Ganzheitlich denken – für Bauern nichts Neues

Der Atomunfall in Japan führt uns allen wieder vor Augen, dass wir in einer Welt leben. Zwar sind wir wegen der großen Entfernung in Europa nicht unmittelbar von der austretenden Radioaktivität betroffen, dennoch sieht man mit Bestürzung, wie eine ganze Region teils unbewohnbar oder zumindest für den Ackerbau ungeeignet wird.

Um eine ganzheitliche Weltsicht ging es auch den Organi­satoren der Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, die letzte Woche an der Universität in Gießen stattfand. Unter dem Mot­to „Es geht ums Ganze: Forschen im Dialog von Wissenschaft und Praxis“ trafen sich Wissenschaftler, Berater und Praktiker zum Gedankenaustausch. Ein Konzept, dass offenbar aufgeht, denn auch viele Landwirte haben den Weg an die Universität gefunden und mit anderen Experten über landwirtschaftliche Fragen diskutiert.

Dass die Herstellung von Bioprodukten nicht nur das Weglassen von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern bedeutet, sondern durch die damit verbundenen Herausforderungen hochkomplexe Lösungen erfordert, wurde in diesen Diskussionen deutlich. Beispielsweise wird für die me­chanische Unkrautunterdrückung im Bioanbau relativ viel Kraftstoff gebraucht. Daher sind auch hier reduzierte Bodenbearbeitungssysteme auf dem Vormarsch – mit entsprechendem Foschungsbedarf. Und auch die Energie­erzeugung im Ökologischen Landbau, also quasi Bio-Bio­energie, wurde beleuchtet. Deutlich wurde auch, dass im Ökologischen Anbau noch stärker als in konventionellen Betrieben standortangepasst gewirtschaftet werden muss.

Landwirte sind schon immer um eine ganzheitliche Betrachtung ihres Tuns bemüht und verfolgen das Ziel, nachhaltig zu arbeiten. Auch daran wird in der Branche mit großem Engagement weitergearbeitet.

Karsten Becker