Weiterer Schritt für Naturschutz und Landwirtschaft

Startschuss für erste Modell-Naturschutzstation

Am Dienstag vergangener Woche hat Umweltministerin Katrin Eder in der Burgruine Falkenstein einen Förderbescheid über 500 000 Euro zur Errichtung der ersten Modell-Naturschutzstation in Rheinland-Pfalz überreicht.

Umweltministerin Katrin Eder übergibt den Förderbescheid an Pollichia-Präsident Dr. Michael Ochse.

Foto: BWV

Mit der Etablierung von Naturschutzstationen in Rheinland-Pfalz beabsichtigt das Land,

Aufgaben des Naturschutzmanagements regional zu bündeln. Dabei sollen die Stationen insbesondere die Aufgaben der Vertragsnaturschutzberatung, der Biotopbetreuung sowie der Umsetzung von Natura-2000-Bewirtschaftungsplänen übernehmen.

Gerold Füge, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes im Kreis Donnersberg und Vorsitzender des Vereins Donnersberger Landwirte für Naturschutz e.V. berichtete von anfänglichen Vorbehalten der Landwirte. „Die Landwirte vor Ort fürchten den Aufbau weiterer bürokratischer Hürden“. Laut Füge überwiegt letztendlich jedoch „die Hoffnung, mit der Naturschutzstation den

Aufbau einer effizienten und praxisorientierten Kommunikationsplattform zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Kommune etablieren zu können“.

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V., Ökonomierat Eberhard Hartelt, sieht in der Modell-Phase Chancen, den kooperativen Naturschutz weiter voran zu treiben. „Effizienter Naturschutz kann nur durch ein kooperatives Zusammenwirken der Flächenbewirtschafter gelingen. Dabei ist es auch wichtig, dass sämtliche Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz eng zusammenarbeiten. Von den Naturschutzstationen erhoffen wir uns weitere Anreize, den örtlichen Naturschutz durch abgestimmte produktionsintegrierte Maßnahmen flächeneffizienter zu gestalten.“

Während der nunmehr startenden zweijährigen Modellphase sollen Konzepte entwickelt werden, um die vorgesehenen Aufgaben in Zukunft bestmöglich und flächendeckend erfüllen zu können. Hierzu soll zunächst ein Trägerverein unter Beteiligung der örtlichen Akteure aus Landwirtschaft, Naturschutz und der jeweiligen Kommune gegründet werden, schreibt der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd in einer Pressemeldung.

„Klima- und Artenkrise bedingen sich gegenseitig und müssen deshalb gemeinsam bewältigt werden. Um unsere Artenvielfalt bestmöglich zu erhalten, brauchen wir einen zielgerichteten Natur- und Artenschutz, der mit passgenauen Lösungen und Ansprechpartnern vor Ort die Herausforderungen angeht. Mit unserem Vorhaben, in Rheinland-Pfalz landesweit Naturschutzstationen zu etablieren, die jeweils zwei bis drei Landkreise betreuen, streben wir die größte strukturelle Veränderung der vergangenen Jahrzehnte im rheinland-pfälzischen Naturschutz an und richten ihn langfristig dezentral aus. Gemeinsam mit Akteuren aus dem Naturschutz, der Landwirtschaft und den Kommunen wollen wir auf diese Weise den Naturschutz regional verankern und ihm vor Ort ein neues Gesicht verleihen“, sagte Umweltministerin Katrin Eder bei der Vorstellung der ersten rheinland-pfälzischen Modell-Naturschutzstation.

Anhand zweier Modell-Naturschutzstationen wird das Vorhaben einer landesweit neuen Organisationsstruktur für das Naturschutzmanagement entwickelt. In den Landkreisen Donnersbergkreis, Bad Dürkheim sowie der kreisfreien Stadt Neustadt an der Weinstraße haben sich Akteure aus Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen zusammengeschlossen, um mit der Modell-Naturschutzstation Süd die erste von zwei Modell-Naturschutzstationen zu betreiben. Die IG Süd wird im Zuständigkeitsbereich der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd liegen.

Pollichia fungiert als Träger der Naturschutzstation

Trägerin der Modell-Naturschutzstation Süd ist der forschende Naturschutzverein Pollichia, dessen Präsident Dr. Michael Ochse und Geschäftsführerin Julia Schulze stellvertretend für die Interessengemeinschaft einen Förderbescheid über 502 573 Euro von Umweltministerin Katrin Eder entgegennahmen. „Die Pollichia ist eine starke Partnerin in unserer ersten Modellregion, die das Vertrauen zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Kommunen ausbauen möchte und damit den Grundstein für ein zukunftsfähiges Naturschutzmanagement legt“, lobte die Ministerin das Engagement des etwa 2 800 Mitglieder starken Vereins.

Gemeinsam gegen Artenrückgang vorgehen

„Mit der neuen Station verbinden wir die Hoffnung, den Schutz unserer Landschaft und ihrer wundervollen Natur auf neue Beine stellen zu können. Der Rückgang von Tier- und Pflanzenarten hält weiter an und daher helfen wir mit hoher Motivation bei diesem interessanten Vorhaben. Wir freuen uns dabei besonders, dass hier Interessengruppen aus Landwirtschaft und Kommunen mit uns zusammenarbeiten wollen und danken allen Beteiligten für ihr Vertrauen in uns und in die Sache“, sagte Dr. Michael Ochse, Präsident der Pollichia.

Für den Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV), Ökonomierat Eberhard Hartelt, sind die Naturschutzstationen eine Chance für eine flächendeckende Umsetzung des kooperativen Ansatzes beim Naturschutz: „Die Naturschutzstationen haben das Potenzial, hier einen Schritt nach vorne zu machen. Dabei sollten die bestehenden Projekte und die Ergebnisse vom Schulterschluss Artenvielfalt eingebunden werden. Klar muss jedoch sein, dass Landwirte und Winzer auch mit Naturschutz Geld verdienen müssen, sonst sind alle Bemühungen zum Scheitern verurteilt.“

Ziel der beiden Modell-Naturschutzstationen ist es, den ab 2026 sukzessive angepeilten Betriebsbeginn der bis zu 12 Naturschutzstationen bestmöglich vorzubereiten.

Bis dahin sollen – in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) – in den Modell-Naturschutzstationen Abläufe, Arbeitshilfen und Empfehlungen für den Aufbau entwickelt und ein Wissenstransfer zum aktuellen Naturschutzmanagement hergestellt werden. „Für Rheinland-Pfalz stellt die Etablierung der Naturschutzstationen eine besondere Herausforderung dar.

bwv/mkuem – LW 40/2024