Niko Hollstein erhält 1. Preis beim LW-Tüftlerwettbewerb

Siegerehrung fand auf der HeLa in Alsfeld statt

Im Rahmen eines Empfangs auf der Hessischen Landwirtschaftsmesse (HeLa) in Alsfeld wurden am vergangenen Freitag die Preise des Tüftlerwettbewerbs des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Hessenbauer/Der Landbote für Rheinhessen und die Pfalz verliehen. Zu gewinnen waren Preisgelder in einer Gesamthöhe von 3 000 Euro. Der Betrag wurde von der Gemeinnützigen Haftpflicht-Versicherungsanstalt Darmstadt (GHV) gesponsert.

Die Sieger des LW-Tüftlerwettbewerbs (v.l.): Werner Schröder mit seinem Neffen Christopher Herget, Niko Hollstein mit zwei Kameraden, Volker Harz, GHV-Vorstandsvorsitzender Wilhelm Kins und LW-Chefredakteur Cornelius Mohr.

Foto: Stefanie Zapf

Niko Hollstein erhielt den 1. Preis in Höhe von 1 500 Euro für einen „Oberkiefer“ für sämtliche Arbeitsgeräte am Schlepper-Frontlader. Den 2. Preis und 1000 Euro nahm Volker Harz für eine mobile Schweißer-Werkstatt mit nach Hause. Für eine Vorrichtung zum Ziehen von Bodenproben am Frontlader bekam Werner Schröder den 3. Preis, der mit 500 Euro dotiert war (Beschreibung der Tüftlerarbeiten siehe Reportagen).

Die Preise wurden von LW-Chefredakteur Cornelius Mohr und dem Vorstandsvorsitzenden der GHV Darmstadt, Wilhelm Kins, überreicht. Das Wochenblatt führte den Tüftlerwettbewerb zum vierten Male durch. Es gehe darum, Tüftler auszuzeichnen und zu belohnen, die mit ihren selbst entwickelten Geräten oder Vorrichtungen auf den Betrieben Zeit, Energie und Kosten sparten, so Mohr. Die Arbeiten müssten darüber hinaus den Anforderungen der Arbeitssicherheit entsprechen. Zum Wettbewerb wurden 20 Arbeiten eingereicht.

Die preisgekrönten Tüftlerarbeiten wurden von einer Jury ausgewählt. Ihr gehörten Klaus-Dieter Sens, Leiter der Beratung Betriebswirtschaft und Landtechnik-Experte beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), Wilhelm Zimmerlin, Abteilungsleiter bei der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Karl-Heinz Kappes, Berufsgenossenschaft der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung (SVLFG) sowie LW-Chefredakteur Cornelius Mohr an.

 

Ein „Oberkiefer“ für alle Anbaugeräte am Frontlader

1. Preis für praktische und preisgünstige Vorrichtung

Mit einem an einen Schnellwechselrahmen montierten Greifer macht Niko Hollstein die Anbaugeräte für den Frontlader seines Schleppers noch breiter einsetzbar. Schaufel, Paletten- und Dunggabel können leicht angebaut werden und erhalten jeweils einen „Oberkiefer“, der das Transportgut festhält. Für diese preisgünstige Lösung erhielt Hollstein aus Bebra-Asmushausen beim Tüftlerwettbewerb des LW den 1. Preis.

„Wir brauchen Frontlader-Anbaugeräte für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche, fürs Mistladen, für den Transport von Erde und Steinen und fürs Laden von Holz- und Geäst“, erzählt Niko Hollstein. Für einige dieser Tätigkeit habe sich jedoch eine herkömmliche Greifschaufel oder ein Krokodilgebiss als unpraktisch herausgestellt, weil der „Oberkiefer“ im Weg ist. „Diesen jedes Mal an- und abzubauen, ist zu aufwendig“, sagt der 22-jährige angehende Mecha­troniker. Und jedes Gerät einzeln mit Greifer zu kaufen, komme aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage. Es musste also ein „Oberkiefer“ her, der in kürzester Zeit werkzeuglos und ohne körperlichen Aufwand oder Hilfe von Dritten montiert und wieder demontiert werden kann.

Dies hat Niko Hollstein erreicht, indem er zusammen mit seinen Kameraden Michael Gleim (23), Florian Apel (28) und Marc Blackert (20) den „Oberkiefer“ selbst gebaut und diesen fest an einem Schnellwechselrahmen montiert hat. Dieser „Oberkiefer“ wird wie jedes herkömmliche Gerät an den Schnellwechselrahmen des Frontladers angekuppelt. Es brauchen nur die Bolzen verriegelt und die Hydraulikleitungen angeschlossen werden. Der Rückbau funktioniert ebenso einfach in umgekehrter Reihenfolge. Der Greifer lässt sich durch die Hydraulik öffnen und schließen und hält das Transportgut sicher fest.

