Züchter im Hochtaunus stellen die Besten aus ihren Herden vor

Hervorragender Auftrieb bei Kreistierschau in Usingen

Vor fünf Jahren hatten der Hochtaunuskreis und die Stadt Usingen damit begonnen, die traditionsreiche Kreistierschau in eine landwirtschaftliche Leistungsschau für die Bürger umzuwandeln – mit Erfolg.

Erfolgreiche Holsteinzüchter, von links: Manfred Uhrig, Vanessa Klarmann, Christian Allendörfer und Johannes Brendel vom Elkenhof in Weinbach vor der abschließenden Siegerehrung.

Foto: Matthias Pieren

Zur traditionsreichen Laurentiuskerb in Usingen fand die 62. Kreistierschau mit einer sehr guten Beteiligung bei den angemeldeten Tieren statt. „Wir wollen nicht nur die Menschen aus dem Taunus, sondern auch aus Frankfurt nach Usingen locken“, sagte Landrat Ulrich Krebs zur Siegerehrung der Usinger Kreistierschau 2015. „Das ist uns mit dem neuen Konzept gelungen.“

Bezirkspferdeschau und Infozelte zur Landwirtschaft

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Während sich bereits am Sonntag Tausende Besucher bei der Bezirkspferdeschau und an den vielen Infozelten der Land- und Forstwirtschaft über die moderne Landwirtschaft informierten, wurde die Kreistierschau am Montagvomittag vor allem von Kindergarten- und Grundschulkindern aus der Region besucht. „Das ist hier Landwirtschaft zum Anfassen“, sagte zum Beispiel Grundschullehrer Hans-Joachim Steffen-Jesse. Doch es sind keinesfalls nur Erzieherinnen und Lehrer, die das Gelände am Stockheimer Bach bevölkern. Auch Landwirte aus dem Taunus treffen sich zum Austausch und fachsimpeln wie eh und je. Der sehr erfolgreiche Rinderzüchter Günter Allendörfer aus Wehrheim nahm bereits in den 1950er Jahren mit seinen Milchkühen an der Kreistierschau in Usingen teil. In diesem Jahr war es Sohn Christian, der neben Frank Hammen vom Wehrheimer Oranienhof, der Landwirtsfamilie Hölz aus Weinbach, Vanessa Klarmann aus Altenstadt und Manfred Uhrig aus Sulzbach seine Kühe dem Wertungsrichter vorstellte. Seine Mühen wurden mit der Prä­mierung der besten Betriebssammlung belohnt. „Die Betriebssammlung Allendörfer ist sehr harmonisch und hat mich mit hoch und fest aufgehängten Eutern und guter Beinqualität überzeugt“, sagte der Preisrichter Ralf Hellmuth aus Haina. Als beste Milchkuh wurde „Contesse“ von Manfred Uhrig vom Sulzbacher Brühlhof als „Miss Usingen“ geehrt.

Große Rassenvielfalt gab es zu sehen

Dem Publikum wurden zudem die Fleischvieh-Rassen Gelbvieh, „Galloway, Limousin, Fleckvieh und Rotes Höhenvieh in ihrer Besonderheit vorgeführt. Die schottischen Hochlandrinder der Rasse Galloway, wie sie auch Christian Boss vom Struthof in Weilrod-Finsternthal züchtet, dienen dort, wo die Landschaft zu verbuschen droht, als vierbeinige Landschaftspfleger.

Der Betrieb Christian Boss vom Struthof in Weilrod-Finsternthal präsentierte seine Galloway-Zucht.

Foto: Matthias Pieren

„Wir Gelbvieh-Züchter wollen in 30 Jahren dort sein, wo heute die Limousin-Zucht steht. Gelbvieh ist für uns das deutsche Limousin“, sagte der Friedrichsdorfer Züchter Remo Stieh. „Wir beweiden unser Vieh auf Streuobstwiesen. Das Fleisch ist von vorzüglicher Qualität.“

Tobias Feucht aus Bad Homburger und der Hof Raab aus Seulberg sowie Mario Walter aus Nieder-Erlenbeach und Gregor Meyer von der Lochmühle präsentierten ihr Fleckvieh. Typische Rassemerkmale erläuterte Feucht dem Publikum.

Schäfer Volker Schuhmacher erläuterte die Rassen.

Foto: Matthias Pieren

Die Eschbacher Landwirtsfamilie Schuhmacher und der Wehrheimer Schafzüchter Olaf Velte präsentierten ihre Merino-Landschafe. „Schafe werden heute eigentlich nicht mehr wegen der Wolle gezüchtet. Bei maximal 1,60 Euro pro kg Wolle lohnt sich das eigentlich gar nicht mehr“, erklärte Preisrichter Helmuth Lange vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. In Deutschland werde heute pro Einwohner und Jahr lediglich 700 Gramm Lammfleisch konsumiert. Milch werde vor allem vom Ostfriesischen Milchschaf in den Molkereien verarbeitet – auch zur Produktion von Joghurt oder Schafskäse. Genau diese Rasse wurde von der Idsteiner Züchterfamilie Petri-Thiel präsentiert. Zudem wurde das Publikum der Schau über die Charakteristika von Coburger Fuchsschafen (Züchter Jürgen Stöpel, Hungen), Dorper und Kamerun Schafen (Christian Wick, Neu-Anspach), sowie die Rassen Kerry Hill und Scottish Blackfire (Björn und Thomas Müller, Münzenberg) und die schwarzköpfigen Fleischschafen (Müller-Haug, Königstein) aufgeklärt. Das die Schau organisierende Amt für den Ländlichen Raum in Bad Homburg freute sich über das Engagement aller Züchter, angefangen bei den Rinderzüchtern, über die Schaf- und Ziegenzüchter bis hin zu den Kleintierzüchtern.

Tobias Feucht stellte hervorragendes Fleckvieh vor.

Foto: Matthias Pieren

Es hatten der Hochtaunuskreis und die Stadt Usingen die Zukunft der Veranstaltung mit einem neuen Konzept gesichert. So hat sich die Usinger Kreistierschau zu einem Erlebnis für die ganze Familie fortentwickelt. Das Schaugelände wird bereits sonntags zur Usinger Laurentiuskerb als „Familientag“ beworben. Nach den Dampfzügen in den beiden vergangenen Jahren brachten in diesem Jahr Oldtimer-Omnibusse Besucher im Pendelverkehr aus dem Vordertaunus ins Usinger Land. Pieren – LW 39/2015