Auf, auf zum fröhlichen Jagen

Vielerorts starten die Gesellschaftsjagden in den Wäldern

Für die einen beginnt mit den Treibjagden die schönste Zeit im Jahr, für andere ist es ein notwendiges Übel. LW berichtet über die Jahresjagdstrecke in Rheinland-Pfalz und Hessen. Dabei zeigt sich, dass die hohen Schwarzwildstrecken von den Vorjahren nicht erreicht werden konnten.

In diesem Jahr konnten die hohen Schwarzwildstrecken der Vorjahre nicht erreicht werden.

Foto: djv

Die Rotwildstrecke in Hessen blieb gegenüber dem Vorjahr 2008/2009 leicht zurück, bei einer Abschusserfüllung von 91 Prozent, wobei in den einzelnen Rotwildgebieten zum Teil eine recht unterschiedliche Erfüllung des vorgegebenen Abschuss-Solls zu verzeichnen ist, wobei das Abschuss-Soll für das Jagdjahr 2009/2010 um 4,5 Prozent erhöht wurde. Die Zusammensetzung der Strecke aus 45 Prozent männlichen und 55 Prozent weiblichen Tieren war gegenüber dem Vorjahr nahezu gleich. Zu beachten ist, dass die Gesamtstrecke an sich mit über 5.700 Stück Rotwild 7 Prozent unter der Vorjahresstrecke liegt. Auch in Rheinland-Pfalz wurde deutlich weniger Rotwild geschossen. Waren es im Jahr 2008/2009 8 760 wurden im Jahr 2009/2010 nur 7 995 Tiere der Gattung Rotwild erlegt.

Ob diese Zahl auch gleichzeitig eine absolute Verminderung des Rotwildbestandes bedeutet, kann nur regional beantwortet werden. Weiterhin wird die große Herausforderung sein, das Rotwild so zu bewirtschaften, damit es nicht wieder zu so radikalen Eingriffen wie in den 80/90iger Jahren kommt, welche der Sozialstruktur des Rotwildes nicht zum Guten gereicht haben.

Rotwild verursachte Schälschäden

Laut Hessen-Forst hat das im Jahr 2008 neu eingeführte Schälschadenerhebungsverfahren landesweit bei der Baumart Buche 1,4 Prozent und bei der Baumart Fichte 5,7 Prozent frische Schälschäden gemessen. Diese Werte liegen jeweils um das 1,8-fache über den tolerierbaren Grenzwerten. In einzelnen Rotwildgebieten stellt sich das Ergebnis noch deutlich dramatischer dar. So werden bei der Buche in der Spitze bis zu 6,4 Prozent (das 13-fache des zulässigen Grenzwertes) und bei der Fichte 14,5 Prozent (das 7-fache der Toleranzgrenze) frische Schälschäden gemessen. Dabei gilt es zu beachten, dass die Schälschäden nach dem neuen Erhebungsverfahren nicht höher liegen als vor 2008. Die Gleichung hohe Schälschäden = überhöhte Rotwildbestände kann nicht uneingeschränkt gelten und als einzige Maßnahme für eine Erhöhung der Abschussvorgaben in Erwägung gezogen werden. Dies insbesondere unter der Prämisse, wenn erhöhte Abschussvorgaben nicht erfüllt werden können. In diesem Zusammenhang spielen mangelnde Äsungsmöglichkeiten in heranwachsenden Buchenverjüngungen, zunehmende Beunruhigung auch im Wald durch die moderne Freizeitgesellschaft, Fehler in der Jagdstrategie mit intensiver Nachtjagd auf Schwarzwild in Rotwildeinstandsgebieten, Bejagung auf Wildäsungsflächen, wenn überhaupt ausreichend vorhanden, ebenfalls eine Rolle. Hieran muss zugunsten der Leitart Rotwild weiterhin gearbeitet werden.

In Hessen wird das Rotwild in 20 abgegrenzten Rotwildgebieten in regionalen Rotwild-Hegegemeinschaften bewirtschaftet. Der LJV-Hessen hat gemeinsam mit Hessen-Forst in 2010 einen „Leitfaden für Rotwild-Hegegemeinschaften“ herausgegeben. Da die jeweilige örtliche Rotwild-Hegegemeinschaft als Zusammenschluss aller Jagdbezirke der Schlüssel für eine artgerechte und allen Ansprüchen gerecht werdende Bejagung und Hege dieser Wildart bildet, dient die zur Verfügungstellung des Leitfadens als Hilfestellung für die vielfältigen und verantwortungsvollen Aufgaben der Hegegemeinschaften. Besondere Bedeutung nehmen dabei die zu erstellenden Lebensraumgutachten zur sachlichen Bewertung des Rotwildbestandes, seines Lebensraumes und den Wechselbeziehungen zu Wald und Flur auf der Basis objektiver Kriterien ein.

Die Rehwildstrecke in Hessen war seit 2004 leicht rückläufig. Gegenüber dem „Rekordjahr“ 2003/2004 ist sie um 3,5 Prozent geringer ausgefallen, jedoch nunmehr bereits im zweiten Jahr wieder mit steigender Tendenz. Dass der Rehwildbestand landesweit erheblich zurückgegangen sei, ist damit zumindest anhand der Streckenliste nicht erklärbar. Mithin ist die Rehwildstrecke, im Vergleich zu den Vorjahren, relativ konstant und bedarf keiner grundlegenden Veränderung in der Anzahl. Grundsätzlich sollte beachtet werden, dass der Rehwildabschuss verstärkt auf die durch die letzten Stürme geschädigten und wieder aufgeforsteten Flächen konzentriert werden sollte. Mangels gegenteiliger Aussagen ist davon auszugehen, dass zumindest landesweit die Verbissbelastung weiterhin rückläufig ist.

