Wozu eine Waldstrategie 2020?

Sie kam mit Verspätung und bleibt umstritten: die Waldstrategie 2020. Tatsache ist, dass weltweit noch immer 5,2 Mio. ha Waldfläche pro Jahr vernichtet werden und damit 20 Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen verursacht werden. In Deutschland fordern daher die Naturschutzverbände, erhebliche Teile der Wälder ungenutzt zu lassen. Das ist global gesehen nachvollziehbar. Doch die Welt kann nicht in Deutschland allein gerettet werden.
Deutschland benötigt jährlich 110 Mio. fm Holz. 60 Mio. fm stammen aus heimischen Wäldern. Der jährliche Einschlag und der Beitrag zum Klimaschutz sollen laut Waldstrategie 2020 gesteigert werden, die Arbeitsplätze und die regionale Wertschöpfung erhalten bleiben. Die Bundesregierung bekennt sich klar zur multifunktionalen Forstwirtschaft. Der Boden soll geschützt und die Leis­tung der Forstwirtschaft für die Wasserbereitstellung bewertet und Möglichkeiten der Honorierung überprüft werden. Die Jagd soll einer nachhaltigen Forstwirtschaft dienen und sich natürlich verjüngende Wälder ermöglichen.
Die Waldstrategie fordert aber auch, dass die biologische Vielfalt gesteigert werde, unter anderem durch nicht bewirtschaftete Flächen, mehr Totholzanteile und Vermehrung der Naturwaldzellen, besonders im Staatswald.

Da werden viele gegensätzliche Ziele formuliert – ohne Lösungen. Weder wird der Konflikt zwischen Naturschutz und Nutzung, noch zwischen energetischer und stofflicher Nutzung aufgelöst. Die ländlichen Räume bleiben in der Defensive und müssen weiterhin mit Erschwernissen bei der Nutzung rechnen. Denn die Waldstrategie 2020 hält viele Hintertürchen offen und bietet reichlich Interpretationsspielraum (s. S. 21). Sie könnte allerdings international eine Rolle spielen und die Nachhaltigkeit der deutschen Wälder exportieren. Elke Setzepfand