Erzeugerpreise decken nicht die Kosten, um Betriebe zu erhalten

HBV informierte beim Erntefest in Frankfurt am Main

„Die Trockenheit hat uns Bauern in diesem Jahr große Sorgen bereitet. Der August war der siebte zu trockene Monat in Folge. Im Mai, dem Hauptwachstumsmonat, fehlten 70 Prozent der sonst verfügbaren Regenmenge. Das Niederschlagsdefizit setzte sich in den Sommermonaten Juni, Juli und August weiter fort.“

Die HBV-Standbetreuerinnen Beate Ewald und Sandra Weighardt (Erste und Zweite von links) hatten alle Hände voll zu tun, um den Ansturm der Kinder an den Getreidemühlen zu bewältigen.

Foto: Bernd Weber

Das betonte der Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Armin Müller, in seinem Grußwort anlässlich der Eröffnung des Erntefestes am vergangenen Donnerstag in Frankfurt am Main. Vor diesem Hintergrund sei es überraschend, dass in Hessen mit insgesamt 2,15 Mio. t Getreide eine durchschnittliche Ernte eingefahren werden konnte. Dieses vorläufige Ergebnis läge rund vier Prozent unter dem Vorjahr.

Wegen den seit Wochen nicht kostendeckenden Erzeugerpreisen seien die Landwirte aktuell in einer sehr schwierigen Lage. Insbesondere die Milch- und Schwei­nepreise befänden sich seit längerem auf einem äußerst niedrigen Niveau. Deshalb seien in der vergangenen Woche rund 6 000 Bauern mit etwa 2 000 Traktoren in Brüssel auf die Straße gegangen und hätten vom Agrarrat ein Hilfsprogramm gefordert, um einerseits Li­quidi­tätsengpässe zu verhindern und an­dererseits Agrarexporte in Drittländer anzukurbeln. Das daraufhin von der EU-Kommission in Aussicht gestellte Hilfsprogramm mit einem Volumen von rund 500 Mio. Euro sei lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Weitere Maßnahmen müssten folgen.

Karlheinz Gritsch, Vorsitzender des Frankfurter Landwirtschaftlichen Vereins, sagte „Das Erntefest ist mehr als ein herkömmlicher Bauernmarkt. Informieren, ausprobieren und mitmachen ist die Devise“. Auf die Besucher warte eine interessante Entdeckungstour. Besonders wichtig sei dem Verein die Kontaktpflege zu den Jugendlichen und Kindern. Deshalb habe man auch dieses Jahr rund 450 Kindergärten und Schulen auf den Rossmarkt eingeladen.

Ursula Pöhlig, Zweite stellvertretende Vorsitzende des Landfrauenverbandes Hessen, mahnte den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln an. Der Verschwendung entgegenzuwirken sei eine gemeinsame Aufgabe. Bei der Lebensmittelerzeugung gehe Qualität vor Quantität. „Lebensmittel haben ihren Wert, der auch bezahlt werden muss“, so Landfrauen Vertreterin.

Landwirte leisten viel und beachten hohe Standards

Lars Döppner, Vorsitzender der Hessischen Landjugend, kritisierte die oft im Fernsehen anzutreffende Ne­gativ­be­richt­­er­stattung über die Land­­wirtschaft. Er hob hervor, dass die hessischen Landwirte unter Beachtung hoher Standards und unabhängig von der Produktionsform eine gute Arbeit ablieferten. Auch er wies auf die dramatisch gesunkenen Erzeugerpreise hin. Durch entsprechendes Einkaufsverhalten könnten die Verbraucher den Landwirten ein bisschen helfen.

HBV-Vizepräsident Armin Müller (stehend) wies darauf hin, dass die Bauern gerne ihre Ställe für Verbraucher öffnen. Links neben ihm FLV-Vorsitzen­der Karlheinz Gritsch, rechts Frankfurts Wirtschaftsdezernent Markus Frank.

Foto: Bernd Weber

Dr. Bernadette Weyland, Staatssekretärin im Hessischen Finanzministerium dankte den Landwirten, dass sie nicht nur hochwertige Lebensmittel produzieren, sondern auch ihre Höfe öffnen und zeigen, wie produziert werde. „Wir wissen, dass die Bauern in diesem Jahr große Probleme wegen der Trockenheit haben. Die hessische Landesregierung steht hinter Ihnen und stundet beispielsweise Steuern auf Antrag beim zuständigen Finanzamt“, so Weyland.

Mehr Dialog mit der Gesellschaft führen

„Wir finden es wunderbar, dass die Tradition des Erntefestes fortgeführt wird und den Jüngsten gezeigt wird, wie Landwirtschaft funktioniert“, betonte der Frankfurter Wirtschaftsdezernent Markus Frank. Das Fest biete eine gute Gelegenheit, den Dialog zwischen Landwirten und der Gesellschaft zu führen. Er verwies auf die zahlreichen Bauernmärkte in der Stadt. Dort könne man die Qualität der landwirtschaftlichen Erzeugnisse spüren und sehen. Die hessische Milchkönigin, Svenja die I. und die hessische Rapsblütenkönigin, Nadine I., stellten in ihren Grußworten die Vorzüge von Milch und Raps heraus und warben für die daraus hergestellten gesunden Lebensmittel.

Wie immer war auch der Hessische Bauernverband mit einem Informationsstand auf dem Rossmarkt vertreten, um Kindern zum Beispiel die Herkunft von zum Beispiel Brot und Brötchen zu verdeutlichen. Für die Erwachsenen gab es ein Erntefest-Quiz und viele Informationen rund um die Landwirtschaft.

hbv – LW 38/2015