Fördergelder für neue Weizenarten und mehr Tierwohl

Förderung von Innovationen und Zusammenarbeit

Die Züchtung neuer klima- und krankheitsresistenter Weizenarten, eine mobile Schlachtstätte, eine App für umweltschonende Ausbringung von Gärresten sowie die Vermarktung von Beerenobst sind Forschungsprojekte, für die Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz vergangene Woche die Förderbescheide überreicht hat. Die drei „Operationellen Gruppen“ (OG) und eine Kooperation erhielten Bewilligungsbescheide für Fördersummen von insgesamt nahezu einer Million Euro.

Die Vertreter der operationellen Gruppen mit Landwirtschaftsministerin Priska Hinz (5.v.r.).

Foto: hmuklv

Die Fördermittel seien gut investiertes Geld, da sie Innovationen unterstützten, die die Wertschöpfung im ländlichen Raum stärkten, bekräftigte Ministerin Hinz. Das Land Hessen unterstützt Akteure aus der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft sowie dem Wein- und Gartenbau mit einem eigenen Anteil an Landesmitteln und mit EU-Geldern des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) bei der Entwicklung von Innovationen und der Zusammenarbeit. Die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) und die Maßnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit bilden hierfür die zentralen Instrumente, die das hessische Umweltministerium und das Regierungspräsidium (RP) Gießen gemeinsam mit dem Frankfurter Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) als Innovationsdienstleister und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) durchführt.

Im Anschluss an die im Jahr 2015 bewilligten acht Vorhaben geht nun die Unterstützung neuer Projekte in die nächste Runde.

Widerstandsfähige Weizensorten

In Zusammenarbeit mit Landwirten widmet sich die OG „Getreidepopulationen“ der Züchtung neuer Weizensorten. Im Gegensatz zu herkömmlichen sind diese Sorten heterogen, sie unterscheiden sich in Aussehen und Eigenschaften. Solche Pflanzen können laut OG widerstandsfähiger gegen Klimaextreme, Krankheiten und Schädlinge sein, was zu einem gesteigerten Ertrag führt. Noch 2015 waren Vermarktung und Vertrieb des Saatguts von Getreide-Populationen in Deutschland und Europa unzulässig. Seit der Änderung der Rechtsgrundlage hat der Bad Vilbeler Projektträger Dottenfelder Hof bereits mehrere sogenannte „Vielfalts-Sorten“ entwickelt. Im neuen EIP-Projekt soll darüber hinaus die Akzeptanz bei Verarbeitern und Endkunden untersucht, gestärkt und der Anbau von der Universität Kassel wissenschaftlich begleitet werden.

Extrawurst mit mobiler Schlachtstätte

Die OG „Extrawurst“ will für landwirtschaftliche Betriebe in Nordhessen Wettbewerbs­vorteile schaffen und dabei das Tierwohl erhöhen: Mittels eines eigens entwickelten Fahrzeugs sollen Rinder, Schafe und Ziegen künftig direkt am Standort geschlachtet werden können. Anschließend wird das Tier zur Zerlegung und Verarbeitung weitertransportiert. So entfallen zahlreiche Stressfaktoren für das Tier wie der lange Transport. Der Verbraucher wiederum profitiere laut Projekt von der gesteigerten Fleischqualität, die besonders für die Herstellung der „Ahlen Wurst“ wichtig sei, sowie der Prozesstransparenz und trage zum Naturschutz bei. Denn die Beweidung der Wiesen sorge wesentlich für den Erhalt der Kulturlandschaft.

App bei umweltschonende Düngung

Eine App als Entscheidungshilfe zur effizienten, umweltschonenden Düngung mit Gärresten – das ist das Projektziel der OG „Gärresteverwertung“. Dazu untersucht die Universität Gießen die Wirkung von Gärresten hinsichtlich Art und Menge, Anwendungstermin und -technik auf eigenen Flächen im Vergleich zur gängigen Praxis landwirtschaftlicher Betriebe. Mithilfe von datenbasierter Modellierung sollen die Pflanzenqualität optimiert und mineralische Düngemittel ersetzt werden.

Neue Vertriebswege für Beerenobst

Neue Vertriebswege und Vermarktungsmöglichkeiten sucht die Kooperation „Beerenobst“, ein Zusammenschluss aus Produzenten aus der Rhön und dem Vogelsberg.

Nach einer Wettbewerbsanalyse soll der Außenauftritt und das Produktportfolio überarbeitet werden, um konkurrenzfähiger zu werden.

Einreichungsfrist für die dritte Runde am 15. Mai

Die dritte Runde zur Einreichung von Aktionsplänen für EIP-Agri endet am 15. Mai 2017. Die Aktionspläne werden beim Innovationsdienstleister eingereicht. Anträge für Kooperationen für den Förderbereich „Einrichtung lokaler Märkte und kurzer Versorgungsketten“ sowie „Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel“ und „Einrichtung von Netzwerken“ können bis 10. März direkt beim RP Gießen eingereicht werden. Für die genannten Kooperationen sind zwei weitere Fristen in 2017 vorgesehen.

Für die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) werden Projekte nach den sogenannten „Richtlinien des Landes Hessen zur Förderung von Innovation und Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und den ländlichen Gebieten“ (RL-IZ) seit deren Inkrafttreten 2015 bewilligt. Landwirtschaftliche Vorhaben können dabei mit bis zu 100 Prozent finanziert werden. Die RL-IZ unterstützen drei weitere Fördermaßnahmen: regionale Wertschöpfungsketten und Märkte, Minderung und Anpassung an den Klimawandel sowie Erarbeitung und Umsetzung lokaler Entwicklungsstrategien. Infos unter: www.rp-giessen.hessen.de/innovation-zusammenarbeit.

LW – LW 10/2017