Ein Geschäft, das Erbeerbauern fehlt

Erdbeersaison im südhessischen Bickenbach eröffnet

Die heimischen Erdbeeranbauer müssen wieder mit Ertragsausfällen rechnen. Im vorigen Jahr gab es Dauerregen zur Haupternte, in diesem Jahr starken Frost zu Beginn der empfindlichen Blütezeit. Die rund 170 spezialisierten Erdbeeranbaubetriebe in Hessen haben vielfach Arbeitskräfte für die Mai-Juni-Saison angeheuert, die sie mit dem Verkauf der Ernte entlohnen müssen. Ein zweites schweres Jahr in Folge für den kostenintensiven Anbau. Den Betrieben fehlt der nötige Gewinn des Frühjahrsgeschäftes. Ob der Ausfall ausgeglichen werden kann, ist für dieses Jahr noch ungewiss.

Dieses Jahr hat der Frost im April dazu geführt, dass die Früchte der ersten Blüten verfroren sind. Späte Sorten sowie die folgenden Blüten sind anscheinend nicht betroffen, so dass Hoffnung besteht, dass sta­bi­le Preise das ausgebleibende Geschäft ausgleichen.

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Nach den Frostnächten im April haben die Anbauer in Hessen derzeit verhaltene Erwartungen an die Erdbeersaison 2017, die in der vergangenen Woche im südhessischen Bickenbach offiziell startete. Das geht aus einer Mitteilung des hessischen Landwirtschaftsministeriums hervor. Die ersten Blüten sind verfroren. Den Anbauern fehlen damit die wichtigen Einnahmen, denn der Kälteeinbruch hat Spuren hinterlassen. Es sind Ernteausfälle bei den Freilandkulturen zu erwarten.

Berufsstand, der vom Klimawandel betroffen ist

Selbst Anbauten unter Folie oder Vlies hätten nicht ausreichend vor der Kälte geschützt werden können, so das hessische Landwirtschaftsministerium in der Pressemitteilung. Vlies- und Folienabdeckungen können die Blüten zwar vor Kälte schützen, dies funktioniere jedoch nur bei Nachttemperaturen bis zu minus zwei Grad. Schutz gegen den Frost boten nur die Frostschutzberegnung und der Anbau im Folientunnel. Die niedrigen Temperaturen wirkten sich zudem negativ auf den Insektenflug und somit auch auf eine geringere Be­stäubung und Befruchtung aus. Der Klimawandel verstärke die Gefahr von spätem Frost erheblich, da die Pflanzen deutlich früher austreiben und Blüten an­setzen. Das gelte nicht nur für viele hessische Obst- und Gemüsekulturen, sondern auch für die Landwirte, Obstanbauer und Winzer. Sie seien wie kaum eine andere Berufsgruppe, stark vom Wetter abhängig. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums ist Hessen in Bezug auf die Anbaufläche im Jahr 2016 bundesweit vom sechsten auf den fünften Platz vorgerückt. Ökoanbau von Erdbeeren in Hessen sei von 21 Be­trieben bei insgesamt 29 ha im Jahr 2015 auf rund 38 ha bei 22 Betrieben im Vorjahr angestiegen.

Landwirtschaftsmeister Kai Schüttler und Ministerin Priska Hinz probieren die frisch gepflückten Erdbeeren am Hartenauer Hof und werben dafür, trotz der höheren Preise heimische Erdbeeren zu kaufen.

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Erfolgreicher Betrieb, der zwei Generationen ernährt

Die diesjährige Eröffnung der Erdbeersaison mit Landwirtschaftsministerin Priska Hinz fand auf dem Hartenauer Hof der Familie Schüttler in Bickenbach bei Pfungstadt statt. Dort pflückte die Ministerin gemeinsam mit der amtierenden hessischen Erdbeerkönigin Marie I. und Juniorchef Kai Schüttler die ersten Früchte im Folienhaus.

Der Betrieb war in früherer Zeit ein landwirtschaftlicher Gemischtbetrieb und hat sich seit 18 Jahren insbesondere auf den Anbau, Direktvermarktung und Selbstpflückanlagen von Erdbeeren spezialisiert. In der Saison werden über 100 Ernte­helfer so­wie Verkaufspersonal an den Ständen beschäftigt. Ein Viertel der Erdbbeerfläche des Betriebes ist mit Folientunneln überdacht. So kann die Ernte etwa 14 Tage verfrüht werden und die Kuluren werden außer vor Frost auch vor Starkregen geschütz. Besonderheit des Betriebes, den die Familie Schüttler mit zwei Generatione, Friedrich und Pia sowie Kai und Ines gemeinsam bewirtschaftet, ist ein Erdbeercafe.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes bauen derzeit in Hessen 174 Betriebe auf 1 150 ha Erdbeeren an. Rund 400 ha mehr als vor fünf Jahren. Im Vorjahr wurden in Hessen etwa 7 900 t Erd­beeren geerntet.

Moe  – LW 20/2017