Wird der Weizen noch grün?

Offenbar viele Auswinterungsschäden – Saatgut könnte knapp werden

In Hessen und Rheinland-Pfalz wächst die Furcht der Ackerbauern, dass ihre Getreidebestände dem strengen Frost zum Opfer gefallen sein könnten. Viele Schläge zeigen gelbe und braune Verfärbungen. „In einigen Regionen sieht es katastrophal aus“, sagte Pflanzenbauberater Dr. Albert Flaig von der Raiffeisen-Warenzentrale Kurhessen-Thüringen (RWZ Kassel) am Dienstag dem LW. Besonders betroffen sei der Weizen.

So schlimm sieht der Weizen in vielen Regionen Hessens aus.

Foto: agrar-press

Diese Getreideart litt offenbar am meisten unter den besonderen Umständen diese Winters. So gab es aufgrund der dem Frost vorangegangenen warmen Witterung keine richtige Winterruhe und damit keine Abhärtung. Zudem fehlte in Hessen weitgehend eine schützende Schneedecke. Vor allem früh gesäte Bestände zeigen laut Flaig Auswinterungsschäden. Deutlich würden dabei auch Sortenunterschiede, insbesondere Grannenweizen sind nach Darstellung Flaigs besonders geschädigt. Die Wintergerste, die vor dem Winter weiter entwickelt ist und eine gute Wurzelentwicklung habe, sei weniger betroffen. Überaschenderweise mache der Winterraps noch den besten Eindruck, so der Pflanzenbauberater.

Bis Mitte März muss der Landwirt spätestens eine Entscheidung treffen, ob er neu ansät. In einem fraglichen Weizenbestand sollten mindestens 120 gesunde Pflanzen pro Quadratmeter stehen, so Flaig, der Rapsbestand sollte mindestens 10 bis 15 gleichmäßig verteilte Pflanzen aufweisen. Beim Umbruch ist jedoch zu beachten, ob im Herbst eine Herbizidbehandlung erfolgt ist. Je nach Mittel ist eine Pflugfurche für die Neuansaat notwendig, um die neue Aussaat nicht zu schädigen.

Ein Problem könnte vor allem das Saatgut werden. Wenn deutschlandweit starke Auswinterungsschäden zu verzeichnen sind, und neu ausgesät werden muss, könnte es knapp werden.

Laut Bernd Schröder, zuständig für das Saatgutgeschäft der RWZ Kassel, gibt es noch keine eindeutigen Zeichen auf dem Markt. Es werde sich in den nächsten Tagen bei ansteigenden Temperaturen zeigen, wie viele Bestände tatsächlich geschädigt sind, umgebrochen und neu angesät werden müssen. Im Moment gebe es noch wenige zusätzliche Bestellung für Sommerungen. Saatgut von Sommerweizen, Sommergeste sowie von Ackerbohnen, Erbsen und Mais seien vorhanden. Zuerst könne Sommerweizen knapp werden, dann müsse man im Hinblick auf die Sorten nehmen, was man kriegt, so Schröder.

Josef Planken, für das Saatgutgeschäft der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main (RWZ Köln) zuständig, bestätigt den schlechten Eindruck, den die Schläge in großen Teilen Hessens machen. Hessen scheine am stärksten von der Auswinterung betroffen. Allerdings rät auch er bis Ende der Woche abzuwarten. Sorten mit guten Eigenschaften sind laut Planken verfügbar, ein Problem gibt es, wenn bundesweit größere Schäden auftreten. Bei Sommerweizensorten gebe es nur eine begrenzte Auswahlmöglichkeit. Die gut nachgefragte Braugerste Propino werde knapp, die Sorte Braemar sei noch gut verfügbar. Für den ersten Ansturm hätten sich die Außenstellen der RWZ schon mit Saatgut eingedeckt. Dies sei die entscheidende Woche, so Planken gegenüber dem LW am Dienstag.

CM