Europasiegerin aus Hessen

Heimische Holsteinzüchter erfolgreich in Cremona, Italien

Nach mehr als vier Jahren Pause traf sich die Spitze der europäischen Holsteinzucht jetzt im norditalienischen Cremona, um dort innerhalb einer großen Agrarmesse den nächsten Wettbewerb für schwarz- und rotbunte Holsteins auf europäischer Ebene auszurichten.

Die Talent-Tochter HLM Mike (l.) des Betriebes Hellmuth aus Haina war in Cremona Teil der deutschen Gruppe und gehörte zu den besten Euterkühen ihrer Klasse.

Foto: Jost Grünhaupt

13 Zuchtverbände aus ganz Europa waren dazu in Italien, um dort um die Krone der eu­ropä­i­schen Holsteinzucht zu konkurrieren. Um auf dieser einzigarti­gen Bühne antreten zu können, waren aus den Ländern die aktuellen Spitzentiere ausgewählt worden. Dazu gehört heute mehr denn je eine exzellente Vorbereitung für den Schauwettbewerb. Alleine die Teilnahme bei dieser Veranstaltung ist bereits eine züchterische Ausnahmeleistung, die nur wenige Betriebe jemals in ihrer züchterischen Arbeit erreichen werden. Im jeweils zehnköpfigen Kontingent der deutschen Holsteinzucht waren mit der Talent-Tochter HLM Mike von Ralf und Walter Hellmuth, Haina, und der Rustler-Tochter Nikita von Wilfried und Eckhard Hauck, Schiffelbach, zwei hessische Vertreterinnen mit im Wettbewerb vertreten. Nach einwöchiger Vorbereitung im schwäbischen Ilshofen erreichten die Kühe vier Tage vor der Schau den Ausstellungsort Cremona und wurden dort vom Ausstellungsteam des DHV auf den Wettbewerb hin vorbereitet. Im Vorfeld sehr hoch gehandelt wurden die Ausstellungskollektionen des Gastgeberlandes Italien und der Schweizer Kollegen, die in den letzten Jahren hier mehrfach die Maßstäbe setzen konnten. Als Preisrichter war der Brite John Gribbon im Ring, ein Mann mit sehr viel Erfahrung in der internationalen Holsteinzucht. Entsprechend klar nachvollziehbar waren seine Richturteile, wobei er sehr hohe Anforderungen an die Qualität im Typ und bei sämtlichen Eutermerkmalen stellte.

Gelungene Vorbereitung

In der ersten Kategorie der älteren Klassen konkurrierte Eckhard Hauck mit seiner schon mehrfach erfolgreich ausgestellten Nikita; die Kuh zeigte sich in bester Verfassung und imponierte ein weiteres Mal durch ihre imposante körperliche Erscheinung in Verbindung mit dem sehr hoch und fest aufgehangenen Euter. Offensichtlich war die Vorbereitung der Kuh so gut gelungen, dass sie sich im Ring absolut souverän und entspannt präsentierte. An der Spitze der Klasse standen sehr typstarke Kühe aus der Schweiz, Nikita wurde im Mittelfeld eingereiht. In der abschließenden Konkurrenz trat dann die aus der Zucht von Lothar Christ, Grüsen, stammende Talent-Tochter Mylene für ihren heutigen Besitzer Paul Mathay, Flebour, (LU) an. Auch vier Wochen in Milch und dabei in bester Verfassung wurde sie von der deutschen Vorführerin Astrid Ostkaemper perfekt präsentiert, dabei gelang es ihr sogar die hochgehandelte Schweizer Spitzenkuh Britney zu schlagen. Damit konkurrierte die Kuh um den Siegertitel der älte­ren Kühe und auch hier entschied sich John Gribbon aufgrund des hervorragenden Körperbaus in Verbindung mit dem sehr hoch und lang angesetzten Euter wieder für Mylene vor Britney. Ein großer Erfolg nicht nur für den ausstellenden Betrieb Mathay, sondern auch für die hessische Zuchtstätte von Lothar und Stefan Christ in Grüsen, wo Mylene gezüchtet wurde.

Grand-Champion heißt Pepita

Auf der Mutterseite von Mylene steht mit der Taiwan-Tochter Marilyn als Großmutter eine bekannte Spitzenkuh, die über ihren Sohn Flash in vielen hessischen Rotbuntbetrieben vertreten ist. Übrigens: Auch in Luxemburg verlieren Kühe Ohrmarken, denn Mylene hatte inzwischen ihre gelben Lebensmarken durch lachsfarbene aus dem Großherzogtum ausgetauscht bekommen. Den Titel Grand-Champion bei den Red-Holsteins erhielt die zweitkalbige Rustler-Tochter Pepita aus der Schweiz, eine Kuh, die an diesem Tage einen maximalen Maßstab in diesem Ring setzen konnte.