Die Hälfte an Schwarzwild geschossen

Unter dieser Prämisse sollte nach Ansicht des LJV auf das aufwendige Verbisserhebungsverfahren verzichtet werden und nur in begründeten Einzelfällen stattfinden. Inwieweit dies einer Durchsetzung zugänglich ist, bleibt abzuwarten. Zur Gewinnung fundierter Kenntnisse zu einem neuen Verfahren der Abschussfestsetzung von Rehwild wurde im Rahmen eines Projektes für die Hegegemeinschaft Knüll ein gemeinsamer Abschussplan für das Rehwild auf der Grundlage der Abschussplanung der Hegegemeinschaft auf Widerruf festgesetzt. Das Projekt startete zum 1. April 2007 mit Beginn des neuen 3-jährigen Abschussplanes und endete am 31. März 2010. Innerhalb der Mitglieder der Hegegemeinschaft ist das „Pilotprojekt“ positiv bewertet worden. Der LJV Hessen unterstützt die Bestrebungen, die Rehwildabschussplanung auf der Ebene der Hegegemeinschaften als eine Alternative zur bisherigen Regelung im Hessischen Jagdrecht zu verankern. In Rheinland-Pfalz lag die Rehwildstrecke 2008/2009 bei 73 616 Tieren, inklusiv Fallwild, und verzeichnet im Jahr 2009/2010 eine leichte Erhöhung auf 74 087 Tiere.

Die Schwarzwildstrecke schwankt von Jahr zu Jahr enorm. Dies hat sich auch im Jagdjahr 2009/2010 in Hessen und Rheinland-Pfalz wieder gezeigt, in dem die Strecke gegenüber dem Vorjahr um 53 Prozent auf rund 42 000 Stück in Hessen gesunken ist und in Rheinland-Pfalz von 80 175 auf 38 793 Stück gesunken ist. Die geringere Strecke dürfte sowohl in dem hohen Vorjahresergebnis begründet sein, aber auch durch die im vergangenen Herbst vorhandene außergewöhnliche Mast an Eicheln und Bucheckern, bei der sich das Schwarzwild nicht so bewegungsaktiv wie im Vorjahr gezeigt hat. Die Schwarzwildbestände zeigen darüber hinaus in diesem Jahr weiter steigende Tendenz. Das geringere Streckenergebnis darf nicht dazu verleiten, in der nach wildbiologischen Gesichtspunkten scharfen Bejagung nachzulassen. Durch die in diesem Jahr fast gänzlich fehlende Mast an Eicheln und Bucheckern dürfte das Schwarzwild wieder einen größeren Aktionsradius zeigen, verbunden mit einer möglichen Steigerung der Straßenverkehrsgefährdung. Bei der Bejagung sollte auch weiterhin auf die sinnvolle Kombination von großräumigen Bewegungsjagden und der Einzeljagd, auch an jagdrechtskonformen Kirrungen, abgestellt werden. Letztere dürfte aktuell insbesondere unter Berücksichtigung der fehlenden Mast von nicht zu unterschätzender Bedeutung für den jagdlichen Erfolg sein. Erfreulich ist, dass der Besatz bei Feldhasen, Kaninchen und Fasanen weiterhin stabil ist und regional bezogen sogar steigende Tendenz aufweist.

Dies bestätigen die im Rahmen des Wildtier-Informations-Systems (WILD) gewonnenen Erkenntnisse. In Hessen brachte die Herbstzählung 2009 in 39 Zählgebieten einen durchschnittlichen Hasenbesatz von 20 Hasen pro 100 ha. Dass die Hasenstrecke jetzt doch selbst gegenüber dem Vorjahr gesunken ist, zeugt nach wie vor davon, dass die Jägerschaft verantwortungsbewusst mit ihrem Hegeauftrag umgeht, welcher ebenso die Lebensraumverbesserung zum Ziel hat. Auch hier stehen die Landesjagdverbände als Berater und Initiator zur Verfügung.

Konsequente Bejagung des Fuchses

Dass die Strecken beim Raubwild leicht gefallen sind, dürfte im positiven Sinne als Erfolg der in den letzten Jahren konsequenten Bejagung zu werten sein. Wie zahlreiche Beispiele an Untersuchungen belegen, verursachen die Raubwildarten erhebliche Verluste bei den Feldhasen und Bodenbrütern und müssen daher auch zur Verhinderung der Tollwut und des Fuchsbandwurmes auch in Zukunft intensiv bejagt werden.

Dabei sind die von vielen Jagdvereinen und Hegegemeinschaften veranstalteten „Fuchstage“ ein bewährtes Mittel zur Reduktion des Fuchsbesatzes und auch der Waschbären. In Rheinland-Pfalz konnten 2009/2010 34 688 und im Vorjahr 36 193 Füchse erlegt werden. Alexander Michel, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Hessen, Zahlen aus Rheinland-Pfalz vom Landesjagdverband RLP