Führt eine Überbelegung zu Gesundheits-Problemen?

Sei Jahren wird über die Einflüsse von Überbelegungen auf ökonomische und gesundheitsrelevante Messwerte diskutiert. Forschungsergebnisse zeigen, dass die optimale Belegungsdichte zwischen 80 und 140 Prozent (Liegeboxen und Fressplatz) liegt, abhängig vom Laktationsstadium und der Gebäudesituation.
In Praxis gibt es Betriebe, die mit einer Überbelegung gute Ergebnisse erzielen und solche, die bessere Ergebnisse bei geringerer Belegungsdichte haben. Überbelegung ist ein subklinischer Stressor; die negativen Effekte treten besonders deutlich zu Tage, wenn es weitere Stressfaktoren gibt. Vor allem pH-Wert des Pansens ist ein starker Indikator für die Interaktion zwischen Überbelegung und Fütterungsstress.
Wie erwartet, haben die Kühe ein größeres Risiko einer subklinischen Pansenacidose (pH-Wert < 5,8) bei einer Belegungsdichte von 140 Prozent im Vergleich zu 100 Prozent Belegung. Kühe, die bei einer Belegungsdichte von 140 Prozent eine Ration ohne Stroh bekommen haben, weisen eine stärkere und längere subklinische Pansenacidose (pH-Wert < 5,8) auf als die Kühe bei 100 Prozent Belegungsdichte. Bei Betrachtung der ursächlichen Faktoren hat die Belegungsdichte einen größeren Effekt auf die Dauer des pH-Wert-Abfalls auf < 5,8 als der Strohanteil der Ration. Bei 100 Prozent Belegung ist der pH- Wert 1,4 Stunden kürzer unter pH 5,8 als bei einer Belegungsdichte von 140 Prozent.
Den Grund dafür vermuten die Wissenschaftler in einer verringerten Speichelproduktion bei Tieren, die mit Überbelegung leben müssen. Auch wenn die Überbelegung augenscheinlich kein großes Problem darstellt, kann hier in Verbindung mit anderen Stress-Faktoren ein Grund dafür liegen, dass die Zielwerte nicht erreicht werden. Vor allem für rangniedere Tiere kann die Überbelegung chronischen Stress auslösen.  
Innovationsteam Milch Hessen