Bio-Gut Rosenthal lässt Bruderhähne aufziehen

Kooperation mit Vertragspartner Engelnhof

Das Bio-Gut Rosenthal der Familie Gauer aus Bergneustadt in Nordrhein-Westfalen hält Legehennen nach Bioland-Richtlinien und sortiert, verpackt sowie vermarktet als zertifizierte Eierpackstelle auch Eier anderer Betriebe (siehe LW-Interview www.lw-heute.de/-nachfrage-nach-bioeiern-boomt). Beliefert werden Kunden zwischen Hamburg und Rheinland-Pfalz. Das Bio-Gut Rosenthal lässt jetzt seine eigenen Bruderhähne bei einem Vertragspartner aufziehen, dem Engelnhof in Papenburg, so eine Pressemitteilung.

Bruderhahn-Küken müssen bis zur Schlachtreife etwa dreimal so lange aufgezogen werden wie Tiere von klassischen Masthähnchen-Rassen.

Foto: Engelnhof

Sechs Monate lang wurde der Stall nach Bioland-Vorgaben umgebaut, jetzt konnten die ersten 9 600 Küken einziehen. Bisher hat das Bio-Gut Rosenthal die Aufzucht männlicher Küken nach eigenen Angaben nur finanziell in anderen Aufzuchtbetrieben deutschlandweit unterstützt, aber nicht nach eigenen Vorgaben aufziehen können.

Verarbeitung des Fleisches zu Convenience-Produkten

„Mit der neuen Aufzuchtstelle schaffen wir uns eine eigene Kreislaufwirtschaft, denn wir ziehen zu jeder Legehenne das Brudertier auf und nutzen anschließend das Fleisch zur Weiterverarbeitung“, erklärt Jonathan Gauer, Geschäftsführer des Bio-Gutes Rosenthal. Die Bruderküken wachsen 100 Tage unter kontrollierten Bioland-Bedingungen auf und werden danach zu Convenience-Produkten wie Currywurst oder Bolognese verarbeitet. Für die Aufzucht der Bruderküken habe der Milchkuh- und Käsebetrieb Engelnhof die Stallanlage einer benachbarten ehemaligen Entenmast gekauft. Um die Tiere entsprechend der Bioland-Richtlinien halten zu können, habe Engelnhof-Besitzer Ludger Engeln mit seinem Team den konventionellen Stall aufwendig umbauen müssen. „Dank des großen Stalls und der zahlreichen Pick- und Scharrmöglichkeiten sind die Tiere sehr aktiv und es kommt kaum zu Auseinandersetzungen“, berichtet Ludger Engeln.

Die größte bauliche Herausforderung sei gewesen, den 1 236 Quadratmeter großen Stall in verschiedene Bereiche zu teilen. In zwei separaten Ställen werden jeweils 4 800 Küken gehalten. Der Bioland-Verband setze zum Beispiel einen Wintergarten als Kaltbereich voraus, in dem die Tiere fressen und sich beschäftigen können. Ein beheizter Warmbereich diene als Rückzugs- und Ruhebereich. In sandgefüllten Mörtelkübeln könnten die Hähne scharren und auf Holzleitern erhöht sitzen. Nach 50 Tagen dürften die Bruderküken den Grünauslauf nutzen. „Es ist schön zu sehen, dass die Stallanlage den Bedürfnissen der Tiere gerecht wird. Im Außengehege können sich die Hähne unter Bäumen und Sträuchern verstecken, das würden sie in ihrem natürlichen Lebensraum auch machen“, so Ludger Engeln.

Die Brüder der Legehennen setzen genetisch bedingt langsamer Fleisch an als Masthähne, daher müssen die Küken etwa dreimal so lang aufgezogen werden, bevor sie geschlachtet werden können, so das Unternehmen. Das Bio-Gut Rosenthal finanziere bereits seit 2017 über einen Mehrpreis bei den Eiern die Aufzucht männlicher Küken und setze sich damit gegen das Kükentöten direkt nach dem Schlupf ein. Die neuen Convenience-Produkte aus dem Fleisch der eigenen Bruderhähne würden derzeit entwickelt und sollen demnächst bei ausgewählten Handelspartnern und über einen Onlineshop angeboten werden. Weitere Informationen über das Bio-Gut Rosenthal unter www.biogut-rosenthal.de.

LW – LW 49/2021