Diskussion über Transparenz, Dialog und Offenheit geführt
Betrieb Kersten in Hofgeismar öffnete seine Türen
Kürzlich hat der Landwirtschaftsbetrieb der Familie Kersten in HofgeisÂmar-Schöneberg zum Tag des offenen Hofes geladen. Etwa 800 Besucher nutzten die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeitsabläufe des Betriebes zu gewinnen. Zum Programm gehörte auch eine Podiumsdiskussion über die aktuelle Lage der Landwirtschaft.

Foto: Stefan Strube
Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion stand der Verfall des Milchpreises. „Nirgends sind die Lebensmittelpreise so billig wie in Deutschland“, sagte der PräsiÂdent des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal. Hofgeismars Bürgermeister Markus Mannsbarth zeigte Unverständnis darüber, dass ein Getränk wie Coca-Cola billiger als Milch ist. Der Verbraucher sei selbst dafür verantwortlich. Wie drastisch die Situation augenblicklich vor allem für Milchbauern sei, machte Betriebsleiter Eckard Kersten deutlich: „Wenn keine angemessenen Milchpreise gezahlt werden, müssen weitere Betriebe schließen“. Außerdem kritisierte Kersten eine überhand nehmende Bürokratie und fehlende Arbeitskräfte im Bereich der Landwirtschaft.
„Ohne Landwirtschaft sterben die Dörfer“
„Ohne Landwirte sterben die Dörfer“, so die Einschätzung von Kreislandwirt und stellvertretender Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Kurhessen (RBV), Reinhard Rudolph. Er sprach das Engagement an, im Einzelfall Lösungen bei finanziellen Engpässen der Betriebe zu ermöglichen. Das Grundübel, die niedrigen Preise, sei damit noch nicht beseitigt, so Rudolph. Mitverursacher für den Preisverfall sind nach Meinung von Karsten Schmal die fünf großen Discounter, die sich den Markt teilen. Der Konsument solle sich Gedanken machen, woher das Produkt kommt und wie es entsteht, appellierte Schmal. Weitere Themen dieser einstündigen Talkrunde waren das Freihandelsabkommen TTIP sowie die Debatte zum Thema Tierwohl.
Regionalbauernverband Kurhessen als Mitveranstalter
Am Stand des RegionalbauernÂverbandes Kurhessen konnten die Besucher ihr Wissen über die moderne Landwirtschaft testen. Neben Infos zu den unterschiedlichen Getreidearten, welche im Altkreis Hofgeismar zum Anbau kommen, konnten die Besucher anhand einer handgetriebenen Getreidemühle und -quetsche ihre eigenes Mehl oder Haferflocken herstellen und mit nach Hause nehmen. Zudem erfuhren die Besucher Wissenswertes zu den Themen Agrarstruktur, -politik, Düngung, Pflanzenschutz, Produktionstechnik, um für das Image der Landwirtschaft zu werben. Abgerundet wurde das Rahmenprogramm durch einen Bauernmarkt und für die jüngsten Besucher war unter anderem eine Stroh-Burg aufgebaut.
Strube, RBV Kurhessen – LW 27/2016