Der Anbauumfang wächst

Luzerneerhebung – Vorzüge mit Greening kombinieren

Mit Abschluss des Vegetationsjahres 2014 liegen nun drei- und vierjährige Ertrags- und Qualitätsdaten von Luzerne vor. Diese wurden auf Praxisflächen im nördlichen Rheinland-Pfalz erhoben. Christoph Brenner vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel in Montabaur fasst die Ergebnisse zusammen.

Im Rahmen der Praxiserhebung wurden 2014 erstmals über 200 dt Trockenmasse erreicht.

Entgegen ihrem guten Ruf als Futterpflanze wies die Luzerne in den letzten Jahrzehnten einen geringen Flächenanteil aus. Seit ein paar Jahren kann hier jedoch ein steigendes Interesse, einhergehend mit einem Anstieg des Anbauumfangs beobachtet werden. Neben der guten Strukturwirkung, hohen Rohproteingehalten und sehr guter Schmackhaftigkeit in der Fütterung zeichnet sich die Pflanze vor allem durch eine hohe Trockenverträglichkeit aus. Als Leguminose benötigt sie nach ihrer Etablierung zudem keine Stickstoffdüngung.

Konservierung und Standorteignung

Aus diesen Gründen sind diverse Betriebe mittlerweile in den Anbau des Stickstoffsammlers eingestiegen. Manche kamen auch über den Weg des Zukaufs von Luzerneheu zum eigenen Anbau. Bis dahin galt es, neben allgemeinen Anbauinformationen vor allem Fragen der Konservierung und der Standorteignung zu klären. Gilt doch die Luzerne als schwer silierbar und ihr Anbau wird gedanklich sehr oft mit günstigen Klimalagen in Verbindung gebracht. Somit wurde insbesondere in klimatisch raueren Regionen die Möglichkeit des Luzerneanbaus eher skeptisch gesehen oder auch ganz in Frage gestellt.

Gerade zu diesen beiden Hauptfragen konnten mit der oben angeführten Praxiserhebung wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Entsprechend ihres seit vielen Jahren geringen Anbauumfangs lagen nämlich zu Anbau und Konservierung von Luzerne nur wenige Daten aus Versuchen und der Praxis vor.

So konnte festgestellt werden, dass wesentlich mehr Standorte als gedacht für den Luzerneanbau geeignet sind, und dass auch die Silierung gelingt. Zudem wurde über den Erhebungszeitraum – abgesehen von der normalen Abnahme der Ertragskraft mehrjähriger Ackerfutterbestände ‑ eine allgemein gute Ertragsstabilität hinsichtlich der sehr unterschiedlichen Witterungsbedingungen beobachtet.

Auch für rauere Lagen, aber nicht unter pH 6,0

Von ihren Standortansprüchen her tendiert die Luzerne zwar zu warmen und auch sommertrockenen Lagen. Jedoch kommt sie auch, wie die Ergebnisse der Erhebung zeigen, mit raueren und/oder feuchteren Bedingungen zurecht. Sie ist sehr winterfest und erträgt auch längere und stärkere Frost- als auch Nässeperioden. Entscheidend sind eine gute Durchwurzelbarkeit des Bodens, sowie ein Mindest-pH-Wert von 6,0. Dieser Mindest-pH stellt eine wesentliche Grundanforderung im Luzerneanbau dar und sollte nicht unterschritten werden.

Nicht geeignet sind kalte Nordhanglagen, staunasse beziehungsweise vernässte Böden und Standorte mit hohem Grundwasserstand. Insoweit sind die Ansprüche der Luzerne in diesem Punkt identisch mit denen von Silomais.

Ausgehend von den oben angeführten bevorzugten Standortansprüchen (warmer Kopf und trockene Füße) decken die Flächen der eingangs erwähnten Praxiserhebung einen Bereich von quasi klassischer bis hin zu vermeintlich schwieriger beziehungsweise ungeeigneter Anbaulage ab. Insbesondere der Standort Hoher Westerwald wurde nämlich anfangs als solcher angesehen, zumal in dieser Region noch nie zuvor Luzerne angebaut wurde. In Tabelle 1 sind verschiedene Angaben zu den jeweiligen Erhebungsflächen der drei einbezogenen Betriebe aufgeführt. Dazu kommen ab 2012 noch sechs Flächen aus der Eifel. Diese sind in Tabelle 2 aufgeführt.

