Viele Betriebe stehen mit dem Rücken an der Wand

Kreisversammlung Pirmasens-Zweibrücken tagte

„Sowohl am Milch- als auch am Schweinemarkt bezahlen wir Bauern die Zeche für außenpolitische Fehler der deutschen Regierung. Da helfen auch keine Liquiditätsprogramme, wenn der Marktpreis im Keller ist, kann uns die Verluste niemand ausgleichen. Gerade die Betriebe, die in den letzten Jahren in die Milchproduktion investiert haben, stehen mit dem Rücken an der Wand.

In der Kreisversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Pirmasens-Zweibrücken wurden die langjährigen Beisitzer Julius Becker (l.) und Wolfgang Friesen (r.) vom Vorsitzenden Uwe Bißbort (Mitte) geehrt.

Foto: Bott

Die hohe Milchproduktion in ganz Europa und die schwierigen Exportbedingungen lassen keine Trendwende zu“, stellte der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Pirmasens-Zweibrücken, Uwe Bißbort, in der Vertreterversammlung im Gasthaus „Zum Hannes“ in Winterbach fest. Es sei zu hoffen, dass eine schnelle Trendumkehr kommen werde, sonst werde der Strukturwandel in der Südwestpfalz noch deutlich schneller voranschreiten und noch mehr Betriebe werden ihre Produktion einstellen, prophezeite Bißbort. Der Witterungsverlauf sei im vergangenen Jahr spannend gewesen.

Nawaros unerlässlich für Getreidemärkte

Nach einem milden Winter folgte ein warmes und zugleich trockenes Frühjahr und der Sommer war ebenfalls trocken und sehr heiß, wobei die Erträge bei Getreide, Raps und Erbsen trotz der extremen Trockenheit erstaunlich gut waren. Zur Entlastung der Getreidemärkte seien die nachwachsenden Rohstoffe unerlässlich und die von den Kirchen und Ökoverbänden geführte Diskussion „Teller oder Tank“ absolut nicht zielführend. „Wenn wir uns vorstellen wo die Getreide- und Rapspreis in Deutschland ohne die Biogasanlagen wären, würden wir heute mit Sicherheit von Getreidepreisen um zehn Euro reden“, unterstrich der Kreisvorsitzende und ergänzte „ich kann nicht verstehen, dass die Bundesregierung die Biogasbetriebe am langen Arm verhungern lässt und auf der anderen Seite sehr ehrgeizige Klimaziele in Paris beim Weltklimagipfel vereinbart“.

Bißbort kritisierte auch die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, trotz Bedenken genehmigte Fusion der beiden Märkte Edeka und Tengelmann als „Schlag in das Gesicht für alle Bauern“. Die Änderung der Düngeverordnung beschäftigte ebenfalls die landwirtschaftlichen Betriebe. Was in diesem Bereich auf unsere Betriebe zukomme, ziehe Investitionen im Lagerraum und in der Ausbringtechnik nach sich, die zurzeit finanziell nicht zu stemmen sind, ärgerte sich Bißbort. Er zeigte sich davon überzeugt, dass es die Landwirtschaft in der Südwestpfalz weiter geben werde. Wenn die Gesellschaft möchte, dass dies durch gewachsene landwirtschaftliche Familienbetriebe vonstattengehen solle, sei jedoch ein schnelles Umdenken notwendig.

Der Kreisvorsitzende forderte abschließend alle Landwirte zur Teilnahme an der bevorstehenden Landtagswahl auf und fügte hinzu: „Wählen Sie eine Partei die unser Grundgesetz achtet und keine Demagogen und Volksverhetzer, die unserem Land und dem Ruf von Deutschland in der Welt schaden“.

Stärker auf globalen Märkten vertreten sein

Das Hauptreferat der Versammlung hielt der Präsident des Bauernverbandes Saar, Milchbauer Klaus Fontaine aus Reisbach. Er forderte im Hinblick auf die globalen Märkte eine Grundabsicherung der Bauern, weniger Bürokratie und einen fairen Umgang mit den Landwirten. Auszahlungen sind wichtig für die Landwirtschaft und durchaus gerechtfertigt. Wir müssen auf den globalen Märkten noch stärker arbeiten, wobei utopische Preise nicht zu erzielen sind. Es spielt keine große Rolle wo die Produkte erzeugt werden, sagte der Bauernpräsident. Er rechnete vor, dass die Transportkosten für Milchprodukte von Hamburg nach China nicht höher sind als von Hamburg nach München. Fontaine: „Die Preise werden nicht in der jeweiligen Region, in Deutschland oder in Europa, sondern vom politisch beeinflussten Weltgeschehen bestimmt. Die Landwirte müssen sich deswegen auf Preisschwankungen einstellen“. Bedingt durch die mittlerweile weltweite Vernetzung, habe die gute oder schlechte Ernte keinen Einfluss auf die Nahrungsmittelpreise. Fontaine sprach auch die kritischen Themen der Tierhaltung, die Änderung der Düngeverordnung und die soziale Absicherung der Landwirte an.

Landwirte müssen mehr miteinander arbeiten

Fontaine appellierte an die Landwirte, verstärkt überregional zusammenzuarbeiten und mehr miteinander als übereinander zu reden.

Bißbort hob in seiner Laudatio für Becker und Friesen die jahrzehntelange engagierte Arbeit der ausgeschiedenen Beisitzer hervor. Julius Becker gehörte dem Kreisvorstand 20 Jahre an und ist seit 1997 auch Ortsvorsitzender seiner Heimatgemeinde Donsieders. Becker habe in verschiedenen Ausschüssen des Bauernverbandes mitgearbeitet und dabei die Interessen des Berufsstandes vorbildlich vertreten. Bißbort zeichnete Becker in Anerkennung und Dankbarkeit für sein Engagement im landwirtschaftlichen Berufsstand mit dem silbernen Ehrenzeichen des Verbandes aus. Der Kreisvorsitzende bedankte sich auch bei Friesen für den engagierten Einsatz und die geleistete Arbeit mit einem Präsent und fügte hinzu „Wolfgang Friesen ist vom Bauernverband aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements und seiner vielfältigen Aktivitäten für den Berufsstand bereits sowohl mit dem silbernen als auch mit dem goldenen Ehrenzeichen ausgezeichnet worden“.

Wahlergebnis

Bei den turnusgemäß alle zwei Jahre anstehenden Ergänzungswahlen zum Kreisvorstand wurde Hans Lauer aus Reifenberg erneut zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Bißbort verabschiedete die langjährigen Beisitzer Julius Becker aus Donsieders und Wolfgang Friesen aus Contwig, die wegen Erreichens der Altersgrenze nicht mehr kandidierten. Die Satzung schreibt ein Höchstalter von 65 Jahren vor. Christian Kau aus Reifenberg und Christoph Wolf aus Dietrichingen sind ihre Nachfolger. Als Beisitzer wurden wiedergewählt: Gerd Becker aus Reifenberg, Klaus Forsch aus Großbundenbach; Kurt Müller aus Pirmasens-Winzeln und Marco Schnur aus Bottenbach.

Bott – LW 9/2016