„Das System ist nicht an den Schnellwechselrahmen des Frontladers gebunden, man kann es ebenso für die typische Teleskoplader-Aufnahme oder für den Hoftrac verwenden“, sagt Hollstein. Die Form der Zinken könne selbstverständlich an die jeweiligen Anforderungen und Wünsche angepasst werden, ebenso wie die Breite oder der Abstand zwischen Koppelpunkt und Drehachse des Oberkiefers.

Wenn er das Gerät nochmal bauen würde, wäre es leichter in der Ausführung, sagt Hollstein. Verbesserungen ergäben sich immer erst in der Praxis. Hollstein schätzt die Gesamtkosten des Geräts auf rund 800 Euro. Für die Hydraulik hat er etwa 400 Euro, für den Eurorahmen 200 Euro und für das Eisen und andere Materialien ebenfalls rund 200 Euro ausgegeben. Einen Tag reine Arbeitszeit müsse man für das Gerät einplanen, schätzt er.

Mit seinen Kameraden hat Niko Hollstein schon einige Geräte gebaut. Unter den jungen Männer sind ein Industrie- und ein Landmaschinenmechaniker sowie ein Rettungssanitäter. Alle sind begeisterte Bastler und Landwirte. Hollstein lebt mit seiner Mutter und seinem Bruder auf einem Aussiedlerhof. Er befindet sich im dritten Ausbildungsjahr als Mechatroniker bei der Firma Braun in Melsungen. Der landwirtschaftliche Betrieb mit Ackerbau und einigen Mastschweinen wird im Nebenerwerb bewirtschaftet. Eine Besonderheit des Betriebs ist die Zucht von Alpakas. Seit fünf Jahren beschäftigt sich Mutter Liane Hollstein mit den südamerikanischen Kameltieren. Sie liefern eine sehr feine Wolle und werden zunehmend auch in der Therapie eingesetzt. Verkauft werden allerdings vorrangig Zuchttiere an andere Züchter.

Ein Oberkiefer für alle Anbauwerkzeuge: Fest an einen Schnellwechselrahmen montiert, sind die Geräte schnell an- und abgekuppelt.

Foto: Hollstein

Die Bastlertruppe aus Bebra-Asmushausen um Niko Hollstein (rechts): Marc Blackert (l.), Florian Apel und Michael Gleim.

Foto: Mohr

Der „Oberkiefer“ wird hydraulisch bewegt und hat, egal ob Schaufel oder Gabel, das Transportgut fest im Griff.

Foto: Hollstein

 

Der perfekte Arbeitsplatz zum Schweißen

Volker Harz gewinnt 2. Preis beim Tüftlerwettbewerb

Um den Zweitplatzierten des diesjährigen Tüftlerwettbewerbs des LW Hessenbauer/ Der Landbote für Rheinhessen und die Pfalz zu finden, muss man hoch hinaus. Im zweithöchsten Dorf der Pfalz auf rund 400 m üNN, in Seelen, einem Dorf im Donnersbergkreis, findet man Volker Harz, den 42-jährigen Werkzeugmachermeister, der im Nebenerwerb mit seinen Eltern einen Betrieb von 17 ha bewirtschaftet.

Hier oben, wo der Wind immer etwas kräftiger weht als sonst in der Pfalz, wo man an schönen Tagen bis in den Hunsrück schauen kann, hier wuchs Volker Harz auf dem Betrieb seiner Eltern auf. „Auch mein Vater hat den Betrieb schon im Nebenerwerb bewirtschaftet, er arbeitete als Schlosser im Dorf“, sagt Harz. Der Apfel fiel offenbar nicht weit vom Stamm. Denn auch Volker Harz arbeitet gerne mit Metall und hat für den Tüftlerwettbewerb das „Schweißgerät mit Zubehör“ eingereicht.

Heller Arbeitsplatz zum Schweißen und Flexen

Rund fünf Wochen war er im vergangenen Sommer immer wieder mal mit dem Schweißgerät beschäftigt, das ihm nun einen ordentlichen, praktischen und hellen Arbeitsplatz zum Schweißen und Flexen bietet. „Es hat mich genervt, wenn ich beim Schweißen über die Kabel fuhr“, sagt Harz. Damit die langen Kabel versorgt sind, hat er ein 1,8 m langes Rohr an die Rückseite des Schweißgerätes geschraubt und am oberen Ende um 90° gedreht eine leere Schweißdrahtrolle angeheftet. Darüber wird das Massekabel und das Schlauchpaket, durch das das Gas des Schutzgasschweißgeräts strömt, gehängt.

