Pflanzenschutz sinnvoll und überlegt einsetzen

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Pflanzenschutzstrategien müssen sich in Zukunft nicht nur an gestiegenen Getreidepreisen, sondern auch an sich ändernden klimatischen Verhältnissen ausrichten. Dies bedeutet mehr Flexibilität beim Pflanzenschutzmitteleinsatz hinsichtlich Applikationstermin, Mittelwahl und möglichen Tankmischungen. Beim Einsatz von Wachstumsreglern sollte dieser Leitsatz unbedingt Berücksichtigung finden. Denn unter dem Einfluss von Trockenheit, Hitze und starker Sonneneinstrahlung ist bei Anwendung von Medax Top in Aufwandmengen ab 0,75 l/ha + 0,75 l/ha Turbo, aber auch bei Tankmischungen aus Moddus + CCC ein negativer Einfluss auf die Fahnenblattentwicklung, Halmausbildung und das TKG möglich.
Moddus in Soloanwendung kürzt zwar weniger stark ein, ist aber im Hinblick auf die Lagervermeidung genauso sicher wie die vorher genannten Kombinationen. Vorteile hat Moddus eindeutig in Bezug auf die Pflanzenverträglichkeit. Ein Aspekt der angesichts der Klimaänderung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Beim Wachstumsreglereinsatz in Winterweizen sind Maßnahmen meist durch ein Versicherungsdenken geprägt. Auf Intensivstandorten und bei lageranfälligen Sorten wie zum Beispiel Achat, Bussard oder Monopol ist das mit Sicherheit auch gerechtfertigt.
Erfahrungen aus der Praxis machen aber auch deutlich, dass bei einer Ertragserwartung von 70 bis 80 dt/ha und jährlichen Niederschlagsmengen von 500 bis 550 mm Weizen auch ohne Wachstumsreglereinsatz erfolgreich angebaut werden.
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Wirtschaftlich sinnvoll sind Wachstumsreglermaßnahmen nur dann, wenn auch wirklich Lager auftritt. Denn positive pflanzenphysiologische Wirkungen konnten in den Versuchen, wenn überhaupt, nur tendenziell nachgewiesen werden.
Unter dem Einfluss von Trockenheit, Hitze und starker Sonneinstrahlung ist die Notwendigkeit eines Wachstumsreglereinsatzes in Winterweizen deshalb genau abzuwägen. Von Tankmischungen mit „kritischen Pflanzenschutzmitteln“ wie zum Beispiel Fungiziden und/oder blattaktiven Gräsermitteln oder „Abbrennern“ sollte unbedingt Abstand genommen werden. 

Michael Richer, DLR Oppenheim