Beim anschließenden Richtwettbewerb der schwarzbunten Holsteins merkte man schnell, wie groß das Interesse und auch die Begeisterung der Italiener für schwarzbunte Holsteinkühe ist. Die Plätze waren während der gesamten Schau bis in die letzte Reihe um den Ring herum komplett besetzt. Sehr schnell wurde klar, auf welch hohem Niveau dieser Wettbewerb stattfand, denn mehrere absolute Spitzenkühe wurden in der Mitte der Klasse eingereiht. Umso höher sind die Platzierungen der deutschen Teilnehmerinnen Wölkchen (V: Cento) auf Ic und Nastygirl (V: Marbach) auf Id einzuordnen. Die Siegertitel in der Färsenklasse ging an eine italienische Goldwyn-Tochter, die Stormatic-Tochter Ilma aus dem Zuchtbetrieb Ladina holte sich mit ihrem perfek­ten Erscheinungsbild den Sieger in der Altersklasse Intermediate. Die Spitzengruppen waren dabei jedes Mal stark besetzt. Spannend wurde es dann, als in der älteren Klasse die im Vorfeld diskutierte Goldwyn-Tochter Veronique aus Italien den Ring betrat. Eine Kuh mit einer imposanten Erscheinung und Körpergröße, aber auch nicht zu übersehender Harmonie und Qualität im Euter.

Duell zwischen Italien-Schweiz

Ebenso eine imposante Erscheinung bei der Europaschau: Die Rustler-Tochter Nikit­a an der Hand von Eckhard Hauck aus Schiffelbach.

Foto: Jost Grünhaupt

John Gribbon reihte sie zunächst auf den zweiten Platz ein und ein gellendes Pfeifkonzert war in der Halle von Seiten der italienischen Zuschauer zu hören. Ähnlich stark kamen dann die Pfiffe aus dem Schweizer Block, als er diese gigantische Kuh doch vor die aus der Schweiz stammen­den Halbschwester Betty stellte, die ohne Zweifel ebenfalls über enorm viel Qualität in ihrer Gesamterscheinung verfügte. Dieser Wettstreit zwischen den Kühen aus der Schweiz und Italien setzte sich bis zum Schluss fort. Die absoluten Maßstäbe bei den älteren Kühen wurde jedoch von der sechsjährigen James-Tochter Jolie aus der Schweiz vorgegeben, eine Kuh, ohne Fehl und Tadel, mit ei­ner absolut imposanten Ausgeglichenheit und mit einem überragenden Milchcharakter ausgestattet, sie holte sich zum Schluss den Siegertitel in ihrer Gruppe. In dieser überragenden Konkurrenz trat dann auch die Talent-Tochter Mike von Ralf und Walter Hellmuth an, sehr harmonisch und mit viel Ausstrahlung versehen konnte sie ihr überragend aufgehangenes und lang angesetztes Euter im Ring bestens zeigen. Die beeindruckenden Typkühe an der Spitze machten jedoch eine Platzierung im Vorderfeld nicht möglich. Die Auswahl des Grand-Champions bei den schwarzbunten Kühen wurde dann von John Gribbon zum Abschluss zelebriert, er ließ jedoch keinen Zweifel an der Gesamtsiegerin Jolie, die er als die beste Kuh, die er je­mals richten durfte, bezeichnete.

Prestigeträchtiger Wettbewerb

Der prestigeträchtige Länderwettbewerb war der Höhepunkt der Veranstaltung. Hier durfte für jedes Land ein Preisrichter sein Votum abgeben. Bei den rotbunten Holsteins wurde das erwartet klare Bild zugunsten der Schweizer Kollektion bestätigt, die nicht zu schlagen auf dem ersten Platz stand. Dahinter kamen die sehr ausgeglichenen Kühe aus den deutschen Betrieben. Sehr viel Spannung kam dann auf, als die schwarzbunten Kollektionen, angeführt von ihren attraktiven Fahnenträgerinnen, in den Rängen einmarschierten. Das erwartete Finish zwischen den Quartetten aus der Schweiz und Italien stand bevor und hier sollte auch einiges von der Zusammenstellung der Gruppe abhängig sein. Die Vorteile lagen hier deutlich bei den Schweizern, die ein perfektes Quar­tett aufstellen konnten und damit den Siegertitel klar vor den Italienern für sich verbuchen konnten. Entsprechend ausgelassen war die Freude, als die Schweizer Nationalhymne erklang und die Fahne der Eidgenossen eingeblendet wurde. Das deutsche Team wurde im Mittelfeld eingereiht. Abgerundet wurde die internationale Holsteinschau mit einer Eliteauktion und der Präsen­tation von Nachzuchten, bei der die Töchtergruppe des deutschen Vererbers Jardin eine tadellose Vi­sitenkarte abgab. Beeindruckend war das starke Interesse und Enga­gement der Beschicker aus Hessen bei der Europaschau. Grünhaupt, LLH Kassel