„Weil beim Schweißen oft ein Winkelschleifer gebraucht wird, habe ich einen Ausleger an das Rohr geschweißt, dieser hat eine Halterung für die kleine und die große Flex“, erklärt Harz. Um die Flex auch nahe an den zu reparierenden Maschinen nutzen zu können, schraubte er weiter unten eine Doppelsteckdose an einen zweiten Ausleger an. Die Zuleitung des Stroms erfolgt durch das Rohr. „Hier musste ich darauf achten, dass ich eine Steckdose finde, deren Zuleitung von links erfolgt, was gar nicht so einfach war“, sagt Harz. Da das Schweißgerät an einer 400 V 32 A-Steckdose angeschlossen ist, baute Harz eine zusätzliche 16 A-Sicherung ein.

Damit auch die Kabel der Winkelschleifer nicht unordentlich umherliegen, hat Harz jeweils ein abgewinkeltes Blech an den Ausleger geschweißt, die Ränder abgerundet, sodass die Kabel optimal abgelegt werden können. Ein Haken vollendet den oberen Ausleger, an dem der Schweißschirm von vorne gut greifbar befestigt ist. Seitlich am Mast hat Harz noch zwei Behälter befestigt: einen für die Schutzbrille beim Flexen und einen für Kleinigkeiten wie Zollstock, Stifte, Zange oder Schrauben.

Da die Lichtverhältnisse in der Scheune nicht immer die besten sind und man solche Reparaturen meist spät abends oder eben im Winter mache, kam Harz die Idee, eine 30 W-LED-Leuchte an die Spitze des Mastes zu installieren.

Tüfteln und Landwirtschaft zählen zu den Hobbys

„Die kann um 360° gedreht und in jeder Stellung nochmals um 180° in der Neigung verstellt werden“, sagt Harz stolz. Wie er das schaffte? Er bohrte eine M16 Schraube im Kern 10 mm auf, schweißte die M16 auf das Rohr und zog das Stromkabel für die Leuchte durch das 10 mm-Loch. Um die Leuchte zu befestigen, schweißte er an eine 16er Mutter eine 10er Schraube, an Letzterer ist der Strahler fixiert. Der Ein-aus-Schalter der Leuchte befindet sich im oberen Bereich des Mastes. „So hat alles seinen Platz“, stellt Harz zufrieden fest. Das Tüfteln zählt er neben dem Reisen, Motorrad fahren und der Landwirtschaft zu seinen Hobbys.

Auf die Frage, was als nächstes gebaut werde, lacht Harz. „Ja, es gibt da schon ein Projekt: Und zwar möchte er eine Heizung für das Kühlwasser an einen Traktor bauen. Der springt im Winter nur schwer an. Doch dazu muss eine Bohrung am Motor vorgenommen werden. Welche Bohrung die richtige ist, muss ich noch recherchieren.“

Volker Harz und die mobile Schweißwerkstatt im Einsatz.

Foto: Setzepfand

Die mobile Schweißwerkstatt mit allem Drum und Dran: Geräteaufhängung, Kabelführung und -aufwicklung, Doppelsteckdose und helles, schwenkbares LED-Scheinwerferlicht.

Foto: Setzepfand

Volker Harz ist Werkzeugmachermeister und bewirtschaftet im Donnersbergkreis einen kleinen Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb.

Foto: Setzepfand

 

Bodenproben mit dem Frontlader entnehmen

3. Platz beim LW-Tüftlerwettbewerb für Werner Schröder

Gehbeschwerden waren letztlich der Ausgangspunkt für die Tüftelarbeit von Werner Schröder. Es ging um die Ziehung der Bodenproben auf seinem Grünland-Betrieb in Schotten-Eichelsachsen. Zu Fuß quer über die Wiese laufen? Das muss auch anders gehen, dachte sich Schröder. Heraus kam ein Bohrstock, der mit Hilfe eines elektrisch angetriebenen Stabes entleert wird und am Frontlader seines Traktors befestigt ist. Dafür erhielt er den dritten Preis beim LW-Tüftlerwettbewerb.

Werner Schröder (63) bewirtschaftet in dem schönen Dorf bei Schotten im Vogelsberg einen Grünlandbetrieb. Bei der Grünlandschleppe im Frühjahr müsste es doch möglich sein, in einem Arbeitsgang auch die erforderlichen Bodenproben zu nehmen, dachte sich der Nebenerwerbslandwirt. Immerhin muss er die Proben von 38 Schlägen nehmen.

