Das Beste aus dem Gadde

„Frankfurter Grüne Soße“ ist schützenswert

Im Frühjahr 2016 wurde die „Frankfurter Grüne Soße“ als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) eingetragen. Für die kräuteranbauen­den Betriebe im Raum Frankfurt ist der Schutz ihres regionalen Produktes ein erster Erfolg. Aber auch eine Herausforderung für Anbau und Vermarktung, die mit dem Siegel verbundenen Anforderungen zu erfüllen. Dazu wurde den Betrieben ein Jahr lang Zeit gegeben.

Rainer Schecker betreibt in vierter Generation den Gemüsebetrieb im Frankfurter Stadtteil Oberrad. Am Rande des Mains und zugleich im Schatten der Skyline werden auf sechs Hektar Kräuter angebaut, davon 1 Hektar unter Glas. Der quirlige Familienbetrieb lebt von der Direktvermarktung.

Foto: Moe

Das Heranwachsen der sie­ben Kräuter für Goethes Leibs­speise mit Pimpinelle, Petersilie, Sauer­ampfer, Kresse, Borretsch, Kerbel und Schnittlauch als die Bestandteile der Frankfurter Grüne Soße wurde diese Woche vom zuständigen Regierungspräsidium Gießen mit Blick auf die g.g.A.-Kriterien beim ersten teilnehmenden Gartenbaubetrieb von Rainer Schecker in Frankfurt-Oberrad überprüft.

Für die Eintragung der Frankfurter Grünen Soße ins EU-Re­gis­ter der g.g.A. Erzeugnisse hat der Gärtnermeister gemeinsam mit dem Verein zum Schutz der Frankfurter Grü­nen Soße e.V. und der MGH Gutes aus Hessen GmbH sowie dem Gartenbauver­band Hessen gekämpft. Auf dem Betrieb wird zudem in Kürze mit der erstmaligen Saisoneröffnung für die Frankfurter Grüne Soße auf das geografisch, geschützte Produkt aufmerksam gemacht. Rainer Schecker baut auf sechs Hek­tar Kräuter an, rund ein Hektar wird in Gewächshäusern gezogen. Zur Fruchtauflockerung wechselt er seine Flächen im Freiland­an­bau mit einem benachbarten Landwirtschaftsbetrieb.

Damit die „Frankfurter Grüne Soße Kräuter“ auch so heißen dürfen, kommt es auf Details an. Frische ist oberstes Gebot: In einem kühlen Raum schlägt Rainer Schecker diese in einem speziellen dünnen Papier ein, wiegt das Bund und bietet es seinen Kunden für 3,50 Euro an. Davon überzeugt sich der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich (l.).

Foto: Moe

Jährlich werden etwa zwischen 3 und 5 Tonnen Kräuter von Ende März bis Anfang Dezember geerntet und über den Frankfurter Wochenmarkt an der Konstablerwache und im eigenen Hofladen vermarktet. „Die Herausforderung im Anbau der Grüne Soße Kräuter liegt darin, die benötige Menge frischer Kräuter aller sieben Arten zum pas­senden Zeitpunkt ernten zu können“, beschrieb Rainer Schecker (50), der mit Ehefrau Katja (42) und Aushilfskräften den schicken Familienbetrieb am fruchtbaren Main­ufer in vierter Generation bewirtschaftet.

Seit einem Jahr gibt es das EU-Siegel, das die geografi­sche Herkunft der Grüne Soße Kräuter schützt. Erzeuger Rainer Schecker hat viel Ausdauer bewiesen. Denn schon vor gut zehn Jahren hat er den Verein zum Schutz der Frankfurter Grünen Soße gegründet und gleich den Antrag bei der Europäi­schen Union eingereicht. Nach der Anerkennung führte nun die entsprechende Prüfung Rainer Ohling vom RP Gießen durch. Der Experte prüft zum Beispiel, ob alle Kräuter wirklich im Betrieb angebaut werden. Es geht auch um die Zusammenstellung und Verpackung dieser sieben typischen Kräuter. Rainer Schecker freut sich, dass ein zweiter Berufskollege am Siegel teilnimmt. Interessanterweise ist dies ursprünglich ein Tomatenanbauer gewesen. „Es ermöglicht also auch Chancen für Betriebe. Ich freue mich über jeden Anbauer, der mitmachen will, Frankfurter Grüne Soße Kräuter zu erzeugen und zu verkaufen.“ Theoretisch sind seiner Einschätzung nach im Frankfurter Raum knapp zwei Dutzend Betriebe dazu in der Lage. „Ich sehe in ihnen keine Konkurrenz, je mehr teilnehmen, umso bekannter wird unser Premiumpro­dukt“, meint Schecker. Man solle teilnehmenden Betrieben aber genügend Zeit lassen, denn das Frischeerzeugnis sei schon eine nicht zu unterschätzende Her­aus­for­derung: „Anbau, Absatz und Geschäft sind als Punktlandung hinzubekommen und setzen Fachwissen, Feingefühl und nicht zuletzt die Gunst von Mutter Natur voraus.“ Die Kräuter brauchen teils ein Jahr bis zur ersten Ernte, andere wie Kresse, müssen zur Hochsaison im Wochenrhythmus neu gesät werden.

Silke Schiller, Teamleiterin Geoschutz beim RP Gießen, erläuterte das g.g.A. Siegel. Schiller sieht darin vor allem ein Quali­tätsmanagment der EU, um kleine Betriebe und Anbauregio­nen zu schützen. Derzeit seien etwa 1 500 Produkte unter geografi­schen Schutz gestellt.

Moe – LW 17/2017