20-jähriges Jubiläum der Hessischen Landsenioren
Hessische Landsenioren feierten 20-jähriges Jubiläum
Auf der diesjährigen Vertreterversammlung, die vergangene Woche in Alsfeld-Eudorf stattfand, feierte der Landseniorenverband Hessen sein 20-jähriges Bestehen. Rund 180 Landsenioren und zahlreiche Ehrengäste nahmen an der Feierstunde im Gasthof „Zur Schmiede“ teil.
Ganz nach dem Motto „Einander helfen, Freude erleben“, das vom Initiator der Landseniorenbewegung Dr. jur. h.c. Kurt Noell aus Kassel stamme, habe sich der Landseniorenverband Hessen seit nunmehr 20 Jahren gut in die landwirtschaftliche Organisationsfamilie eingefügt, betonte die Präsidentin des Landseniorenverbandes, Gertrud Köhler, in ihrer Begrüßungsrede. Mittlerweile gäbe es 32 Landseniorenvereinigungen in Hessen. „Alle Aktivitäten der Landsenioren sind sozial motiviert und finden ehrenamtlich statt. Dafür gebührt allen Beteiligten Dank und Anerkennung“, so Köhler.
Erfolgsgeschichte mit vielen Kapiteln
Mit Glückwünschen aus dem Hessischen Sozialministerium gratulierte Staatssekretärin Petra Müller-Klepper den Landsenioren zum Jubiläum. „Seit Gründung Ihres Verbandes im Oktober 1991 haben Sie hessen- und bundesweit Geschichte geschrieben. Aus einer Idee wurde eine Erfolgsgeschichte mit vielen Kapiteln. So wurde beispielsweise 1999 der Deutsche Landsenionrenverband gegründet“, erinnerte Müller-Klepper in ihrer Festrede. Sie erntete viel Applaus von den Landsenioren, als sie hervorhob, dass das Altwerden weder Makel noch Schande sei, „sondern ein Geschenk, das wir annehmen sollten“. Es sei eine Diskreditierung, wenn im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel von Vergreisung gesprochen werde. „Das Problem, das wir haben, ist vielmehr der Geburtenrückgang“, sagte die Staatssekretärin und zitierte zur Verdeutlichung, wie wichtig die ältere Generation für eine Gesellschaft sei, noch ein japanisches Sprichwort. Dieses besage treffend: „Die größte Kulturleistung einer Gesellschaft ist die Zufriedenheit der Alten.“
Seniorenpolitik gewinnt an Bedeutung
Nach Vorausberechnung des Statistischen Landesamtes werde bis zum Jahr 2050 die Zahl der 60-Jährigen und noch Älteren in Hessen um 44 Prozent steigen, die Zahl der Hochbetagten (ab 85 Jahren) sogar um 185 Prozent, so Petra Müller-Klepper. Im Jahr 2050 werde Deutschland vermutlich zu den Ländern mit der weltweit ältesten Bevölkerungsstruktur gehören. „Immer mehr ältere werden immer weniger jungen Menschen gegenüberstehen, zudem wird aufgrund veränderter Familienstrukturen der ältere Teil der Bevölkerung in Zukunft wahrscheinlich über weniger feste familiäre Einbindung verfügen als heute. Auf diese Entwicklungen müssen wir uns mit einer angemessenen Seniorenpolitik rechtzeitig vorbereiten.“ Sie sagte: „Die Hessische Landesregierung will den gesellschaftlichen Veränderungen mit nachhaltigen politischen Lösungen und neuen Handlungsstrategien begegnen. Dies kann jedoch nur im Dialog mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingen.“
Der demografische Wandel und die damit verbundene Alterung der Gesellschaft erfordere aber nicht alleine eine Weiterentwicklung der Seniorenpolitik, sondern auch eine stärkere Schwerpunktsetzung auf die für Senioren wichtigen Themen. Für die Gesellschaft der Zukunft werde eine Alterskultur sowohl für aktive Alte als auch für pflegebedürftige Alte benötigt. Es sei Aufgabe der Politik, dafür die Infrastruktur zu schaffen. „Wichtig ist dabei insbesondere, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es Älteren erlauben, ihr Leben so lange wie möglich selbstständig zu gestalten. Jeder hat außerdem Anspruch auf ein würdiges Leben im Alter“, so die Staatssekretärin.“
Wie alles begann ...
... darüber informierte der Ehrenpräsident der Landsenioren, Karl Stumpf. „Es war der frühere Direktor der Bundesverbände der landwirtschaftlichen Sozialversicherungsträger, unser geschätzter Dr. Kurt Noell, dem es eine Herzensangelegenheit war, den Bauern und Bäuerinnen zu helfen“, begann Stumpf seinen Rückblick auf die Landseniorenarbeit. Noell sei es gewesen, der die landwirtschaftliche Altershilfe initiiert hätte. Mit Kontakten zum ersten deutschen Finanzminister, Fritz Schäffer, habe Noell es geschafft, dass die ersten Altenteiler im Herbst 1957 eine Altershilfe in Höhe von 54 DM erhalten hätten. Weiter sei es Noell um die Versorgung der landwirtschaftlichen Mitarbeiter und einer einheitlichen landwirtschaftlichen Krankenversicherung gegangen. „Damals gab es rund hundert Landkrankenkassen, die aber den Versicherten eine unbefriedigende Leistung erbrachten“, so Stumpf. 1972 konnte die Landwirtschaftliche Krankenversicherung eingeführt werden.
Nach schweren Gesundheitsleiden habe Noell schließlich die Landseniorenbewegung, als vierte Stufe neben der Landjugend, den Landfrauen und dem Bauernverband, in Gang gebracht. „Mit örtlich Beteiligten hat er zwischen 1986 und 1993 in Hessen insgesamt 32 regionale Landesvereinigungen gegründet“, informierte Stumpf. Im Laufe der Zeit sei eine übergeordnete Institution mit koordinierenden Aufgaben notwendig geworden. „Am 30. Oktober 1991 kam es daher zur Gründung des Landseniorenverbandes Hessen“, so Stumpf. Die Landseniorenidee habe man erfreulicherweise in anderen Bundesländern übernommen. Seit der Wiedervereinigung bestehe auch ein guter Kontakt zu den ostdeutschen Nachbarverbänden. Und seit Oktober 1999 vertrete der Bundesverband Deutsche Landsenioren die Interessen aller deutschen Landsenioren. Abschließend wünschte Karl Stumpf: „„Einander helfen, Freude erleben“, nach diesem Noellschen Motto mag es weitergehen bis zu unserem nächsten Jubiläum!“
Die enge Verbundenheit mit dem jüngsten Familienmitglied der landwirtschaftlichen Organisationsfamilie drückten auch die folgenden Gratulanten, stellvertretend für ihre Verbände, in ihren Grußworten aus: der Vizepräsident des Hessischen Bauernverbands, Heinrich Heidel, die zweite stellvertretende Vorsitzende des Landfrauenverbandes Hessen, Gudrun Stumpf, die stellvertretende Landesvorsitzende der Hessischen Landjugend, Kerstin Schmerer, und der Vizepräsident des Thüringer Landseniorenverbandes, Dr. Gerhard Bachmann. Nachmittags moderierte Gisbert Müller, Geschäftsfüher des Landseniorenverbandes Hessen, die Vertreterversammlung. Den musikalischen Rahmen gestalteten die Vogelsberger Seniorensänger, die am Schluss der Veranstaltung das „Hessenlied“ zum Mitsingen anstimmten.
Text/Fotos: Lehmkühler