Hessens Jungzüchter vorn

Bundessieg auf der Deutschen Fleckviehschau errungen

Nach siebenjähriger Pause trafen sich die deutschen Fleckviehzüchter in der Arena Hohenlohe bei Ilshofen, um ihre nationalen Wettbewerbe auszutragen. Die Voraussetzungen für die Schau sind an diesem Standort absolut erstklassig und an beiden Veranstaltungstagen war eine große Anzahl an Zuschauern zugegen, um die verschiedenen Wettbewerbsteile verfolgen zu können.

Das „Racing-Team“ Fleckvieh mit Svenja Peter, Dorothée Lang und Marina Lang holte sich in Ilshofen den Siegertitel beim Vorführwettbewerb der Gruppen.

Foto: Jost Grünhaupt

Den Anfang machten die Jungzüchter, die zunächst von dem Schweizer Preisrichterteam Peter Leuenberger und Adrian von Känel im Einzelvorführwettbewerb beurteilt wurden. Zunächst war Svenja Peter, Münch-Leusel, mit einer Weinold-Tochter aus der Herde von Walter Lang, Stockhausen, im Ring. Die ungewohnte Umgebung und nicht zu übersehende Unruhe zu Beginn der Veranstaltung, bereiteten leichte Probleme bei der Vorführung, so dass Svenja Peter nicht in die Entscheidung um die vorderen Plätze eingreifen konnte. Anschließend traten Dorothèe sowie Marina Lang, Stockhausen, mit ihren Wagrein-Töchtern Fella beziehungsweise Bella an und zeigten eine sehr gekonnte Vorführleistung, lediglich Kleinigkeiten beim Aufstellen sorgten in der sehr starken Konkurrenz im Vergleich zu Vorführern aus Baden-Württemberg oder Bayern, dazu, dass sie nicht in der absoluten Spitze der Klasse platziert wurden. Frank Hofmann aus Gersfeld ging dann mit der Manitoba-Tochter Editha an den Start und zeigte eine sehr gekonnte Vorführung in allen Bereichen, auch er musste sich knapp beim Wettbewerb um die Klassenspitze geschlagen geben. Seine Färse wurde jedoch für die Auswahl des besten Typtieres no­mi­niert und war hier eine der aus­sichtsreichsten Kandidatinnen. Zum Schluss mussten sie sich lediglich zwei Jungrindern aus dem Miesbacher Zuchtgebiet beugen.

Dann kam der Wettbewerbsteil, auf den sich alle Jungzüchter besonders intensiv vorbereitet hatten: Der Vorführwettbewerb für Dreier-Gruppen, die sich ein eigenes Motto gegeben hatten. In der zweiten Runde trat das hessische Team, bestehend aus Svenja Peter, Dorothée und Marina Lang, unter dem Motto „Racing-Team Fleckvieh gibt Gas“ an und faszinierte nicht nur durch das sehr attraktive Outfit, sondern stellte die Rinder sowohl in der Bewegung als auch im Stand optimal vor. Für den Preisrichter Adrian von Känel gab es keine Alternative und der Ia-Platz war dem Trio sicher. Bei der Siegerauswahl trafen die jungen Damen dann auf ebenfalls sehr starke Gruppen aus den Regionen Würzburg, Ansbach und Mühldorf, die sich ebenfalls für die Endrunde qualifiziert hatten. Doch auch bei der Siegerauswahl legten Svenja Peter sowie Marina und Dorothée Lang noch ein­mal eine absolut tadellose Vorführleistung hin und sicherten sich eindeutig und hochverdient den Bundessiegertitel im Gruppenvorführwettbewerb. Ohne Zweifel der gerechte Lohn für die intensive Vorbereitung und auf den Punkt optimale Präsentation im Wettbewerb auf na­tionaler Ebene.

Spitzenkühe auf breiter Front

Mit ihrem vorzüglichen Seitenbild und drüsigen Euter bekam die Romel-Tochter Teba der Familie Handke aus Leisenwald einen Id-Preis.

