Neue Rundballenpresse und intelligenter Mähdrescher

John Deere profiliert sich als Erntespezialist

John Deere will seine führende Position im Erntemaschinenbereich weiter ausbauen und hat in sein Produktprogramm investiert. Auf einer Presseveranstaltung Ende Juni in Zweibrücken stellte das Unternehmen den neuen S-Serie Mähdrescher, bei dem sich die Mähdreschereinstellung automatisch anpasst, sowie neue Rundballenpressen vor.

Die neuen Mähdrescher der S700-Serien nutzen intelligente Systeme zur optimalen Druscheinstellung. Sind alle Einstellungen zu Beginn des Einsatzes optimiert, passt das System die Einstellung automatisch an sich ändernde Bedingungen an. Dadurch wird die Leistung des Mähdreschers erhöht.

Foto: Werkbilder

Die neue Baureihe von Ballenpressen mit variabler Presskammer von John Deere sollen die bisherige Serie 800 und 900 ersetzen. Die neuen Modelle V451G, V451M/V461M und V451R/V461R/C451R/C461R können sowohl sehr nasses als auch sehr trockenes Material verarbeiten und sind damit sehr vielseitig einsetzbar. „Mit der Einführung der neuen variablen Ballenpressen hat John Deere die Ãœberarbeitung des kompletten Rundballenpressen-Programms innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen", erklärte Philippe Ostermann, Marketing Manager in der John Deere Fabrik im französischen Arc-lès-Gray, bei der Vorstellung der Pressen in Zweibrücken. „Wir sind nun in der Lage, jedem Kunden die passende Maschine für die spezifischen Einsatzbedingungen auf seinem Betrieb anzubieten.“

Neues Presskammersystem

Die vielseitigen Pressen V451M/V461M seien universell einsetzbar und können jedes Erntegut verarbeiten. Sie sind nach Firmenangaben für mittlere Betriebe geeignet, die auf eine hohe Pressleistung Wert legen. Je nach Bedingungen kann die Presse mit vier bis fünf gesteuerten Zinkenreihen ausgestattet werden. Auch bei hoher Fahrgeschwindigkeit lassen sich perfekte Ballen formen. In der Presskammer arbeiten drei Starterwalzen, damit ein fester Ballenkern entsteht. Die Presse kann Ballen in der Größe von 1,21 bis 1,65 m Durchmesser pressen. Der Ballenauswerfer ist mit einer Parallelogramm-Überlastsicherung ausgestattet. Damit kann der Fahrer bei Verstopfungen von der Kabine aus reversieren. Die V451G ist nach Werksangaben vor allem für trockenes Erntegut geeignet. Die Maschinen sind für leichte bis mittlere Auslastung konzipiert, wenn es auf hohe Leistung und perfekt geformte Ballen ankommt. Der verstärkte Rahmen garantiert eine lange Haltbarkeit. Weitere Merkmale sind der große Durchmesser der Pickup und der Einzugswalze. Die Premium-Modelle V451R/V461R sind vor allem auf die Bedürfnisse von Lohnunternehmern und größeren Viehbetrieben zugeschnitten. Sie schaffen nach Angaben von John Deere eine hohe Durchsatzleistung, weil sie durch eine Optimierung der Netzbindung den Ballen schneller fertigstellen können. Das Auswurfsystem (FRS = Fast Release System) in Kombination mit der leistungsfähigen Einzugswalze ermöglichen Leistungen von bis zu 120 Ballen pro Stunde. Über die Merkmale der beiden Pressen verfügen auch die Press-Wickelkombinationen C451R/C461R. Der Rahmen ist getrennt von der Presskammer angebracht. Die Ballenkammer bewegt sich beim Auswurf des Ballens zur Seite, dadurch kann der Ballen schneller ausgeworfen werden. Der Überladeprozess zum Wickler erfolgt über dem Schwerpunkt der Maschine. Der Wickelprozess wurde optimiert, er geht nach Werksangaben deutlich schneller. Nach 37 Sekunden verlässt der fertig gewickelte Ballen die Maschine, 10 Sekunden schneller als vorher.

