Rentenbank bleibt auf Erfolgskurs

Treiber sind Bioenergie und Liquiditätsprogramm – 2010 Rückgang erwartet

Auch im zweiten Jahr nach der Finanzkrise sieht sich die Landwirtschaftliche Rentenbank in Frankfurt am Main gut im Bankgeschäft positioniert und hat ihr Kreditvolumen mit der Agrarwirtschaft weiter ausbauen können. Das berichtete am Montag der Vorstand, bestehend aus Dr. Horst Reinhardt und Hans Bernhardt, über das Institut auf der Bilanzpressekonfe­renz zum Jahresabschluss 2009 in Frankfurt.

Das Neugeschäft erhöhte sich bei den Programmkrediten im Jahr 2009 um 34 Prozent gegenüber 2008 auf fast 5,4 Mrd. Euro. Das Volumen stieg vor allem in den Sparten „Neue Energien“ und „Landwirtschaft.“ Die Summe der zugesagten Programmkredite im ersten Quartal 2010 belief sich auf rund 1,2 Mrd. Euro, gegenüber circa 900 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Im weiteren Verlauf dieses Jahres erwartet aber der Vorstand, dass sowohl das Neugeschäft als auch die Ertragsentwicklung geringer ausfallen werden, unter anderem wegen steigender Kosten der Refinanzierung.

Foto: Moe

Treiber des wachsenden Kreditgeschäftes seien die weiter hohe Nachfrage der Landwirte nach Finanzierun­gen für erneuerbare Ener­gie­­anlagen (insbesondere für Biogas und Photovoltaik) gewesen. Ferner eine starke In­an­spruch­nahme der Li­qui­di­täts­hil­fedarlehen für landwirtschaftliche Betriebe. Gegenüber dem vor­an­ge­gan­ge­nen Ge­schäftsjahr (2008) wurde im Jahr 2009 ein um circa 500 000 Eu­­ro höherer Bilanzgewinn in Höhe von circa 11,3 Mio. Euro (2008: 10,8 Mio. Eu­ro) er­wirt­schaftet. Trotz der Finanz­markt­krise habe sich damit die Ertrags­lage der Bank verbessert: Der Zinsüber­schuss erreich­te 423,4 Mio. Eu­ro (392 Mio. Euro). Das Betriebsergebnis ging leicht auf 347,4 Mio. Eu­ro zurück, nach 349,6 Mio. Euro im Vorjahr. Ein um 2 Mio. Euro höherer Jahresüberschuss 2009 von 45 Mio. Euro (43 Mio. Euro) wurde vorgelegt.

Rückgang nach zwei Ausnahmejahren

Mit der Geschäftsentwick­lung im laufenden Jahr 2010 ist Dr. Horst Reinhardt weiter zufrieden. Im Vorjahr habe man das Programmangebot erweitert, welches positive Auswirkungen auch auf das Geschäft 2010 habe. Außerdem habe man Finanzierungsmöglichkeiten für die Betriebe, insbesondere bei den Rentenbank eigenen Liquiditätshilfeprogrammen Anfang dieses Jahres ergänzt. Unter anderem deshalb, weil die erste Tranche des Zusagevolumens aus dem Bundesprogramm zur Liquiditätshilfe (fast 400 Mio. Euro) bereits im März nach wenigen Tagen ausgeschöpft sei. Die „Antragsflut“ hätte die Rentenbank zum Anlass genommen, die haus­eigenen Liquiditätshilfekredite für alle Landwirtschaftsbetriebe zu öffnen. Neben Milchvieh und Schweine haltenden Betrieben könnten jetzt auch Ackerbaubetriebe, Winzer und Gartenbaubetriebe Liquiditätshilfedarlehen der Rentenbank erhalten. Im Kreditgeschäft halte man die Jahre 2008 und 2009 für Ausnah­mejahre und erwarte für 2010 eine Verringerung der Neuzu­sagen gegenüber den beiden Vorjahren. Insgesamt rechne man mit einer „Nor­malisierung“ der Kre­ditnachfrage auf einem auf die vorherigen Jahre aufbauenden Volumen.

„Krise ist noch nicht ausgestanden“

Vorstandsmitglied Hans Bernhardt erläuterte, dass sich der seit Mitte 2009 zu beobachtende Rückgang der Ertrags­lage in den ersten drei Mo­naten 2010 fortgesetzt habe. Mit 92,3 Mio. Euro (106,9 Mio. Euro) habe das operative Ergebnis im ersten Quartal nach HGB (Handelsgesetzbuch) deutlich unter dem – allerdings außergewöhnlich – hohen Niveau der Jahre 2008/09 gelegen. Ein Grund sei die Verteuerung der Refinanzierung. So sei im ersten Quartal 2010 der Finanzierungsvorlauf, im Gegensatz zum Vorjahr, wichtiger gewesen, während in den Vorjahren die Refinanzierungskosten auf teils historisch niedrigem Niveau gelegen hätten. Man rechne für den weiteren Verlauf des Jahres 2010 mit höheren Refinan­zierungskosten. So unternähmen die Zentralbanken erste Schritte in Richtung einer „weniger großzügigen“ Liqui­ditätsversorgung der Banken. Auch Unsicherheiten wegen der hohen Verschul­dung von Euro-Ländern, wie Griechen­land, trübten Aussichten am Geldmarkt. „Wir sind der Meinung, die Krise ist noch nicht ausgestanden“, konstatierte der Vorstand der Bank.

Erstmals Rehwinkel-Stipendien

Den Bilanzgewinn verwendet die Ren­tenbank satzungsgemäß zu Förderzwecken der Landwirtschaft. Er fließt je zur Hälfte (circa 5,7 Mio. Euro) dem Zweckvermögen und dem Förderungsfonds zu. Aus den Erträgen wurde das Kapital der Edmund Rehwinkel-Stifung um 2 Mio. Euro erhöht. Ab Winter­semester 2010/11 vergibt die Stiftung erstmals Stipendien an Studierende der Agrar- und Ernährungswissenschaften. Gefördert würden junge Menschen, die sich nicht nur beruflich, sondern auch gesellschaftlich engagieren. Interessen­ten können sich bis zum 30. Juni jeden Jahres bei der Stiftung bewerben. Näheres unter www.rentenbank.de „Edmund Rehwinkel-Stiftung.“

Die Zahl der Rentenbank­mitarbeiter in der Hochstraße in Frankfurt ist vori­ges Jahr auf 218 (211) gestiegen. Die Wieder­besetzung des dritten Vor­stands­pos­tens erfolge voraussichtlich Anfang 2011. Moe

Programmkredite

In Mio. Euro 2009 (2008)

  • Programmkredite: 5 387 (4 018),
    • darunter:
    • Landwirtschaft: 2 006 (1 270)
    • Agrar- und Ernährungswirtschaft: 204 (375)
    • Neue Energien: 1 554 (345)
    • Ländliche Entwicklung: 1 354 (1 814)
  • Programmkredite Hessen: 279,4 (315)
  • Programmkredite Rheinland-Pfalz: 518,4 (395)
  • Bilanzgewinn: 11,25 (10,75)