Gute Regeneration nach Winter

Besagte Erhebungsflächen (Tabelle 1) vermittelten unabhängig von ihrem Standort nach dem schneereichen Winter 2010/2011 einen sehr „mitgenommenen“ Eindruck, der eher an Umbruch als an kommende Futterernten denken ließ. Mit beginnender Vegetation wurden diese Bedenken jedoch mit kräftig einsetzendem Wachstum zerstreut.

Die Frühsommertrockenheit zeigte im Gegensatz zum Grünland augenscheinlich keinen Einfluss auf das Wachstumsgeschehen. Letztlich konnten auf allen Flächen mindestens drei Schnitte geerntet werden. Das milde Herbstwetter verursachte ein weiterhin anhaltendes Wachstum, wodurch zur Einstellung auf Winterhöhe teilweise eine Schafbeweidung erforderlich wurde.

Optisch eher unbeeindruckt zeigten sich die Bestände nach der extremen Frostperiode im Februar 2012. Im Gegensatz zu den vielen Ausfällen im Getreide und im Raps gab es keine Verluste. Auch die recht nasse Periode von Mai bis in den August wurde von den Beständen gut gemeistert. Wiederum konnten auf allen Flächen mindestens drei Schnitte geerntet werden, und zum Teil war erneut eine Schafbeweidung zur Einstellung auf Winterhöhe erforderlich.

Trotz Witterungsextremen drei Schnitte pro Jahr

Auch die von den beiden Vorjahren völlig anderen Witterungsbedingungen 2013 konnten die Luzerne im Gegensatz zu dem als ertragssicher geltenden Kandidaten Silomais nicht aus der Bahn werfen. Abwechselnde Nass- und Trockenextreme wurden gut geschultert. Eher gab es im Frühjahr und Herbst das Problem, zur Ernte einen passenden Termin für die Befahrbarkeit der Bestände zu finden.

So sind 2013 nicht wenige Bestände zu hoch in den Winter gegangen. Ein milder und sehr nasser Oktober hatten die Luzerne noch einmal kräftig nachtreiben lassen und die erste Novemberhälfte brachte weiteren ergiebigen Regen. An eine Ernte beziehungsweise ein Abräumen der aufstehenden Masse war somit nicht zu denken.

Ein anschließend milder, nahezu frostfreier Winter (es gab zwei leichte Frostnächte) ermöglichte diesen Beständen einen schadlosen Übergang in die nächste Vegetationsperiode. 2014 zeigte dabei von allen vier Erhebungsjahren den relativ ausgeglichensten Witterungsverlauf. Es handelte sich allgemein um ein sehr futterwüchsiges Jahr, in dem ein Bestand erstmalig über 200 dt Trockenmasse erreichte.

Größtes Problem stellten Mäuse dar

Im Gegensatz dazu schwächelte auch erstmalig ein Bestand während einer längeren Trockenphase. Grund waren stärkere Sandköpfe, die sogar die Luzerne an diesen Stellen „in die Knie“ zwangen. Ebenfalls erstmalig kam es im vergangenen Spätsommer vor allem auf zwei Erhebungsflächen zu massiven Mäusebefall. Waren extreme Witterungseinwirkungen in den Vorjahren weitestgehend folgenlos geblieben, so schädigten die Mäuse innerhalb kurzer Zeit die Bestände massiv.

Abgesehen von der Mäuseplage, welche bekanntlich kein ausschließliches Problem der Luzerne darstellt, steht dem Luzerneanbau nach den Beobachtungen und ermittelten Ergebnissen aus dieser Praxiserhebung auf einer Vielzahl von Standorten nichts entgegen.

 – LW 11/2015