Strikte Biosicherheit einhalten als Schutz vor der Geflügelpest

Geflügelwirtschaftsverband RLP tagte in Koblenz

Bei den turnusmäßigen Vorstandswahlen des Geflügelwirtschaftsverbands (GWV) Rheinland-Pfalz im Rahmen der Mitgliederversammlung vor einiger Zeit in Koblenz hat es Veränderungen gegeben.

Bei der Mitgliederversammlung des Geflügelwirtschaftsverbandes Rheinland-Pfalz wurde Guido Andres als Vorsitzender wiedergewählt, neuer stellvertretender Vorsitzender ist Matthias Kraut (v.l.: André Maur, Hermann-­Josef Hennes, Guido Andres, Wolfgang Schöben, Wolfgang Hessemer, Helga Futterknecht, Matthias Kraut und Lambert Lehnertz).

Foto: Nemitz

Eine gute Nachricht vorweg: Aktuell gibt es keine neuen Geflügelpestfälle in Rheinland-Pfalz. Der letzte gemeldete Fall stammt vom 16. März 2023. Betroffen war damals eine Mobilstallhaltung mit 800 Legehennen im Landkreis Cochem-Zell. „Dennoch haben wir die Geflügelpest noch nicht überstanden“, betonte der erste Vorsitzende des GWV Rheinland-Pfalz, Guido Andres in seinem Geschäftsbericht. Im Gegenteil tauche sie besonders in den Risikogebieten entlang der Küsten und Seengebiete nach wie vor auf, da das hochpathogene Vogelgrippe-Virus H5N1 endemisch geworden sei. Weiter berichtete Guido Andres, dass in einigen Bundesländern deshalb darüber diskutiert werde, ob Aufstallungsgebote überhaupt noch sinnvoll seien. Eine solche Diskussion führe aber am Ziel vorbei, sagte Andres. Nach seiner Ansicht sind Aufstallungen – auch großräumige – nach wie vor unerlässlich. „Nur so können wir unsere Tiere adäquat schützen“, sagt Andres. Gerade, weil immer mehr Wildvögel das Virus in sich tragen. Inwieweit eine Impfung gegen die Geflügelpest Abhilfe schafft, kann Guido Andres nicht abschätzen. Fakt ist, so erklärt er weiter, dass auch deutsche Geflügelhalter mit Handelsrestriktionen rechnen müssen, wenn sie ihre Bestände impfen lassen würden. Bisher ist aber noch kein Impfstoff zugelassen.

Risikoampel für den eigenen Betrieb anwenden

Helga Futterknecht, Geschäftsführerin des GWV Rheinland-Pfalz machte an dieser Stelle noch einmal darauf aufmerksam, dass die strikte Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen auf den Betrieben den wirksamsten Schutz vor einem Eintrag der Geflügelpest bietet. Sie wies darauf hin, dass die

AI (Aviäre Influenza)-Risikoampel der Universität Vechta ein hilfreiches Instrument ist, um das Eintragsrisiko für Geflügelpest auf dem eigenen Betrieb genau einschätzen zu können. Hilfreich sei auch, die Nachweise über betriebseigene Biosicherheitsmaßnahmen gut zu dokumentieren, denn im Seuchenfall müssen diese vorgelegt werden.

Guido Andres mit großer Zustimmung bestätigt

Auf große Zustimmung traf Guido Andres bei der turnusmäßigen Vorstandswahl, die im Rahmen der Mitgliederversammlung durchgeführt wurde. Einstimmig wurde er als erster Vorsitzender wiedergewählt. Eine Veränderung gab es auf dem Posten des stellvertretenden Vorsitzenden. Dieses Amt war bisher von Wolfgang Hessemer begleitet worden, der künftig etwas kürzertreten möchte. Er übergab an Matthias Kraut, der ebenfalls einstimmig für seinen neuen Wirkungsbereich bestätigt wurde. Wolfgang Hessemer bleibt dem Vorstand aber weiterhin erhalten. Weiter einstimmig bestätigt wurden Lambert Lehnertz, Wolfgang Schöbel und Hermann-Josef Hennes. Peter Maur stellte sich nicht mehr zur Wahl, schlug aber seinen Sohn vor, der im Anschluss ebenfalls ohne Gegenstimmen in den Vorstand gewählt wurde.

Auf den geschäftlichen Teil der Mitgliederversammlung in den Tagungsräumen des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e. V. folgte der Vortragsteil der Veranstaltung. Den Auftakt gab Dr. Ann-Kathrin Stoldt vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft in Berlin. Online zugeschaltet, berichtete sie über die aktuellen Entwicklungen der Geflügelbranche aus dem politischen Berlin. Ihr folgte Ronald Boelsma von der Firma Agro Pest Control. Er gab Einblicke die chemiefreie Schadnagerbekämpfung.

Anschließend sprach Laura Schneider von der TH Bingen über die Aufzucht von Nutzinsekten auf Basis regionaler Nebenprodukte. Nathalie Stöhr, ebenfalls von der TH Bingen / DLR Eifel, berichtete über den Einsatz von Futterinsekten bei Geflügel. Abgerundet wurde die Vortragsreihe von Dr. Uwe Bornholdt von der Deutschen Tiernahrung Cremer GmbH Co. KG mit seinen Betrachtungen der verlängerten Haltungsdauer bei Legehennen aus unterschiedlichen Perspektiven.

Yvonne Nemitz – LW 16/2024