Familienbetriebe als Erfolgsrezept für die Zukunft

Lehrfahrt für Tierhalter in der eigenen Region

An der diesjährigenTageslehrfahrt des Beratungsring Rindfleischerzeugung und des Rindermastkontrollring Kaiserslautern zusammen mit der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz nahmen in diesem Jahr 85 interessierte Landwirte teil. Das Ziel der Reise war 2019 sehr „naheliegend“ in der Westpfalz bis hin zur Grenze der Vorderpfalz gelegen.

Haben viel Platz: Die Jungbullen auf dem Betrieb von Marc Pfeiffer-Unckrich in Kottweiler-Schwanden.

Foto: Henn

Der erste Betrieb von Wolfgang Rübel in Oberstaufenbach ist ein EU-Biobetrieb, der seinen Standort aufgrund von Behördenauflagen teilweise verlegen musste und aus einer Freilandhaltung eine Freilandhaltung mit großem Unterstand oder Offenstall gemacht hat. Der Betriebsleiter, welcher im Nebenerwerb mit seiner Familie die Mutterkuhhaltung mit 35 Kühen betreibt, hat sehr viel Herzblut in den Bau des neuen Stalles gesteckt und diesen bio-gerecht gebaut. In dem Tretmiststall, der mit 15 bis 20 Kühen pro Bucht und einer Quarantänebucht, sehr flexibel ausgestaltet ist, hat der Betriebsleiter seine Kenntnisse als Bauleiter einer Baufirma gut umgesetzt und den Stall in Eigenregie gebaut.

Landwirtschaft im Nebenerwerb, Familie zieht mit

Mit rund 120 ha Gesamtfläche und einem hohen Anteil an Grünland wird ein Teil Heu und Silage an den nahegelegenen Wildpark verkauft. Die Getreideflächen werden in der Regel als GPS beerntet, um so der zeitlich sehr begrenzten Getreideernte aus dem Weg zu gehen. Im Betrieb Rübel zeigt sich besonders gut, dass die Arbeit als Nebenerwerbsbetrieb nur so gut klappt wie die Familie das Unternehmen mitträgt und das Zusammenspiel funktioniert.

Der Betrieb von Marc Pfeiffer-Unckrich in Kottweiler-Schwanden liegt am Ortsrand von Kottweiler-Schwanden und grenzt so an einen Großteil der zu dem Betrieb gehörenden Weiden. 1979 wurde der Betrieb mit 30 ha und 25 Milchkühen vom Großvater des Betriebsleiters abgegeben an den Vater Klaus Pfeiffer-Unckrich. 1990 stellte dieser von Milch- auf Mutterkuhhaltung um, zunächst auf Basis einer Verdrängungskreuzung und danach Reinzucht Limousin mit Tieren aus französischen und luxemburgischen Zuchtbetrieben. 2015 bis 2016 wurde ein neuer Stall im Außenbereich für rund 100 Mutterkühe gebaut. Der neue Mutterkuhstall passt sich hervorragend in die Landschaft ein und liegt mit der Rückseite geschützt am Berg. Auch hier ist der Stall direkt angrenzend an die Weideflächen, was viele Vorteile mit sich bringt. Der Betrieb bewirtschaftet heute etwa 200 ha, überwiegend Grünland, etwas Getreidebau und Feldfutterbau. Ein Teil der Färsen wird in Direktvermarktung verkauft.

Limousinzucht, das größte Hobby der Familie

Die Limousinzucht ist seit fast 30 Jahren eines der größten Hobbies der Familie. Dies spiegelt sich in der hervorragenden Qualität der Tiere wider. Das besondere Merkmal der Herde ist die Ruhe und Ausgeglichenheit der Tiere. Ein weiteres Standbein des Betriebes ist die Vermarktung von Deckbullen, aber auch von Schlachtbullen, die im ehemaligen Mutterkuhstall auf Stroh und mit sehr viel Platz gehalten werden. Die Vermarktung der Mastbullen wird über einen Metzger organisiert.

