anbaupausen müssten deshalb unbedingt eingehalten werden. Die Erträge der Linse seien je nach Jahr stark schwankend, im Durchschnitt erreiche das Ehepaar Kraul jedoch Erträge von bis zu 800 kg gereinigte Ware/ha.

Man solle sich von diesem gering erscheinenden Ertrag nicht erschrecken lassen, über die Direktvermarktung erziele man gute Erlöse. In schlechten Jahren mit niedrigen Erträgen sei der Ertrag der Stützfrucht zudem ein gutes Mittel, um schlechte Erlöse auszugleichen. Den Leindotter haben Krauls ebenfalls als Stützfrucht getestet. Damit waren sie jedoch weniger zufrieden, denn der Anbau war nicht immer erfolgreich und die Vermarktung war für sie schwierig. Den Leindotter haben sie an eine Ölmühle verkauft. „Wenn man den Leindotter als Stützfrucht nutzen will, muss man unbedingt darauf achten eine geringe Aussaatstärke zu wählen. Der unterdrückt zwar gut das Unkraut, aber bei zu hoher Aussaatstärke auch die Linse. Er ist außerdem sehr empfindlich für Hagelschäden“, warnt Jonathan Kraul.

Zur Unkrautbekämpfung nutzt Kraul den Striegel. Gesät wird die Linse bei den Krauls in 2 cm Tiefe bei einer Aussaatstärke von zirka 75 kg/ha mit 35 kg Hafer/ha im Gemenge. Zur Linsenernte meint Jonathan Kraul: „Steine sind ein echtes Problem auf unseren Flächen, die müssen alle weg, bevor wir dreschen. Das Schneidwerk muss vollständig abgesenkt werden.“ Unmittelbar nach der Ernte werden die Linsen vom Betrieb Kraul zu einem Partnerbetrieb gebracht, der sie in einer Reinigungsmaschine mit Farbausleser reinigt und danach trocknet. Im Anschluss werden sie auf dem Hof in Päckchen mit je 500 Gramm verpackt und gehen in die Direktvermarktung, Sophie Kraul erzählt: „Mehr muss man mit den Linsen nicht machen. Die kann man so gleich essen.“

Konventionelle Linsen aus Heilbronn

Bei Michael Knobloch von der GM Knobloch Agrar GbR wird die Linse auf 6 ha nach der Zuckerrübe konventionell angebaut. Er säe mechanisch mit einer Drillmaschine in eine Tiefe von 2 cm, verwende aber 60 kg Linsen/ha mit 3,5 kg Leindotter/ha. Dabei sei ein sehr feines Saatbett unverzichtbar. Der Leindotter dient bei Knobloch als Stützfrucht. Auch Knobloch berichtet von durchschnittlichen Erträgen von 800 kg Linsen/ha und auch er habe wetterbedingt mal gute und mal schlechte Erntejahre. Beim Leindotter habe er durchschnittliche Erträge von 1 t/ha. Herbizide hat Knobloch bisher nicht eingesetzt, dieses Jahr probiert er es allerdings mit Glyphosat vor der Aussaat auf einem Schlag. Bisher nutzt Knobloch eine Großfederzinkenegge vor der Saat. Beim Drusch achtet Knobloch darauf, immer nur so viel zu ernten, wie er in seiner betriebseigenen Getreidereinigung (Petkus 100) in einem Durchlauf reinigen kann. Mit dieser Methode habe er gute Ergebnisse bei der Trennung von Leindotter und Linsen gemacht.

Trocknen musste er die Linsen bisher nicht, da er auf seinem Standort mit geringen Niederschlägen zu kämpfen hat und die Linsen meist schon trocken genug sind. Sollte die Feuchte doch über 14 Prozent liegen, stelle er die Linsen im Sommer nach der Reinigung auf dem Anhänger in die Sonne. Damit habe er bisher immer Erfolg gehabt. Vermarktet werden die Linsen auch bei Knobloch direkt, jedoch nur zur Hälfte. Der Rest geht als Saatgut aus dem Betrieb. Den Leindotter verkauft er ebenfalls als Saatgut, er wird für Zwischenfruchtmischungen genutzt. Der Leindotter-Verkauf deckt bei ihm sogar alle anfallenden Kosten des Linsenanbaus, erzählt der Landwirt.

Verkauf über den Landhandel für den internationalen Markt

Im Publikum kamen vermehrt Fragen zur Vermarktung auf, insbesondere, ob nicht der Handel stattdessen das Erntegut abnehmen könne. Das Ehepaar Kraul erzählt, sie hätten zu Beginn versucht an den Landhandel zu verkaufen. Dabei hätten sie schnell festgestellt, dass sie so keine zufriedenstellenden Erlöse erzielen können. Für 1 kg Linsen hätten sie hier 7 Euro erhalten, so könnten sie jedoch nicht kostendeckend wirtschaften, sagen sie. Die Linsen vom „Unteren Berghof“ und auch die der Knobloch Agrar GbR werden über die Direktvermarktung für einen Preis von 5,50 Euro/500 Gramm verkauft. Das sei unproblematisch, da die regional angebauten Linsen im Schwäbischen sehr gefragt seien, so Kraul.

Alle Referenten waren sich einig, dass es beim Linsenanbau, generell beim Anbau von Körnerleguminosen, unbedingt notwendig ist, vorher abzuklären, wie die Vermarktungswege in der Region aussehen. Der Weltmarkt sei hier zu konkurrenzstark, man könne nicht mit Ländern wie Kanada oder Indien mithalten, die weltweit am meisten Linsen produzieren.

Verkaufen könne man die Linsen grundsätzlich selbst oder aber über den Landhandel sowie Erzeugergemeinschaften in der Region. Die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen stellt zudem eine interaktive Karte bereit, mit der Landhändler gefunden werden können, die konventionell oder biologisch erzeugte Körnerleguminosen abnehmen und vermarkten (www.ufop.de/agrar-info/erzeuger-info/abnehmerkarte/). Weiterführende Informationen zur Vermarktung von Körnerleguminosen sind online unter www.legunet.de/vermarktung erhältlich. Auch stehen dort eine Liste von Betrieben mit Lohnaufbereitungsanlagen für Körnerleguminosen und die Kontaktdaten der Regionalmanager des LeguNet zur Verfügung. Informationen zum Anbau und Vermarktung geben auch die landwirtschaftlichen Beratungsstellen und die Pflanzenschutzdienste der Bundesländer.

AS – LW 17/2024