Da an seinem Schlepper ein Frontlader vorhanden ist, war es naheliegend, einen Entnahmestab an ihm zu befestigen. Dazu musste natürlich ein Stab angebaut werden, der die Bodenprobe aus dem Ziehstock herausdrückt.

Zunächst dachte Schröder an einen Hydraulikantrieb. Doch es ging noch einfacher: Sein Neffe Christopher Herget ist Elektroingenieur und arbeitet in einem Unternehmen, das unter anderem elektrische Antriebe für Krankenhausbetten herstellt.

Spindelmotor drückt die Bodenprobe heraus

Ein Spindelmotor sorgt nun dafür, dass sich der Stab in dem Bohrstock hin- und herbewegt, und die Bodenproben entsprechend in einen Behälter drückt. Diesen Behälter hat Werner Schröder mit Hilfe eines Flacheisens an den Rahmen seines Schleppers geschraubt.

Frontlader bewegt den Bohrstock

Zuvor aber kommt der Frontlader zum Einsatz, der mit der Hydraulik den mit einem Tiefenbegrenzer ausgestatteten Bohrstab etwa 20 Zentimeter tief in den Boden drückt. Anschließend zieht er ihn heraus und neigt den Frontlader mit dem Stab so weit, dass der Boden über der Schüssel herausgedrückt werden kann. Dazu bedient der Landwirt einen einfachen Schalter in der Schlepperkabine.

Der Vorgang beziehungsweise eine Probenahme ist laut Schröder in 30 bis 40 Sekunden abgeschlossen. Nachdem er die Anzahl der geforderten Proben pro Hektar gezogen hat, nimmt er die Schüssel aus der Halterung, mischt den Boden und entnimmt einen Teil, den er zur Untersuchung schickt.

Sein Sohn Marco (43), der ihm beim Bau der Entnahmevorrichtung geholfen hat, schätzt, dass der Bau etwa sieben Stunden reine Arbeitszeit beansprucht.

Schröder und sein Sohn haben schon einige Bastelarbeiten fertiggestellt, beispielsweise einen Weidezaunwagen mit einem Elektrozaun-Aufwickler. Die beiden, Marco Schröder ist gelernter Forstwirt, vermarkten auch Brennholz. Mit einer ähnlichen Vorrichtung wie sie beim Weihnachtsbaumverkauf angewandt wird, können die Holzscheite durch einen Trichter in Netze abgefüllt werden und lassen sich so leichter transportieren und lagern.

Preisgünstiger Löschwagen für die örtliche Feuerwehr

Eine große Sache war der Umbau eines Güllefasses zu einem Löschfass für die Freiwillige Feuerwehr in Eichelsachsen, den Schröder mit Hilfe seiner Feuerwehrkollegen bewerkstelligt hat. 6 000 Liter können mit Hilfe einer Pumpe und einer auf einem Gestell aufgesetzten Düse gespritzt werden. Werner Schröder, der lange Zeit Wehrführer in Eichelsachsen war, konnte somit einen kostengünstigen Löschwagen herstellen, der zudem mehr Wasser transportieren kann als herkömmliche Löschfahrzeuge und – angehängt am Traktor – auch auf schwierigem Gelände zu fahren ist.

Werner Schröder ist gelernter Landwirt. Im Nebenerwerb bewirtschaftet er zusammen mit seinem Sohn den 68-Hektar-Grünlandbetrieb nach ökologischen Richtlinien. Früher hatte er Milchvieh. Heute hält er 30 bis 35 Mutterkühe der Rasse Deutsch Angus, einschließlich der Nachzucht sind es etwa 70 Tiere.

Hauptberuflich arbeitet Schröder bei der Veterinärabteilung des Landrats im Vogelsbergkreis. Er macht Tierbeschau, und als Tiergesundheitsaufseher führt er Fachrechtskontrollen durch.

Der Bohrstock ist am Frontlader befestigt und wird mit der Hydraulik in den Boden gedrückt und wieder herausgezogen. Anschließend bewegt der Frontlader den Bohrstock über den Behälter. Ein elektrisch betriebener Stab drückt die Bodenprobe aus dem Bohrstock.

Der Spindelmotor bewegt den Stab zum Herausdrücken der Bodenprobe.

Werner Schröder mit seinem Sohn Marco und Enkelsohn Luca.

Foto: Mohr

CM, zep, LW – LW 5/2015