Zum vierten Mal Preis „D“Kall“ verliehen

Erfolgreiche hessische Milchviehbetriebe prämiert

Zum vierten Mal zeichnete die Landesvereinigung für Milch und Milcherzeugnisse Hessen e.V. (LVM) herausragende Milcherzeuger in Hessen mit dem Preis „D'Kall“ (hessisch: „Der Karl') aus. Gewinner ist in diesem Jahr der Betrieb der Familie Fackiner aus Dainrode im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Im Rahmen des Hessentages in Wetzlar wurde der Preis anlässlich des Internationalen Tages der Milch feierlich von Ministerin Lucia Puttrich und Friedhelm Schneider, Vorsitzender der Landesvereinigung Milch und Präsident des Hessischen Bauernverbandes, verliehen.

Sieger beim Preis D´Kall wurde Olaf Fackiner (5.v.l., mit Blumenstrauß), auf Platz zwei landete der Betrieb von Karl-Erhard Pohlmann (6.v.l.) und auf Platz drei Eberhard Mehler (2.v.r.). Mit im Bild: die Familien der Sieger sowie Ministerin Lucia Puttrich (4.v.r), Friedhelm Schneider (7.v.r), Vorsitzender der LVM und Präsident des HBV, und Milchkönigin Marie I. (3.v.r).

Foto: Innovationsteam Milch Hessen

Die ausgezeichneten Betriebe beweisen, dass erfolgreiche Milchviehhaltung nicht primär von der Herdengröße abhängig ist, sondern vom Know-how, dem Gespür für die Kuh, aber auch von Unternehmereigenschaften und der optimalen Nutzung natürlicher Standortfaktoren – Eigenschaften, die alle drei Betriebe souverän darstellen. „Wir wollen mit dem Preis „D`Kall“ Milcherzeugerbetriebe belohnen, die ein hohes Management-, Qualitäts- und Leistungsniveau haben und der modernen Milchviehhaltung in Hessen ein Gesicht geben“, so Schneider.

Die Auswahlkriterien beim „D`Kall“ sind anspruchsvoll, aber das ist auch die Milchproduktion – denn es bedeutet hochwertige, sichere Lebensmittel zu produzieren und dabei nachhaltig zu wirtschaften in einem Marktumfeld mit vielen Unbekannten. Darum richtet sich die Bewertung der beteiligten Betriebe nicht nur nach den erreichten wirtschaftlichen Zielen, sondern auch der Planung zukünftiger Maßnahmen. Basis für die Beurteilung ist ein Paket von Kriterien, so zum Beispiel das Herdenmanagement inklusive Fütterung, Haltung und Tiergesundheit, die betriebswirtschaftliche Beurteilung sowie die Bereitschaft zur Ãœbernahme gesellschaftlicher Verantwortung.

Ersten Preis für Olaf Fackiner

Innovativ und zukunftsweisend, so war die Bewerbung vom Birkenhof für den D`Kall überschrieben – und Betriebsleiter Olaf Fackiner konnte die Jury überzeugen. Der 250-Milchkuh-Betrieb (Reportage ab Seite 15) konnte der Jury ein durchdachtes Konzept präsentieren, mit einer klaren Strategie und Einschätzung der eigenen Stärken. Der Betrieb steht stellvertretend für die Gruppe der „erweiterten Familienbetriebe“, die sich, gestärkt durch die positive wirtschaftliche Entwicklung im Betrieb, ganz klar auf ihr Kerngeschäft – die Milchproduktion – fokussiert haben und die Bestände kontinuierlich weiterentwickeln. Hier wird moderne Technik eingesetzt, um den Kuhkomfort zu maximieren und gleichzeitig den Bewirtschafterkomfort zu optimieren. Das Ergebnis sind gesunde Tiere mit guter Leistung, eine hohe Arbeitseffizienz, eine gute Produktionskostenstruktur und die Vermittlung eines positiven Images moderner Milchviehhaltung in der Öffentlichkeit. Von Ministerin Lucia Puttrich nahm Olaf Fackiner „D´Kall“ in Empfang. Friedhelm Schneider überreichte außerdem einen Gutschein über zwei Freiplätze für eine Studienfahrt nach Österreich und in die Schweiz.

Zweiten Preis für Betrieb Pohlmann

Der zweite Platz ging an Familie Pohlmann in Stormbruch, einem kleinen Ort am Diemelsee. 65 Kühe sind in einem luftigen Offenfrontstall untergebracht. Der gesamte Betrieb ist auf nur eine Arbeitskraft ausgerichtet und verkörpert damit den „klassischen Familienbetrieb“ ohne Mitarbeiter, der moderne Milchviehhaltung betreibt. Hier wird eindrucksvoll bewiesen, dass auch bei kleineren Tierbeständen die Produktionskosten entscheiden und dass wirtschaftlicher Erfolg nicht durch die Anzahl der Kühe bestimmt wird, sondern durch Know-how in der Milchviehhaltung und der optimalen Nutzung der Standortbedingungen. Arbeitskraft wird zunehmend durch Technik ersetzt, so zum Beispiel mit dem Futterbutler und auch mit der geplanten Investition in einen Melkroboter. Im Betrieb Pohlmann haben die Kühe im Sommer Weidegang, was hervorragend zum Standort des Betriebes passt. Karl-Erhard Pohlmann darf sich über einen Freiplatz für die Studienfahrt nach Österreich und in die Schweiz freuen.

Dritter Preis ging an Eberhard Mehler

Für den dritten Platz qualifizierte sich der Betrieb der Familie Eberhard Mehler aus Steinbach, Landkreis Fulda. Dieser steht stellvertretend für die Gruppe der Familienbetriebe, bei denen mit Vater, Mutter und Sohn zwei Generationen aktiv für die Bewirtschaftung des Betriebes verantwortlich sind. Hier war die Jury beeindruckt vom sprichwörtlichen Auge fürs Vieh, denn der Fokus des Betriebes mit 100 Milchkühen liegt auf der Erzielung hoher Milch­leistungen, damit die knappe Fläche effektiv genutzt wird. Ãœber 11 200 kg Milchleistung pro Kuh bedeutet auch die drittbeste Milchleistung in Hessen in der Betriebsgrößenklasse 100 bis 200 Kühe. Da die Tiergesundheit sehr stabil ist und die Kühe lange im Stall sind, kann neben dem Milchverkauf auch der Zuchtviehverkauf nicht benötig­ten Jungviehs als Einnahmequelle genutzt werden. Durch seine exponierte Lage am Milseburg-Radweg liefert der Betrieb vorbeifahrenden Radlern jeden Tag ein positives Image der Milchviehhaltung. Zur Unterstützung der täglichen Arbeit erhielt der Betrieb aus den Händen von Ministerin Puttrich einen Sachpreis für innovative Produkte in der Milchviehhaltung im Wert von 300 Euro. Auch im nächsten Jahr wird der „D`Kall“-Preis wieder vergeben. Bewerbungsunterlagen ab September unter www.agrinet.de/i-team.

Sibylle Möcklinghoff-Wicke, Innovationsteam Milch der LVM Hessen