Deutliche Zunahme des Wildschadens festzustellen

Versammlung der Jagdgenossen Gießen und Lahn-Dill

Mitte der vergangenen Woche fand in Hüttenberg die Jahresmitgliederversammlung des Kreisverbandes der Jagdgenossenschaften in den Landkreisen Gießen und Lahn-Dill statt. Im Anschluss an die Regularien referierte Rechtsanwalt Björn Schöbel, Geschäftsführer des Verbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer in Hessen (VJEH) über die heutigen Anforderungen an die Gestaltung der Jagdgenossenschaftsatzung.

Von rechts: Vorsitzender Joachim Otto zeichnete Gottfried Schneider und Klaus Peter Schäfer gemeinsam mit VJEH-Geschäftsführer Björn Schöbel, der einen Vortrag über die Jagdgenossenschaftssatzung hielt.

Foto: Thomas Wißner

Eine deutliche Zunahme des Wildschadens vermeldete der Vorsitzende des Verbandes der Jagdgenossenschaften in den Landkreisen Gießen und Lahn-Dill, Joachim Otto aus Beuern gleich zu Beginn der Mitgliederversammlung in den Hüttenberger Bürgerstuben. Der Kreisverband (VJE) zählt aktuell rund 150 Mitglieder, wobei der Organisationsgrad im Landkreis Gießen nach Angaben des Kreisgeschäftsführers, Hans Martin Sames, bei 100 Prozent liegt.

Im Jahresbericht ging Otto auf die neue Jagdverordnung mit Einschränkungen der Jagdzeiten etwa für den Waschbär ein. Diese führe in der Folge zu höheren Wildschäden. Die Klage einer nordhessischen Jagdgenossenschaft werde über den VJEH unterstützt.

Ein weiterhin wichtiges Thema der Versammlung war die zwar nur wenige Jagdgenossenschaften betreffende Umsatzsteuer für Jagdgenossenschaften mit mehr als 17 500 Euro Einnahmen. „Leider befürchte ich, wird das nicht das Ende der Belastungen für die Jagdgenossenschaften sein, egal welche Parteien uns in Wiesbaden regieren.“

Auf Kreisebene habe vor allem die Wildschadensproblematik mit all ihren Facetten den breitesten Raum eingenommen. „Besonders viel Gesprächsbedarf gab es bei Jagdgenossenschaften mit einer Wildschadensbeteiligung durch die Jagdgenossenschaft, egal ob Deckelung, Pauschale oder auch nur Beteiligung.

Wildschaden höher, als die Einnahmen der Jagdpacht

So zum Beispiel bei einer Jagdgenossenschaft, die sich zur Hälfte an dem Wildschaden beteiligt, wenn er 10 000 Euro übersteigt. Eigentlich sollte man meinen eine sichere Lösung – nicht im vergangenen Jahr, als der Schaden auf über 20 000 Eu­ro gestiegen ist. Dies übersteigt die Jahrespacht der Jagdgenossenschaft und führt zum Unwohlsein beim Jagdvorsteher. Angesprochen auf diese Problematik reagierten die Jäger nur wenig, erst als es um die Pachtverlängerung ging, wurde der Abschuss deutlich erhöht. „Dies ist kein Einzelfall, wir raten unverändert von einer Wildschadensbeteiligung durch die Jagdgenossenschaften ab“.

Auch vermeldetete der Verbandsvorsitzende eine verstärkte Nachfrage bei Neuverpachtungen von Jagdgenossenschaften. Zudem nehme die Zahl der Jagdscheininhaber in Deutschland weiter zu. „Nutzen Sie das Angebot des Landesverbandes, ihr Revier bei Neuverpachtungen bekannt zu machen.“

Landwirte und Jäger „ziehen an einem Strang“

Lobend hob Otto gemeinsame Aktionen, wie einer in Dorf Güll, wo der Jagdverein Hubertus mit Dieter Mackenrodt und die Jagdgenossenschaft Dorf Güll mit Volker Matern Wildwarnreflektoren angebracht haben. „Wild ist unser eigentliches Kapital, dies gilt es zu schützen. Gemeinsam kommen wir weiter, die Aktion, die zu weniger Wildunfällen führt, ist sehr zu begrüßen.“ In Wettenberg wurde eine gemeinsame Veranstaltung der Jagdgenossenschaften Wißmar, Krofdorf und Launsbach zur Problematik Rotwild durchgeführt. „Die Regelung zum Jagdkataster ist nach wie vor schwierig, offiziell gibt es seit Sommer kein Jagdkataster mehr vom Amt für Bodenmanagement. Es werden Gespräche zwischen dem Landesverband und den Ministerien geführt, man kommt aber hier bisher zu keiner Lösung.“ Problemlos übernommen wurde nach mehreren Gesprächen zwischen dem Kreisgeschäftsführer und der Unteren Jagdbehörde in Gießen die Mustersatzung vom Kreisverband der Jagdgenossenschaften. Auf diese ging anschließend der Landesgeschäftsführer des VJEH, Rechtsanwalt Björn Schöbel, in seinem Vortrag zur Gestaltung der Jagdgenossenschaftsatzung intensiv ein.

Hintergrund sei, dass die Untere Jagdbehörde des Landkreises Gießen rund 50 Jagdgenossenschaften aufgefordert hat, ihre Satzung zu ändern. Eine neue Mustersatzung wurde erarbeitet, wurde mitgeteilt. Diese kann von den Mitgliedsgenossenschaften in der Geschäftsstelle angefordert werden. Es reiche aus und sei mit der Unteren Jagdbehörde im Landkreis abgestimmt, wenn die Satzung in der örtlichen Jahreshauptversammlung im ersten Quartal 2018 beschlossen werde.

Langjährige Jagdvorsteher geehrt

Die Jahreshauptversammlung hatten die Jagdhornbläser vom Jagdverein Hubertus Gießen eröffnet. Kassenbericht und Haushaltsvoranschlag wurde einstimmig genehmigt und der Vorstand einstimmig entlastet. Zum neuen Kassenprüfer wurde Henning Schäfer aus Stangenrod gewählt. Vorsitzender Otto zeichnete langjährige Jagdvorsteher, die kürzlich aus ihrem Amt ausgeschieden sind, aus: Gottfried Schneider aus Rabenau-Allertshausen (zwölf Jahre), Klaus Peter Schäfer aus Grünberg-Stangenrod (16 Jahre).

Die kürzlich vom HBV und VJEH verabschiedete Resolution mit dem Ziel, Schwarzwildbestände zu reduzieren und die Schweinepest zu verhindern, wurde vorgestellt und ist auf breite Zustimmung gestoßen.Dies vor dem Hintergrund neuer Spitzenwerte bei den Schwarzwildbeständen und einem bislang in der Region noch nicht gekannten Ausmaß an Wildschäden in der Landwirtschaft. 

Thomas Wißner – LW 45/2017