Aufs Pflanzgut achten
Fragen an Werner Beck vom DLR in Oppenheim
Die Kartoffel ist eine relativ konkurrenzschwache Kultur. Neben Unkräutern und Ungräsern bedrohen auch Schädlinge und Krankheiten den Anbauerfolg. Zu aktuellen Fragestellungen im Kartoffelbau sprach das LW mit dem Kartoffelexperten des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Werner Beck.
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Werner Beck: Sicherlich hängt der Erfolg des Kartoffeljahres überwiegend vom Marktverlauf ab. Der bisherige Verlauf des Anbaujahres kann aus Sicht des Kartoffelanbauers als zufriedenstellend bezeichnet werden. Noch mehr Augenmerk sollte zukünftig nach erfolgter Sortenwahl und Überprüfung der Pflanzgutverfügbarkeit auf die Pflanzgutqualität gelegt werden. Kalibrierung und Trockensubstanzgehalt bestimmen maßgeblich die Keimfreudigkeit der Knollen. Bei relativer Trockenheit im Anschluss zur Pflanzung ist die Vitalität des keimgestimmten Pflanzgutes immens wichtig, um geschlossene Bestände einheitlich entwickelter Pflanzen zu erreichen.
Unvorhergesehene Störungen der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln können zum Umdenken zwingen. Fallen wichtige Bausteine im System Kartoffelanbau, wie etwa Bandur oder in weiteren Kulturen, zum Beispiel metamitronhaltige Produkte im Rübenanbau, plötzlich und temporär aus, ist auf Alternativprodukte auszuweichen, sofern vergleichbare Ersatzpräparate vorhanden sind.
LW: Welche Reaktionen auf die in den letzten Jahren häufigen Trockenperioden – gerade im Frühjahr – sind möglich?
Beck: Möglich ist, was machbar erscheint. Auf Flächen ohne Beregnungsmöglichkeit wäre die Tropfbewässerung eine Alternative, um die Pflanze mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen. Die Frage nach Rentabilität und Praktikabiltät dieses Verfahrens muss der Betriebsleiter individuell klären. Mit Beregnungsmöglichkeit stellt sich diese Frage derzeit nicht. Im letzten Jahr war die Situation mit relativer Apriltrockenheit ähnlich. Vielfach stand der Kartoffelauflauf aus instabilen Dämmen bevor. Reine VA-Herbizide hatten schlechte Karten bei fehlender Bodenfeuchte. Der Vorteil der Boxer-Sencor-Tankmischung liegt im weiten Anwendungsfenster, das die Anwendung – Sortenvertäglichkeit vorausgesetzt – auch beim Durchstoßen gestattet. Möglicherweise erfordert die Situation ein Nachlegen von Cato im Nachauflauf. Planbar und sicher ist aber auch das reine Nachauflaufverfahren mit Sencor und Cato.
Bei größeren bereits aufgelaufenen Beständen ist es wichtig, den Beregnungsstart nicht zu versäumen. Um Reduzierungen des Knollenansatzes – etwa 20 Tage nach Auflauf oder bei 15 cm Wuchshöhe – zu vermeiden, ist die wachsende Jungpflanze mit ausreichend Wasser zu versorgen.
LW: Wie kann man der Entwicklung von Resistenzen bei Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen am wirkungsvollsten begegnen bzw. welche sind derzeit am problematischsten?
Beck: Grundsätzlich sollen nur notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen mit sicher wirkenden Präparaten bei entsprechender Aufwandmenge durchgeführt werden. Das ist das effektivste Vorgehen, um den Selektionsdruck auf die Mittel zu beachten und eine möglichst nachhaltige Wirkung abzusichern.
Im Herbizidbereich sind sicher weitere Alternativen wünschenswert, aber neue Wirkstoffgruppen sind nicht in Sicht. Nachlassende Wirkung bei Kartoffelherbiziden beziehungsweise nachgewiesene Resistenz liegt aktuell in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland Pfalz nicht vor.
Das Angebot an fungiziden Wirkstoffen verschiedener Wirkungsweisen ist derzeit vielfältig. Unter Beachtung der Grundregeln: rechtzeitiger Beginn vor beziehungsweise bei Erstinfektion sowie Wirkstoffwechsel nach zweimaliger Anwendung von Präparaten mit erhöhter Resistenzgefahr und Verzicht auf metalaxylhaltige Mittel – bei bekanntem Resistenzauftreten; so bleibt die Wirkungssicherheit gewährleistet. Der Insektizidbereich bietet ein ähnliches Bild. Der gezielte einmalige Einsatz eines Mittels sollte zur Schaderregerbekämpfung ausreichen. KB