„Solidarität kann Krise überwinden“
Heereman: Politik und Gesellschaft sind in der Verantwortung
Der Kreisbauernverband Marburg-Kirchhain-Biedenkopf hat am vergangenen Wochenende sein Kreiserntedankfest in Gladenbach gefeiert. Im Mittelpunkt stand ein Festvortrag des Ehrenpräsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck, der zum Thema „Erntedank, mit Sorgen?“ referierte.
Foto: Sascha Valentin
Zu oft gegeneinander gearbeitet
Der 77-jährige Freiherr Heereman stammt von der Surenburg aus dem münsterländischen Riesenbeck. Im Jahre 1969 wurde er zum Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes gewählt. Dieses Amt hatte er bis zum 1997 inne. Die Gesellschaft sei einem StrukÂturwandel unterworfen, bei dem „wir uns auch auf die eigene Brust klopfen und fragen müssen, was wir falsch gemacht haben“, sagte Heeremann. Denn wenn jeden Tag auf der Welt tausende von Kindern verhungerten, obwohl es Lebensmittel im Ãœberfluss gebe, dann „haben wir unsere Aufgaben nicht erfüllt.“ Dabei prangerte Heeremann vor allem an, dass die christlichen WerÂte zusehends verloren gingen – allen voran die Solidarität und Nächstenliebe. Viel zu oft sei es so, dass bei der Lösung eines Problems nicht mit-, sondern gegeneinander gearbeitet werde, so Heeremann. Als Beispiel führte er die Debatte um den Einsatz von Gentechnik an. Diese dürfe nicht grundsätzlich abgelehnt oder verteufelt werden, „sondern wir müssen uns damit auseinandersetzen und darüber reden“, erklärte er.
Politik muss Rahmen setzen
Foto: Sascha Valentin
Viele Existenzen bedroht
Die Discounter hätten einen Preisverfall in Gang gesetzt, von dem viele Existenzen nicht nur in der Landwirtschaft bedroht seien, erklärte er. Es werde viel zu wenig darüber nachgedacht, „woher all das kommt, was wir zum Leben brauchen“, führte Dekan Matthias Ullrich aus. „Wir nehmen es einfach als selbstverständlich hin.“ Das gehe sogar soweit, dass in manchen Landesverbänden gar nicht mehr Erntedank, sondern nur noch ein Erntefest gefeiert werde. Das sei nichts anderes als ein Betriebsfest in einer Firma. „Aber wir sind nicht die Herren darüber, was uns gegeben ist. Die Landwirtschaft steht wie kein anderer Produktionszweig in der Verantwortung Gottes“, erklärte Ullrich. Doch trotz aller Sorgen und Nöte, die die wirtschaftliche Situation mit sich bringe, dürfe deswegen niemand den Blick nach vorne und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft vergessen. Musikalisch wurde das Kreiserntedankfest von den Posaunenchören aus Gladenbach und Hartenrod sowie dem Jägerchor Hinterland und den Gladnebacher Trachtentänzern gestaltet. Valtentin