Der Raps blüht diesmal deutlich später
Raps-Versuchsfeldführung zeigt Regenerationskraft der Kultur
Am Mittwoch und Donnerstag letzter Woche führte der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) am Standort Eichhof, Bad Hersfeld, eine Versuchsfeldführung auf den Rapsflächen des Landwirtschaftszentrums durch.

Foto: Becker
Vorab charakterisierte LLH-MitÂarbeiter Lars Klingebiel den Standort im Osthessischen Mittelgebirgraum als humosen Auenboden mit sandigem Lehm, die Ackerzahl betrage 50 bis 60 Bodenpunkte. Auf einer Höhenlage von 206 m fallen 670 mm Niederschlag bei einer Durchschnitts-Temperatur von 8,1 °C.
Wachstumsrisse haben nicht zu Botrytis-Schäden geführt
Gabriele Käufler, Referentin für Marktfruchtbau am LLH-Standort Eichhof, führte die aufgrund der laufenden Maisaussaat relativ kleine Gruppe in die Thematik ein und betonte, dass der Witterungsverlauf dieses Frühjahres zu einigen Besonderheiten geführt habe. Zum Einen erfolge die Blüte im Vergleich zu den Vorjahren relativ spät zum Anderen sei wegen der jetzt wärmeÂren Tempraturen mit einem sehr schnellen Vegetationsverlauf zu rechnen.
„Der Raps kommt zwar später, dafür aber umso schneller in die generative Phase. Der enorme Wachsstumsschub hat an vielen Pflanzen zu Rissen im Stängel geführt, die im Gegensatz zum Vorjahr aber nicht zu einem erhöhten Befall mit Botrytis geführt haben.“
Im Frühjahr 2012 hatten Frostschäden ebefalls zu Rissen geführt, die damals aber bei den geschwächten Pflanzen zur Grauschimmel-Problematik geführt hatten. „Die diesmal entstandenen Wachstumsrisse sind verkorkt und stellen somit keine Eintrittspforten für die Erreger dar“, so Käufler.
Die Referentin wies bei der Inaugenscheinnahme der Bestände auf die immense Bedeutung des Wurzelhalses für den Wiederaustrieb im Frühjahr hin. „Nicht umsonst wird im Herbst darauf hingearbeitet, dass der Raps einen Wurzelhalsdurchmesser von 8 bis 10 mm aufweist, denn aus diesem Speicherorgan erfolgt der Wiederaustrieb im Frühjahr. Damit die Pflanze möglichst gut vor Frost Geschützt ist, muss die Rosette möglichst nah am Boden bleiben, es darf also noch kein Längenwachstum erfolgen.“ Selbst wenn der gesamte Spross absterbe, könnten aus dem Wurzelhals heraus neue Seitentriebe gebildet werden. „Das hat uns 2012 nach den Frostschäden gerettet“, verdeutlichte Käufler.
Man kommt heute nicht mehr mit nur zwei Mitteln durch die Saison

Foto: Becker
Die Behandlung mit Biscaya müsse man sich bis zur Blüte aufsparen. Aber auch dieses für Bienen ungefährliche Präparat sollte man, um Konfrontationen mit der Bevölkerung zu vermeiden, in den Abendstunden nach Beendigung des Bienenfluges ausbringen. „Die Zeiten, in denen man mit zwei Präparaten durch die Saison kommt, sind auch im Rapsanbau vorbei,“ betonte Claus.
Nicht nur auf die Gelbschale vertrauen
Um sich über den Befall beziehungsweise die Notwendigkeit einer Bekämpfung des Rapsglanzkäfers klar zu werden, solle man sich nicht auf die Aufstellung von Gelbschalen beschränken, so Gabriele Käufler. Anders als beim Stängelrüssler spiegelten die Fänge nicht immer das tatsächliche Befallsgeschehen wider. „Nehmen Sie eine Pflanze und schütteln Sie diese aus. Wenn dann fünf bis acht Käfer pro Pflanze herausfallen, ist die Bekämpfungsschwelle erreicht.“ Dies sei am Eichhof derzeit (25. April) noch nicht der Fall.
Beim Einsatz moderner Insektizide müsse man sich daran gewöhnen, dass die Käfer nicht gleich vom Blatt fallen, sondern durchaus noch einige Zeit am Leben seien. Sie stellten aber das Fressen ein und somit keine Gefahr mehr für den Raps dar. „Wenn Sie am nächsten Tag ins Feld gehen und einige Käfer auf ein Blatt Papier schütteln, werden Sie feststellen, dass diese zwar noch nicht tot sind, aber relativ untätig herumsitzen. Normalerweise würden nicht geschädigte Tiere nach etwa zehn Sekunden vom Blatt auffliegen.“
Hybridsorten bestimmen die Landesversuche
Bei der Vorstellung der aktuellen Landessortenversuche fiel auf, dass kaum noch neue Liniensorten zugelassen werden. Viele neue Züchtungen werden auch in den kommenden Jahren die Erntemengen und Qualitäten im Rapsanbau weiter steigern. Kohlhernie-resistente Sorten sind nur auf BefallsÂstandorten sinnvoll, da sie deutlich im Ertrag unterlegen sind.
Unabhängig vom Sortentyp und der angebenenen Saatzeiteignung sei der optimale Zustand des Saatbettes entscheidend für die Wurzelbildung und die Ausbildung des Wurzelhalses – und damit für den Ertrag im kommenden Sommer, erläuterte Käufler. Ebenfalls zu beachten sei die exakte Ablage, denn zwei direkt nebeneinanderstehenden Pflanzen könnten sich nicht optimal entwickeln. „Meistens bleibt eine Pflanze zurück und sorgt durch Nachblüher und Gummischoten für Probleme.“
Versuche zum Wildverbiss und zu Reihenweiten
Neben den LSV werden am Eichhof noch weitere interessante Versuche im Raps durchgeführt. Beispielsweise hat eine Untersuchung zur Abschätzung von Wildschäden gezeigt, dass verbissener Raps trotz seiner guten Regenerationsfähigkeit durchaus ertraglich zurückbleiben kann. Hier kommen auch jahreszeitliche Effekte zum Tragen: Während das Köpfen der Pflanzen im Winter kaum einen Effekt brachte, führten Blattverluste 2012 zu erheblichen Ausfällen durch Frostschäden am dann ungeschützten Vegetationskegel. 2013 dagegen machten Blattverluste den Pflanzen quasi nichts aus.Versuche zu Reihenweiten haben unter anderem ergeben, dass sich Raps für größere Reihenabstände besser eignet als etwa Getreide. Allerdings müsse die Produktionstechnik entsprechend angepasst werden, beispielsweise durch die Verwendung einer Einzelkorndrille oder Beseitigung von Spätverunkrautung. Die Versuche zeigen auch, dass Raps im Ökoanbau zwischen den Reihen gehackt werden könnte.
KR – LW 18/2013