Der neue Mutterkuhstall auf dem Betrieb Wolfgang Rübel in Oberstaufenbach wurde Großteils in Eigenregie von der Familie gebaut.

Foto: Henn

Im Betrieb Pfeiffer-Unkrich wird der Zusammenhalt der Familie sehr groß geschrieben und wertgeschätzt. Dies ist eines der Erfolgsrezepte des Betriebes und ein besonderes Gut.

Nach der Mittagspause wurde der Betrieb von Familie Schwalb besichtigt. Er liegt an der Grenze der Westpfalz zur Vorderpfalz am Ortsrand von Hettenleidelheim.

Im Betrieb Schwalb werden etwa 300 ha Land bewirtschaftet: Einerseits klassische Feldfrüchte wie Mais, Weizen, Gerste, Raps, Roggen, Zuckerrüben, Feldfutterbau und Triticale andererseits aber auch eine Besonderheit mit Beerenobst, Rhabarber, Erdbeeren und Spargel.

Nachdem der Betrieb im Ort mit immer mehr Problemen gegenüber den Anwohnern zu kämpfen hatte, wurde 2003 eine Aussiedlung bezogen, die die Arbeit wesentlich erleichterte. Der Grundstein der Bullenmast wurde 2004 mit 12 Mastbullen gelegt, die als Hobby des heutigen Betriebsleiters zu sehen war.

Nach und nach entstand aus dem Hobby ein neuer Betriebszweig. Im Herbst 2011 wurde ein neuer Maststall mit 100 Mastplätzen bezogen und mit Absetzern aus der Region bestückt. Nach einigen negativen und vielen positiven Erfahrungen wurde der Tretmiststall 2017 nochmals gespiegelt, sodass der Betrieb inklusive eines kleinen Quarantänestalles nun etwa 210 Mastplätze zur Verfügung hat.

Effektive Stalltechnik erleichtert Arbeit

Der gut konzipierte Stall ist mit einer Strohbühne ausgestattet von der aus die Einstreuarbeit sehr leicht zu bewerkstelligen ist. Das Abschieben des Mistes an der Futterachse und die Fütterung mit dem Futtermischwagen sind sehr effektiv. Neben der Arbeit im Betrieb erledigt der Betriebsleiter noch einige Lohnarbeiten. Seit ein paar Jahren betreibt er eine Siloschlauchpresse mit der er Gras, Mais und auch Pressschnitzel aus der nahegelegenen Zuckerfabrik in einen Folienschlauch presst und einsiliert. Diese Technik garantiert bei sehr viel Erfahrung einen verlustfreien Siliervorgang der Pressschnitzel.

Der Betrieb Schwalb ist sehr stark diversifiziert und erfordert viel Organisationstalent und Spezialwissen. Aus diesem Grund wurden die verschiedenen Arbeitszweige zwischen dem Betriebsleiter, dem Vater und dem Bruder aufgeteilt, um effektiver arbeiten zu können. Nicht nur bei Ideen für den eigenen Betrieb, sondern auch in politischen Ämtern und landwirtschaftlichen Fachgremien ist Schwalbs Engagement unermüdlich und sein Kampf für eine gerechtere Behandlung der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft vorbildlich. Der Betrieb Schwalb ist ein weiteres Beispiel dafür wie durch den familiären Zusammenhalt ein Betrieb zu einem erfolgreichen Unternehmen werden kann.

Am Ende des Tages wurde bei einem gemeinsamen Abendessen der Tag noch einmal zusammengefasst und über die Besichtigungen diskutiert. Die Teilnehmer der Lehrfahrt nahmen in diesem Jahr wieder sehr viele neue Eindrücke und Anregungen mit in ihre eigenen Betriebe und deshalb hat es Veranstaltern und Teilnehmern wieder sehr viel Spaß gemacht.

Gerhardt Henn – LW 7/2019