Mehr Klimaschutz durch Güllebehandlung

AlzChem stellt Produkt Eminex vor

AlzChem stellt mit Eminex ein Produkt vor, mit dem die Emission von Methan aus Güllelagern gesenkt werden kann. Damit können Landwirte künftig einen erheblichen Beitrag zur Verminderung der Umweltauswirkungen leisten, die mit der Nutztierhaltung verbunden sind. Das Unternehmen hat bei einer Presseveranstaltung in München über die Wirkung von Eminex informiert.

Eminex kann relativ einfach mit einem Big Pack vom Frontlader aus in die Gülle gestreut werden, während der auf den meisten Betrieben vorhandene zweite Schlepper das Rührwerk betreibt.

Foto: Werkfotos

Rund 240 000 t Methan und erhebliche Mengen an CO2 entweichen in Deutschland jährlich gasförmig aus den Lagerbehältern für Gülle. Insbesondere die Emissionen von Methan gelten aufgrund ihrer Klimawirkung als kritisch. Dabei wären sie bei entsprechender Behandlung fast vollständig vermeidbar. Das bestätigen aktuelle Untersuchungen der DEKRA Assurance Services GmbH und des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie und der HBLA Raumberg Gumpenstein. Demnach lassen sich durch die Zugabe von geringen Mengen des Kalkstickstoffhaltigen Aufbereitungshilfsmittels Eminex die Methan- und CO2- Emissionen während der Lagerung um 90 bis 100 Prozent reduzieren.

An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wurde der Einsatz von Eminex in der Gülle im Rahmen einer Promotion untersucht. DI Alfred Pöllinger-Zierler erklärte bei der Presse­konferenz, dass die Unterschiede zwischen behandelter und unbehandelter Gülle hinsichtlich des Methanausstoßes höchst signifikant sind und fast keine Schwimmdecke entstand. Deshalb gab es auch hinsichtlich der Bildung von Lachgas höchst signifikante Unterschiede. Denn Lachgas entsteht bei anaeroben Verhältnissen. Wird keine Schwimmdecke gebildet, gibt es die für die Lachgasbildung nötigen Bedingungen nicht.

Emissionen aus der Gülle hemmen

Martin Eberl sagte, dass dies eine Chance für die Landwirtschaft sei, ihren Methanausstoß zu reduzieren, ohne die Tierhaltung einschränken zu müssen. „Mit Eminex kann man die Phase der Methanbildung steuern. Durch die Zugabe werden die methanbildenden Bakterien in der Gülle für einen gewissen Zeitraum gehemmt“, so der Leiter des Geschäftsbereichs Landwirtschaft, bei AlzChem. Bedingt durch die langen Lagervorschriften von sechs bis neun Monaten werde die lange Hemmung von Emissionen aus der Gülle immer wichtiger. In die Gülle eingerührt, verhindert Eminex die Bildung und spätere Ausgasung von Methan und CO2 und wird dabei selbst innerhalb weniger Wochen abgebaut. „In der Düngebilanz muss nachfolgend nur der geringfügig höhere Stickstoffgehalt der Gülle berücksichtigt werden“, erklärte Eberl.

Bessere Güllequalität

Über die eingesetzte Menge lässt sich die Dauer der Emissionshemmung exakt steuern. Bei der Zugabe von 1,5 kg Eminex/m3 Gülle hält die Wirkung mehr als 150 Tage und bei 3 kg bis zu 270 Tage an. „Diese Wirkung beruht darauf, dass Eminex die Aktivität der gasbildenden Mikroorganismen und die damit verbundene Methanbildung unterdrückt,“ sagte der Vertreter der Firma AlzChem.

Methan gilt als 28-mal klimaschädlicher als CO2. Es wird zu großen Teilen während der Verdauung durch Wiederkäuer freigesetzt. Der größte Anteil der restlichen Methan­emissionen resultiert aus der Lagerung der Gülle. Dabei können in einem Zeitraum von 200 Tagen bis zu 9 m3 Methan je m3 Rindergülle freigesetzt werden. Das könne durch den Einsatz von Eminex verhindert werden. Damit eröffnet sich für Eminex die Möglichkeit, der schädlichen Klimawirkung der Nutztierhaltung flächendeckend zu begegnen.

Auf vorhandene Mikroorganismen in der Gülle hat Eminex hat keine abtötende Wirkung. Nach der über die Konzentration steuerbaren Hemmphase setzt die Gasbildung wieder natürlich ein; das „konservierte“ Methan kann damit auch bei späterer Verwendung in einer Biogasanlage die Gasausbeute und den Energieertrag erhöhen. Durch die um bis zu 25 Prozent geringere Gasbildung beim Einsatz von Eminex ist das Risiko eines Überlaufs reduziert.

Feldversuche mit Eminex-behandelter Gülle haben in vielen Fällen eine verbesserte Stickstoffwirkung gezeigt. Bei gleicher Ausbringungsmenge von Stickstoff war vor allem im Mais ein deutlicher Ertragszuwachs erkennbar. Diese Ertragswirkung zeigte sich im Exaktversuch und in Praxisversuchen. Sie lässt sich sowohl auf den höheren Ammoniumgehalt der behandelten Gülle als auch auf die Bildung von Dicyandiamid (DCD) bei der Umsetzung von Eminex zurückführen. DCD ist ein bewährter Nitrifikationshemmer, der zur Stickstoffstabilisierung und zur Verringerung der Nitratauswaschung eingesetzt wird.

Da die behandelte Gülle homogener ist, wurde im Praxisversuch im Vergleich zur betriebsüblichen Güllelagerung vor der Ausbringung deutlich weniger Zeit zum Aufrühren und Homogenisieren aufgewendet. Der Produkteinsatz lässt sich laut AlzChem sich an jede betriebliche Gegebenheit anpassen, es seien keine baulichen Veränderungen an den Lager- und Sammelbehältern nötig.

Schwefelwasserstoff: Hemmung untersuchen

Beim Ablassen der Gülle aus den jeweiligen Abteilen wird damit zudem das Auftreten von des toxischen Gases Schwefelwasserstoff (H2S) deutlich unterbunden. Wird es eingeatmet, wirkt es schon bei geringsten Konzentrationen tödlich. Gemeinsam mit der SVLFG sollen weitere Versuche zur Wirkung von Eminex auf die H2S-Emissionen im Abferkel- und Mastabteil durchgeführt werden, um die Schwefelwasserstoffhemmung durch Eminex zu beschreiben und Ableitungen zur Erhöhung der Arbeitssicherheit zu treffen. Durch den Anteil an Eisen wird weniger Schwefelwasserstoff freigesetzt. Auch soll untersucht werden, wie man Eminex gut im Stall einbringen kann.

Berechnungen des „neuen“ CO2-Fußabrucks zeigen: Durch den Einsatz von 1 kg Eminex können über 20 kg CO2-Äquivalente eingespart werden. Dabei handelt es sich um den Nettoeffekt, der die Herstellung von Eminex bereits berücksichtigt. Neben bekannten Projekten und Bestrebungen zu CO2-Einsparungen durch humusfördernde Anbausysteme steht durch den Einsatz von Eminex somit eine weitere Möglichkeit zum aktiven Klimaschutz zur Verfügung.

Andrea Tölle – LW 38/2021