Hessen baut 50 km festen, wildschweinsicheren Zaun
Barriere im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest
Seit Mitte Juni ein erstes Wildschwein in Hessen mit ASP gefunden wurde, wird mit sogenannten taktischen Zäunen daran gearbeitet, eine Verbreitung zu verhindern. Zusätzlich zu den bestehenden Zäunungen innerhalb der Sperrzonen wird nun mit dem Bau von 50 Kilometern Festzaun entlang der B 45 begonnen. Dieser feste Zaun sei eine weitere wichtige Maßnahme im Rahmen der Gefahrenabwehr, so das hessische Landwirtschaftsministerium (HMLU) in einer Pressemitteilung. „Wir wollen einen deutlichen Vorsprung vor dem Seuchengeschehen erzielen und eine starke Barriere gegen die Ausbreitung der ASP auf andere Regionen bilden“, betonte Landwirtschaftsminister Ingmar Jung.
Für den Bau bekomme Hessen schlagkräftige Unterstützung vom Technischen Hilfswerk (THW), der Landesstraßenbaubehörde Hessen Mobil und der Landesforstbehörde Hessen Forst. Ehrenamtliche Kräfte und zahlreiche Mitarbeiter der Landesbehörden arbeiteten mit hoher Einsatzbereitschaft an dem Projekt. Mit bis zu sechs Bautrupps parallel sollen schnellstmöglich 50 Kilometer Festzaun im Zwei-Schicht-Betrieb aufgestellt werden, zwischen Dieburg im Norden und der Landesgrenze im Süden, so das HMLU. „Ich bedanke mich für die Unterstützung der erfahrenen Fachkräfte des THW, Hessen Mobil und Hessen Forst und freue mich über die gute Zusammenarbeit mit unserem Nachbarbundesland Baden-Württemberg“, so der hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung. Sowohl bei der Kadaversuche als auch beim Zaunbau und der gegenseitigen Unterstützung bei der Materialbeschaffung arbeite man eng zusammen. Die Seuche mache keinen Halt an Ländergrenzen. „Wir hoffen, mit dieser Gemeinschaftsaktion die ASP erfolgreich einzugrenzen und insbesondere eine Verbreitung in den Odenwald und nach Bayern und Baden-Württemberg zu verhindern.“Reaktion auf Einzelfälle von ASP außerhalb bestehender Zäune
Der neue Zaun ist eine Reaktion auf die wiederholten Einzelfälle von ASP außerhalb der bereits bestehenden taktischen Zäunungen. Die flexiblen und schnell aufzubauenden Elektrozäune bleiben auch künftig ein zentrales Instrument bei der Seuchenbekämpfung, denn damit kann schnell auf die aktuelle Lage reagiert werden, um die Verbreitung der ASP bestmöglich einzudämmen und auf Kerngebiete zu begrenzen, so das HMLU. Bis zum Montag dieser Woche wurden in Hessen 124 Wildschweine positiv auf die ASP getestet (siehe Tabelle), der Großteil (117) befindet sich nach wie vor im Landkreis Groß-Gerau.
Mit dem Bau wurde am Mittwoch vergangener Woche begonnen. Die Bauzeit für den Zaun werde zwei bis drei Wochen geplant. Während der Bauarbeiten werde es auf der B45 zu temporären Verkehrsbehinderungen kommen, da eine Fahrspur an mehreren Stellen blockiert wird. Zudem können Übergänge und Unterführungen für Spaziergänger teilweise gesperrt sein.
Effektiver Zaun hat sich bereits in Brandenburg bewährt
Bei der gewählten Zaunvariante handelt es sich laut HMLU um einen speziellen Drahtgeflecht-Zaun, der besonders wildschweinsicher sei. Dabei komme auch bewährtes Material aus Brandenburg zum Einsatz, welches dort erfolgreich verwendet und aufgrund neuer Zonierungen nicht mehr benötigt wurde. Neben dem THW seien die zuständigen Straßenmeistereien von Hessen Mobil sowie mehrere Forstämter von Hessen Forst im Einsatz und würden entscheidend dazu beitragen, dass der Zaunbau vor Ort schnellstmöglich gelinge. Der Zaun verlaufe entlang der östlichen Seite der B 45 von Groß-Umstadt bis an den Neckar. Etwa 10 km des Zauns werden in Baden-Württemberg bis zum Neckar zeitgleich mit von Hessen bereitgestelltem Material aus Brandenburg errichtet. In Hessen umfasst der Zaun rund 50 km, davon 10 km im Landkreis Darmstadt-Dieburg und 40 km im Odenwaldkreis, so das HMLU.
Allgemeinverfügung angepasst
Der Landkreis Darmstadt-Dieburg hat derweil die Allgemeinverfügung im Hinblick auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Feldern in der Sperrzone II angepasst. Diese Änderungen betreffen besonders die Ernte von Maisschlägen mit einer Pflanzenhöhe ab 1,50 Metern. Bei der Maisernte ist jedoch grundsätzlich eine Mindestschnitthöhe von 30 cm einzuhalten. Kern der Änderung sei, dass das Ernten von Maisschlägen in der infizierten Zone (Sperrzone II), einschließlich des Kerngebiets, unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist. Diese Regelung gelte mit Ausnahme der Gemarkungen westlich der Bundesautobahn 5 der Gemeinden Alsbach-Hähnlein und Bickenbach sowie der Stadt Pfungstadt. Für alle betroffenen Gebiete in der Sperrzone II gelte: Die Ernte von Maisschlägen mit einer Pflanzenhöhe ab 1,50 Meter sei erlaubt, wenn die Fläche am gleichen Tag zuvor unter geeigneten Witterungsbedingungen mittels Drohne auf das Vorhandensein von Wildschweinen und Wildschweinkadavern abgesucht wurde, so der Landkreis. Sollten sich Wildschweine im Schlag aufhalten, sei die Ernte strikt verboten. Für die Gemarkungen westlich der Bundesautobahn 5 der Gemeinden Alsbach-Hähnlein und Bickenbach sowie der Stadt Pfungstadt gelten zusätzliche Bestimmungen. Hier dürften Maisschläge mit einer Pflanzenhöhe ab 1,50 Meter nur geerntet werden, wenn sie vor der Drohnensuche mit einem Elektrozaun gesichert wurden. Dieser Zaun müsse bis zur Ernte, die innerhalb von sieben Tagen nach dem Drohnenflug stattfinden muss, bestehen bleiben. Auch hier gelte: Sollte bei der Drohnenabsuche das Vorhandensein von Wildschweinen festgestellt werden, sei die Ernte verboten. Mit dieser Anpassung soll Schutz vor der Ausbreitung der ASP erhöht werden und gleichzeitig eine möglichst praktikable Ernte ermöglicht werden, so der Landkreis Darmstadt-Dieburg in seiner Pressemitteilung. LW – LW 35/2024