Blühende Ergänzung zum Biogas-Mais
Tagung zum ökologischen Nutzen von Wildpflanzenmischungen
Ein bedeutender Energielieferant für Biogasanlagen ist der Mais. Doch dessen intensiver Anbau kann auf vielen Standorten durch mehrjährige Wildpflanzen sinnvoll ergänzt werden. Zu diesem Fazit kommt eine Fachtagung zum Wildpflanzenanbau für Biogasanlagen des NABU Baden-Württemberg und der Universität Hohenheim in Stuttgart.

Foto: agrar-press
Wildpflanzen punkten mit Ökosystemleistungen
Deshalb engagieren wir uns für das Wissen und die Ansaat von Wildpflanzenmischungen und unterstützen das Modellvorhaben des NABU Landesverbandes mit rund 47 000 Euro“, betonte Karl-Heinz-Lieber als stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg in seinem Grußwort.
Moritz von Cossel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Hohenheim im Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen, zog ein positives Fazit aus der Tagung. „Wo es am Ertrag fehlt, punkten die Wildpflanzen mit ihren Ökosystemleistungen. Durch den erfolgreichen Anbau der Wildpflanzenmischungen kann gleichzeitig ein Beitrag zur Artenvielfalt, zur Bereicherung des Landschaftsbildes, zum Schutz vor Bodenerosion sowie zur Entwicklung ökologisch nachhaltiger Bioökonomie-Strategien geleistet werden.“
Auch der Boden und Grundwasser profitieren
„Wilde Malve, Flockenblume, Eibisch und weitere Wildpflanzen bleiben in der Energiebilanz hinter Mais zurück, doch sie haben andere Vorteile“, erklärte NABU-Landwirtschaftsreferent Jochen Goedecke. Er begleitete im NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen“ über 18 Monate hinweg den Anbau verschiedener Mischungen und beriet Landwirte. „Trotz der niedrigeren Erträge im Vergleich zum Mais haben die Wildpflanzenmischungen ihre Berechtigung. Neben den Insekten, Vögeln und dem Niederwild profitieren auch der Boden und das Grundwasser von dieser Blütenpracht.“
Landwirt Markus Frick aus Kißlegg berichtete, dass sich Wildpflanzen gut in den betrieblichen Ablauf integrieren lassen und im Gegensatz zu Mais weniger Dünger, keinen Pflanzenschutz und weniger Zeit für die Bewirtschaftung brauchen. Jörg Messner, Biogasberater des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW), legte dar, dass sich die Wildpflanzen-Silage problemlos gemeinsam mit Mais vergären lässt. Diese Eigenschaften unterstützten dabei, die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie zu halten und die Mischungen aus bis zu 30 heimischen Pflanzen – trotz des geringeren Ertrags – als Energielieferanten zu etablieren.
Dass sich Wildpflanzenmischungen besonders für Grenzertragsstandorte eignen, stellte NABU-Projektleiter Jochen Goedecke fest. Die Erfahrungen des Projektes „Biodiversität für Biogasanlagen“ hätten gezeigt, dass Wildpflanzen für kleine, schwer erreichbare Flächen und Äcker mit schlechteren Bodenqualitäten eine echte Alternative darstellen. „Sie sind robust, kommen mit Wetterextremen wie Hagel zurecht und sind für Wildschweine uninteressant“, so Goedecke.
Projekt zu naturverträglichen Alternativen zum Maisanbau
Das NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen – naturverträgliche Alternativen zum Maisanbau“ wird unterstützt durch die Stiftung Naturschutzfonds mit Förderung aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale. Im NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen – naturverträgliche Alternativen zum Maisanbau“ erprobten Landwirte über 18 Monate hinweg eine Alternative zum Anbau von Biogas-Mais. Drei Betriebe testeten in dieser Zeit mehrjährige Wildpflanzenmischungen. Workshops und Feldexkursionen führten vorhandene Praxiserfahrungen für Landwirtinnen und Landwirte zusammen. Vermittelt wurde dabei Know-how zu Anbau, Ernte und Naturschutzeffekten von Wildpflanzenmischungen sowie zur naturverträglichen Bewirtschaftung.
Kooperationspartner des Projektes sind das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg, die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume, das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg, der Fachverband Biogas und die Universität Hohenheim. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale.
LW – LW 17/2019