Foto: Jost Grünhaupt

Die Kuhklassen wurden dieses Jahr von den österreichischen Zuchtleitern Dr. Josef Miesenber­ger und Dipl.-Ing. Peter Stückler einzeln gerichtet und bereits beim Gang durch die Stallungen wurde vielen Experten schnell klar, dass eine große Anzahl an Spitzentieren vertreten war und viele enge Entscheidungen zu erwarten sein würden. In der ersten Jungkuhklasse trat die von Paul Wies, Ober-Moos, ausgestell­te Magirus-Tochter Marlie an, eine Kuh mit enorm viel Ausstrahlung und allerbesten Übergängen, tadellosen Fundament und hoch- und festsitzendem Euter. Der Ia-Preis war für den Preisrichter eine klare Sache. Bei der vorletzten Jungkuhklasse trat die von der GbR Habermehl, Allmenrod, ausgestellte Waterberg-Tochter Isis an, die mit Abstand stärkste Leistungskuh in dieser Gruppe war, jedoch einigen sehr starken Kühen den Vortritt lassen musste und in der zweiten Hälfte der Klasse platziert wurde (Ig). In der Endrunde der Ia-platzierten Jungkühe trat Marlie erneut in den Ring und hatte es nun mit den absoluten Spitzenkühen dieses Jahrganges zu tun. Die Eleganz und Ausstrahlung von Marlie war auch jetzt nicht zu übersehen, doch musste sie zwei absolut hervorragenden Kühen aus Baden-Württemberg bei der Siegerauswahl den Vortritt überlassen. Die Kühe in der zweiten Laktation stellten einen sehr starken Block dar, viele von diesen Kühen werden jetzt in den Zuchtprogrammen der deutschen Fleckviehzucht als Bullenmütter zum Einsatz kommen. In der ersten Gruppe stellten sich zwei hessische Kühe dem Urteil. Mit ihrem harmonischen Körperbau und festsitzendem Euter gelang es der Zuchtstätte Hubert Hofmann, Gersfeld, ausgestellten Rainer-Tochter Elbandi auf den Ic-Platz zu kommen. Die von Uwe und Mark Habermehl, Allmenrod, ausgestellte Zahner-Tochter Tiphaine war kurz nach der Abkalbung noch nicht in Bestform und holte sich mit ihrem korrekten Körper und dem sehr stark beaderten Euter den Ie-Platz. Die dritte Zweitkalbskuh der hessischen Kollektion kam mit der Romel-Tochter Teba aus der Zuchtstätte der Familie Handke in Leisenwald. Das sehr gute Seitenbild und korrekte Fundament in Verbindung mit einem sehr lebendigen Euter, verhalfen ihr zu einer Id-Platzierung.

Sie gehörte zu den imposantesten Kühen der gesamten Nationalschau in Ilshofen: die Klassen-Reservesiegerin Prinzess (V: Regio) von Richard Jäger, Mörlenbach.

Foto: Jost Grünhaupt

Etwas Pech hatte die von Gunter Boß, Maar, ausgestellte Regio-Tochter Lilian bei den Kühen mit drei Laktationen, denn sie konnte sich im Ring nicht so optimal präsentieren und musste deswegen mit dem Ig-Platz zufrieden sein, obwohl sie in punkto Oberkörper und Seitenbild zu den stärksten Konkurrentinnen der Gruppe zählte. Die schon mehrfach erfolgreich ausgestellte Poldi-Tochter Liesa von Paul Wies überzeugte ein weiteres Mal mit ihrer Eleganz und dem hervorragenden Fundament, konnte jedoch schon weiter in Laktation stehend nicht ganz das Anforderungsprofil des Preisrichters erfüllen und wurde If-platziert. Mit zwei Kühen waren die hessischen Züchter in der Klasse der fünfkalbigen Konkurrentinnen vertreten. Die harmonische Regio-Tochter Fererro von Hubert Hofmann, Gersfeld, zeigte sich frisch abgekalbt im Kaliber nicht ganz so stark wie die Konkurrenz und musste mit dem Ih-Platz zufrieden sein. Ihre Halbschwester Prinzess von Richard Jäger, Mörlenbach, war jedoch in absoluter Top-Verfassung und bestach durch ihr fantastisches Seitenbild und das sehr festsitzende und stark beaderte Euter. Somit war sie eine mehr als ernsthafte Konkurrentin für die bekannte Romello-Tochter Ronda aus dem Zuchtbetrieb Kaiser, Traunstein, die vom Preis­richter den Vorzug erhielt und auch später sogar Champion der Kühe von vier bis sieben Abkalbungen wurde. Mancher der Zuschauer sah an diesem Tag sogar Vorteile von Prinzess gegenüber Ronda aufgrund der absoluten Harmonie und enormen Frische, speziell im Euter. In der letzten Klasse kam es dann zu dem erwarteten Aufeinandertreffen der drei bekanntesten Schaukühe der deutschen Fleckviehzucht aus den zurückliegenden Jahren. Die sechsfache Siegerkuh von Alsfeld, die Horwein-Tochter Belinda, ausgestellt von der Familie Schmidt aus Ronneburg, traf auf die beiden Ausnahmekühe Roesromen, Besitzer Thomas Zimmerer, RBW, und Erina, Besitzer Josef Wagner, Weilheim, die beide ebenfalls deutlich über 100 000 Liter Milch gegeben haben. Roesromen wurde aufgrund ihres nach wie vor überragenden Euters zur Championkuh der alten Kühe ausgewählt und der Ic-Platz hinter diesen beiden absoluten Spitzenkühen ist für Belona eine große Auszeichnung auf nationalem Parkett. Die Frische und Ausstrahlung der Kuh waren auch im großen Ring in Ilshofen nicht zu übersehen.

Eliteauktion im Anschluss

Bei der abschließenden Elite­auktion wurde eine vielversprechende Zahner-Tochter aus der Bullenmutter Rikarda von Hubert Hofmann angeboten, die sich eine aktive Jungzüchterin aus Hessen für den Aufbau ihrer Herde nicht entgehen ließ.

Die hervorragende Präsentation der hessischen Fleckviehkollektion bei der Bundesschau in Ilshofen ist sicherlich auch maß­geblich auf die hervorragen­de Vorbereitung der Kühe unter Leitung von Richard Jäger, Mörlenbach, zurückzuführen. Insgesamt zeigte die Bundes­fleckviehschau in Ilshofen deut­lich den in den letzten Jahren erreichten Zuchtfortschritt und war damit eine herausragende Werbeveranstaltung für Fleckvieh aus Deutschland auf internationaler Ebene. Grünhaupt, LLH Kassel