Dunkelheit erleben
Leonie (11 Jahre) aus Neustadt berichtet vom Dialogmuseum
Wie blinde Menschen die Welt wahrnehmen, ist für sehende kaum vorstellbar. Das Dialogmuseum in Frankfurt macht erfahrbar, was Blindheit bedeutet.
Foto: Schütz/pixelio
Um acht Uhr morgens fuhren wir mit dem Zug nach Frankfurt. Dort kamen wir nach einer Stunde an. Wir fuhren Straßen- und U-Bahn und liefen ein Stück. Als wir dann im Dialogmuseum waren, fühlten wir uns, als ob wir in einem Flugzeug säßen, denn im Vorraum, wo wir „einchecken“ mussten, sah es aus wie in einem Flugzeug. DaÂraufhin wurden wir in zwei Gruppen geteilt. Wir bekamen einen Blindenstock und uns führte ein Mann durch die ersten Gänge zu einer Frau. Es war so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sah.
Die Frau hat uns dann durch die Ausstellung geführt. Zuerst gingen wir durch einen Wald. Alles, woran wir vorbei- oder wo wir durchgelaufen sind, haben wir nicht gesehen, nur gehört und gefühlt. Wir gingen über eine Hängebrücke. Die Frau führte uns zu einem Holzkasten, darin waren Getreide und Wolle, beides sollten wir erfühlen. Wir gingen weiter und die Frau zeigte uns Elefantenzähne und Schlangenhaut. Als wir in den nächsten Raum kamen, sollten wir uns hinsetzen. Dann machte sie Musik an. Man spürte den Bass am Boden und an den Wänden. Im nächsten Raum erwartete uns eine Stadt mit einem Markt.
Danach kamen wir in eine Bar, wo es immer noch dunkel war. Dort konnten wir uns einen Snack oder etwas zum Trinken bestellen. Die Frau hat erzählt, dass sie und auch der Barkeeper* blind seien. Dann hat die Frau uns den Ausgang gezeigt. Wir haben die Frau nie gesehen. Wir haben nur ihre Stimme gehört.
Als wir dann draußen waren, sind wir noch auf einen Spielplatz gegangen und dann wieder mit dem Zug nach Hause gefahren. Es war ein sehr interessanter Tag, an dem wir uns teilweise in der Welt der Blinden aufhielten!
*Ein Barkeeper schenkt an einer Bar Getränke aus.