In Notzeiten unternehmerisch handeln
Bei der Entscheidung über den Umgang mit der Futterknappheit sollte zunächst die direktkostenfreie Leistung ohne Dürre ermittelt werden. Werden von den Verkaufserlösen für Milch, Kalb und Altkuh die Direktkosten wie Tierarzt, Besamung, Wasser, EnerÂgie und Kraftfutter abgezogen, verbleiben in diesem Beispiel 1 050 Euro je Kuh.
Als nächstes lassen sich nach Abschluss der Maisernte die Wintervorräte und daraus mögliche Rationen für die nächsten 12 Monate bestimmen. In der Folge ergibt sich, wieviel Grundfutter zugekauft werden muss. Der Beispielbetrieb kann auf einer Futterbörse für 320 Euro je Kuh das benötigte Futter zukaufen. Wegen der schwankenden Qualität der Futtermittel rechnet der Betrieb mit ei-
nem pauschalen Mindererlös von 100 Euro je Kuh. Insgesamt verringert sich die direktkostenfreie Leistung auf 630 Euro je Kuh.
Beim sofortigen Verkauf der Kuh werden 600 Euro erlöst. Alle anderen Kosten des Betriebes ändern sich bei kleineren Veränderungen des Bestandes nicht. Da die direktkostenfreie Leistung über dem Schlachtvieherlös liegt, sollte die Kuh weiter gemolken werden.
Es wird deutlich, dass jede Änderung der Annahmen (Milchleistung, Futterpreise, etc.) die Entscheidung verschieben kann. Wichtig ist es jetzt, schnell die oben beschriebenen Werte, Mengen und Preise zu ermitteln. Die Beratung kann wertvolle Unterstützung bieten, um den Betrieb durch diese schwere Zeit zu begleiten. Gerade in außergewöhnlichen Situationen gilt jedoch, dass der wichtigste Einfluss auf den Erfolg das unternehmerische Denken der Entscheiderinnen und Entscheider ist.
Martin Mees, Leiter Beratungsteam Ökonomie
und Verfahrenstechnik, LLH Korbach