VLF Höchst zu Besuch bei der TH Bingen

Besichtigung der umfangreichen Feldversuche

Das Angebot des Agrarwissenschaften-Studiums an der Technischen Hochschule Bingen wird jährlich von 60 bis 70 Studenten wahrgenommen. Bei Vortragsveranstaltungen arbeitet der VLF Höchst gerne mit der TH Bingen zusammen um möglichst aktuelle, wichtige und auch regionale Informationen aus der Forschungsarbeit zu erhalten. Mitglieder des VLF Höchst waren kürzlich zu Gast beim Professor für Acker- und Pflanzenbau, Dr. Jan Petersen.

Die Mitglieder des VLF Höchst schauen sich eine Versuchsparzelle zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz in Winterweizen an.

Foto: VLF

Die TH Bingen bewirtschaftet einen Betrieb mit Pflanzenproduktion, Milchvieh-, Schaf- und Schweinehaltung. Bei der Pflanzenproduktion ist auch das praxisorientierte Feldversuchswesen mit zahlreichen Anbauversuchen und verschiedenen aktuellen Fragestellungen integriert. Der Betrieb und insbesondere das Versuchswesen ist fachlich breit aufgestellt und bietet Lösungen für integrierte und biologische Wirtschaftsweisen.

Der Ackerbau wird auf Böden mit 35 bis 60 Bodenpunkten seit 20 Jahren pfluglos bewirtschaftet und es liegen Ergebnisse im Vergleich zur langjährig differenzierte Grundbodenbearbeitung vor. In diesem Jahr war zum Beispiel bei den pfluglosen Feldern mehr Windhalm festzustellen. Insgesamt werden gute Erträge erzielt, obwohl der Standort in einem Regenschattengebiet (~500 mm/a) liegt.

Als eine Alternative zum Mais wird auch Sorghum-Hirse ausgesät. Die Kulturart hat gegenüber Mais die folgenden Vorteile: Relativ trockentolerant, kaum Befall mit Zünsler, weniger Fusarium im Vergleich zu Mais, geringere N-Düngung, trockenere Körner bei der Ernte. Die Erträge liegen je nach Standort zwischen 5 bis 12 t/ha und die Inhaltsstoffe sind mit dem Maisanbau vergleichbar.

Anbau von Körnerleguminosen

Es werden auch Körnerleguminosen angebaut und die bitterstoffreine Weiße Lupine gezüchtet. Weiter werden Linsen mit Sommergerste als Stützfrucht angebaut und auch andere Leguminosen wie vier Sojabohnensorten, die allerdings gegenüber den Lupinen später geerntet und später ausgesät werden.

Schwerpunkte sind Versuche zur integrierten Pflanzenproduktion. Beispielsweise Vergleiche zu: Pflanzenbau mit Pflug und pfluglos, Herbizidresistenzen (Ackerfuchsschwanz, Kamille und andere) in der Fruchtfolge mit Mais, Rüben und Getreide vermeiden, Herbizidtoleranz in Rüben, langjährige Feldversuche mit unterschiedlicher Bodenbearbeitung bei Raps, Rüben und Weizen unter besonderer Beachtung von Treibhauseffekten, und Rüben mit Ackerbohnenbeisaat zur Ablenkung von Blattläusen.

Anbauempfehlungen und Forschungsergebnisse

Es werden für die Landwirte viele Anbauempfehlungen und Forschungsergebnisse erarbeitet. Prof. Jan Petersen hat sich zum Beispiel auch mit dem optimalen Einsatz von Fungiziden und Wachstumsregelern beschäftigt und seine veröffentlichten Ergebnisse werden wie folgt zitiert.

In einem Verbundprojekt verschiedener Partner (Julius-Kühn-Institut, Humboldt Uni, Strube Saatzucht) wurden in drei Jahren an jeweils fünf Standorten acht Winterweizensorten mit unterschiedlichen Anfälligkeiten gegen Blattkrankheiten angebaut. Geprüft wurden die Auswirkungen einer sortenangepassten Fungizidstrategie auf den Ertrag, die Qualität und die Wirtschaftlichkeit des Weizenanbaus in Vergleich zu unbehandelten und standardmäßigen (sortenunabhängigen) Fungizidstrategien. Petersen berichtete beim Liederbacher Pflanzenbautag, dass die Erträge in einer sortenspezifischen Behandlungsstrategie zwar leicht gegenüber der Standardstrategie sanken, jedoch die Qualität gesichert und die Wirtschaftlichkeit in der angepassten Strategie verbessert werden konnte. Durch eine situationsbezogene, sortenspezifische Herangehensweise kann die Wirtschaftlichkeit verbessert werden und gleichzeitig der Fungizideinsatz reduziert werden. Allerdings steigt bei diesem Ansatz der Aufwand für die Feldkontrollen, um die optimalen sortenspezifischen Behandlungstermine zu ermitteln.

VLF – LW 31/2019