Die halbe Ernte schon jetzt vermarkten

Viele Betriebe haben kein (oder nicht genügend) eigenes Lager und fahren nach dem Drusch ihre Ware zum Erfasser oder Verarbeiter. Soweit Vorkontrakte vorhanden sind, ist das OK, aber wenn noch nicht verkauft ist, was dann? Warum nicht heute schon entscheiden, denn während der Ernte wird der Markt selten besser, es sei denn, es ereignen sich irgendwo auf der Welt noch Katastrophen wie Dürren, Überschwemmungen oder sonstige Unwetter.
Die erstgenannte „Katastrophenmöglichkeit“ scheint in diesem Jahr – zumindest beim Weizen, beim späteren Mais ist noch alles möglich – weitgehend gebannt. Zudem hat der Mais in Amerika nach den Startschwierigkeiten jetzt gute Wachstumsbedingungen und die russische Wintergerstenernte hat mit guten Erträgen begonnen.
Es ist durchaus legitim, jetzt darüber nachzudenken, (noch) etwas zu verkaufen; insbesondere dann, wenn der Vermarktungsgrad noch keine 50 Prozent erreicht hat. Die Perspektive „typisches Fremdlager“ (Lagerung gegen Monatsentgelt) oder Verhandlung in der Ernte verspricht am wenigsten Erfolg.
Statt dem typischen Fremdlager sollte man einen Prämienvertrag oder ein Long-Hedging in Erwägung ziehen. Ãœbrigens: Auch wer ein eigenes Lager hat, darf übers Vermarkten nachdenken.   
Hans Jürgen Hölzmann, Lk Nordrhein-Westfalen