Bei Investitionen zählen Zinsen, Laufzeiten und Strategie
Die Finanzierung für den Betrieb richtig aufstellen
Wer seinen Betrieb zukunftsfähig halten will, muss investieren. Kredite sind weiterhin günstig. Wird dieser Anreiz zum Investieren noch anhalten? Die wirtschaftliche Situation der BetrieÂbe hat sich infolge höherer Erzeugerpreise etwas entspannt. Weiterhin gilt, dass auf Details in Bezug auf die Finanzierung von InvestiÂtionen im Landwirtschaftsbetrieb zu achten ist. Hierzu haben wir Dr. Christian Bock, Bereichsleiter Fördergeschäft bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Frankfurt am Main, befragt.
LW: Herr Dr. Bock, was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass landwirtschaftliche Betriebe auch in Zeiten eines bislang allgemeinen kostengünstigen Niedrigzinsklimas Rentenbank-Darlehen anfragen sollten, statt zum Beispiel einen Kredit von der Hausbank?

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LW: Um ihre BetrieÂbe in den Agrarmärkten wettbewerbsfähig zu halten, haben zukunftsorientierte Landwirte bereits vor Jahren WachstumsÂinvesÂtitionen vollzogen, mit der FolÂge, dass ein hoher Kapitaldienst auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben liegt. Zukunftsfähigkeit ist häufig an die bestehende Hofnachfolge gekoppelt. Was raten Sie Betriebsleitern, die einen Hofnachfolger haben und weiter in ihren Betrieb investieren wolÂlen, aber noch Schulden abzutragen haben, wie sie strategisch vorgehen sollten?
Dr. Bock: Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Hofnachfolge ist es doch, dass sich der Betrieb auch in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt hat. Zu einer guten Ausgangslage gehört eine gesunde Bilanzstruktur mit einem gewissen Fremdkapitalanteil. Es ist wichtig, den zukünftigen Hofnachfolger frühzeitig in die Weiterentwicklung des Betriebs und in die Investitionsentscheidungen einzubinden. Hier ist eine langfrisÂtige Strategie zu entwickeln: Was sind meine persönlichen Wünsche und Ziele? Wie soll der Betrieb zukünftig aussehen? Mit unseÂrer Junglandwirte-Förderung unterstützen wir gezielt die dazu notwendigen Investitionen. Für eine gute Ausganslage finanzieren wir auch Umschuldungen im Rahmen der Hofübergabe. Junge Hofnachfolger erhalten bis zum 41. Lebensjahr unsere besonders günstigen Top-Konditionen.
LW: Gibt es Bereiche, in denen Banken zum Beispiel aufgrund von Unsicherheiten in der politischen Entwicklung sich bei der Mitfinanzierung von Investitionen eher zuÂrückÂhalÂten, möglicherweise zum Beispiel Biogas oder Mastanlagen?
Dr. Bock: In der Landwirtschaft haben Investitionen stets einen langfristigen Charakter. Daher darf man als Landwirt oder auch als Bank die politische Entwicklung nicht außer Acht lassen. Eine gewisse Unsicherheit, wie es weiter geht, besteht ja in jeder Branche. Allerdings stellt die Landwirtschaft durch ihre guten Besicherungsmöglichkeiten und das solide Geschäftsmodell für Banken eine hoch attraktive Kundengruppe dar. Daher stehen die Banken den Landwirten beratend zur Seite und suchen nach möglichen Szenarien, um Investitionen auch bei schwierigen Gegebenheiten zu finanzieren.
Moe – LW 43/2017