Zukunftsaussichten sehen bedrohlich aus

Weinbaupolitische Tagung diskutierte aktuelle Probleme

Die europäische und deutsche Agrarpolitik sowie der internationale Wettbewerb mit ungleichen Bedingungen lassen Winzer und Landwirte voller Sorgen in die Zukunft blicken. Das wurde bei der agrar- und weinbaupolitischen Tagung im DLR Bad Kreuznach deutlich, die der BWV Nahe und Glan gemeinsam mit dem Weinbauverband Nahe organisiert hatte.

Erfolgreiche agrar- und weinbaupolitische Tagung in Bad Kreuznach: Von links: Johannes Thilmann (Vorsitzender des BWV an Nahe und Glan), Dr. Jürgen Oberhofer (DLR Rheinpfalz), Walter Clüsserath (Präsident des Weinbauverbandes Mosel und Vizepräsident des BWV Rheinland-­Nassau), Dr. Thomas Höfer (Präsident des Weinbau­verbandes Nahe), Reinhold Hörner (Präsident des Weinbauverbandes Pfalz und Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Rheinland- Pfalz) sowie Klaus Schneider (Präsident des Deutschen Weinbauverbandes).

Foto: Norbert Krupp

Weinbaupräsident Thomas Höfer und Bauernvorsitzendem Johannes Thilmann kündigten an, dass ihre Amtszeiten zu Ende gehen. Beide werden bei den Neuwahlen am 26. Juni wegen der Altersgrenze nicht wieder kandidieren.

„Wir leben in spannenden Zeiten“, meint Rainer Klöckner, Vizepräsident des Weinbauverbandes Nahe. Die Sparmaßnahmen der Ampel-Koalition hätten das Fass bei Bauern und Winzern zum Ãœberlaufen gebracht. Aber die Proteste haben Politiker in Mainz, Berlin und Brüssel zum Nachdenken gebracht. Weinbaupräsident Höfer lobte die Protestaktionen als „grandio­se Leistung der Bauern und Winzer“. Dankbar ist er, dass das EU-Parlament die Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) Ende 2023 verhindert habe.

Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze

Die Umsätze der Landwirte und Winzer seien um 10 bis 20 % zurückgegangen und der Handel biete teilweise ruinöse Erzeugerpreise. „Ökonomie und Ökologie sind keine Gegensätze“, appellierte Höfer. Alle Kosten und die Mindestlöhne steigen, aber die dafür erforderlichen Preise werden von den Konsumenten nicht gezahlt.

„Der Kostenanstieg um 30 % in den letzten zwei Jahren hat uns kurz vor den Abgrund gebracht“, warnte Höfer. Der deutsche Markt dürfe nicht durch Billig-Weine aus dem Ausland überschwemmt werden, forderte er. Dass die heimischen Trauben- und Fasswein­erzeuger mit den Produktionskosten in Billiglohnländern nicht mithalten können, zeigte Dr. Jürgen Oberhofer vom DLR Rheinpfalz auf. Ein landwirtschaftlicher Betrieb mit weniger als 100.000 Euro Gewinn sei nicht überlebensfähig, rechnete er vor. Allein die Absenkung der Vorkostenpauschale von 10,7 auf 8,4 % von 2021 bis 2024 führe zum Gewinnrückgang um 9,2 %. Auch in Deutschland müsse die Angebotsmenge und Rebfläche deutlich reduziert werden, meinte Oberhofer.

Der Deutsche Weinbaupräsident Klaus Schneider schlug einen Anbaustopp für Wein in der EU und in Deutschland vor. In Baden und Württemberg bleibe alle drei Jahre die Menge einer Jahresernte im Keller zurück. Zudem sprach er sich für freiwillige Rotationsbrachen aus, dafür forderte er eine Honorierung der Winzer.

Massiver Flächenverbrauch

Auf den Flächenverbrauch durch Straßenbau, Wohn- und Industriegebiete sowie erneuer­bare Energien ging Landtags­abgeordneter Marco Weber ein. Er forderte ein Veto-Recht für den Verband, falls Betriebe durch Freiflächen-Photovoltaik und ähnliches gefährdet werde.

Als Vorsitzender des Kreisverbandes Daun im BWV Rheinland-Nassau kandidiert Marco Weber als Nachfolger für den BWV-Vorsitzenden Rheinland-­Nassau, derzeit noch Michael Horper, der zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer gewählt wurde.

Norbert Krupp – LW 15/2024