Neue Rotor-Mähdrescher

Bei den Mähdreschern verspricht John Deere den Landwirten und Lohnunternehmern für das Modelljahr 2018 mit den Rotor-Mähdreschern der S700-Serie eine deutliche Weiterentwicklung in Punkto Automatisierung, Bedienungskomfort und Datenmanagement. Die fünf Modelle S760, S770, S780, S785 und S790 passen durch den Einsatz von intelligenter Technik die Mähdreschereinstellung fortlaufend an und erleichtern dem Fahrer die Bedienung. „Auf Grundlage der bewährten S600 Mähdrescher haben wir die neuen Modelle entwickelt, um eine völlige Automatisierung der Getreide- und Körnermaisernte zu ermöglichen“, erklärte Carsten Heftrig, John Deere Mähdrescher Produktspezialist, bei der Maschinenvorstellung. „Die Intelligenz der Maschinen wurde gesteigert, indem die Einstellung und Kalibrierung automatisch erfolgt. Gleichzeitig haben wir die Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit der Schneidwerke deutlich erhöht." Nach Angaben von Heftrig ermöglicht die neueste Generation des Interactive Combine Adjustment Systems (ICA2) dem Fahrer, die maximale Kapazität des Mähdreschers auszuschöpfen. Zu Beginn des Einsatzes optimiert er alle Einstellungen, wie Fahrgeschwindigkeit, Verlustniveau, Bruchkornanteil, Verunreinigungen etc. Das ICA2-System passt anschließend automatisch die Einstellungen an sich verändernde Erntebedingungen an, um die vorgewählten Zielwerte konstant einzuhalten. Das geschieht über Kameras im Korntank, dem Elevator und der Ãœberkehr, die Bilder liefern, die analysiert werden. Eine Software im Hintergrund sorgt dafür, dass die Einstellungen immer optimal sind für eine konstante Qualität. Untersuchungen der Universität Göttingen haben nach den Worten Heftrigs nachgewiesen, dass sich die Ausnutzung der installierten Leistung durch den Einsatz des ICA-Systems um durchschnittlich 20 Prozent steigern lässt. „Viele Fahrer haben es ohne das System nicht gewagt, die volle Leistung der großen Mähdrescher abzurufen. Mit dem intelligenten System ist das aber ohne Verluste möglich“, so Heftrig. In der S700-Serie ist auch das Active-Yield-System integriert, das die bisher erforderlichen und zeitaufwändigen Kalibrierungsvorgänge bei der Ertragsmessung automatisiert. Es macht Gegenwiegungen für die hochgenaue Ertragsbestimmung überflüssig. Beide Systeme sind für den S700 optional zu bekommen.

Erntegarantie sichert Ersatzmaschine zu

In den neuen S700 Mähdreschern sind auch einige Elemente in der Kabine neu. Bei dem neuen CommandPRO Fahrhebel lassen sich bis zu sieben Tasten frei programmieren, so dass der Fahrer die für ihn wichtigsten Funktionen an seine Bedürfnisse anpassen kann. John Deere Kunden, die einen 6230/6250R Traktor fahren, brauchen sich nicht umzustellen, da das Design des Hebels und der Armlehne ähnlich ist. Der neue GSD 4600 Monitor ist nach Werksangaben ebenfalls einfach und intuitiv zu bedienen, ähnlich wie ein Smartphone Display mit Wischfunktion. Im Bereich der Erntevorsätze stellt John Deere die neuen 722 bis 730PF Schneidwerke vor. Sie sind mit einer 760 mm großen Einzugsschnecke ausgestattet, die einen höheren Materialdurchsatz ermöglicht. Die neuen Draper der 700D Baureihe wurden angepasst, um die Ernte von hohen Rapsbeständen zu erleichtern. Zu den Veränderungen gehören der kleinere Einzugsschnecken-Durchmesser, die stärkeren Rutschkupplungen und die verbesserten Einzugsbänder. John Deere hat in den letzten Jahren bei den Mähdreschern viel Geld in Produktentwicklung gesteckt. Das betonte Linus Baumhauer, Direktor des Mähdrescherwerkes in Zweibrücken. „Wir haben in die Rotor-Technik seit dem Jahr 2012 rund 200 Mio. US-Dollar investiert.“ Entsprechend werde auch die Spezialisierung der Händler erhöht und gefördert, um den Kunden eine perfekte Betreuung zu gewährleisten. „Ein Fabrikteam unterstützt den Service bei den Händlern. Zwölf Teams sind in über 20 Ländern Europas unterwegs, um auf dem Feld schnelle und professionelle Hilfe zu leisten“, sagte Baumhauer. Nun hat John Deere eine Erntegarantie entwickelt, die ab der Ernte auch in Deutschland gilt: „Wir sichern den Landwirten zu, dass sie eine Ersatzmaschine bekommen, falls Ersatzteile nicht innerhalb von 24 Stunden verfügbar sind“, erklärte Baumhauer. Voraussetzung sei, dass der Mähdrescher nicht älter als sieben Jahre ist und an dem Expert Check Programm teilnimmt. „Wir haben in unserem Ersatzteillager die Teileverfügbarkeit erhöht, sie liegt bei 97 Prozent.“ Auch das sei eine Absicherung für den Kunden. Um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, legt John Deere großen Wert auf eine hohe Produktqualität. Deshalb wird jeder Mähdrescher nach den Worten von Qualitätsmanager Thorsten Brunk einer umfangreichen Endkontrolle inklusive Fahrtest unterzogen, um eventuelle Leckagen oder Fehler zu entdecken, bevor die Maschine zum Händler oder Kunden geht.

ibs – LW 28/2017