Jagdsteuer macht die Jagdpachtpreise kaputt

Mitgliederversammlung des VJE-Kreisverbandes Waldeck

Kürzlich trafen sich die Mitglieder der Kreisjagdgenossenschaft Waldeck und befreundete Vertreter der Hegegemeinschaften und Jägerschaft in Mühlhausen zur jährlichen Mitgliederversammlung unter dem Vorsitz von Wilfried Heidel. Die mittlerweile beabsichtigte Anhebung der Kreisjagdsteu­er von 10 auf 15 Prozent war bereits zu diesem Zeitpunkt von der SPD-Kreis­tagsfraktion angekündigt und zentrales Diskussionsthema des Abends.

Bei Anpflanzungen im Wald häufen sich zur Zeit die Verbissschäden.

Foto: Moennig

„Bereits die Ankündigung, die Jagdsteuer wieder anzuheben, hätte die Jagdpachtpreise vollends in den Keller rutschen lassen. Jagdpachtinteressenten gingen auf Distanz und suchten Jagdbezirke außerhalb des Landkreises zur Pachtung“ berichtete Vorsitzender Heidel.

Neuverpachtungen schwieriger

Er hob weiterhin hervor, dass die angefachte Diskussion um die Erhöhung der Jagdsteuer zu einer massiven Wertminderung der Reviere aufgrund zusammenbre­chen­der Jagdpachtpreise geführt habe. Schon die allgemeine Wirt­schafts­lage und die negative Öffentlichkeitswahrnehmung hätten es in der Vergangenheit im­mer schwieriger gemacht, Jagdbezirke an interessierte Jäger verpachten zu können. Die kürzlich in der Presse angekündigte Jagdsteuererhöhung als eine Maßnahme der Ein­nahmen­erhöhung auf Kreisebene habe der Diskussion nun das Sahnehäubchen obenauf gesetzt. Allein die Aussage, es komme bei der Erhebung der Jagdsteuer auf die Gleichbehandlung aller Naturnut­zer an, entspreche nicht der Wahr­heit, da die Jagdpachterlöse die einzigen besteuerten Naturnutzungserträge seien, es sei denn, dass in Zukunft auch andere Naturnutzer zur Kasse gebeten werden sollen, berichtet der Vorsitzende.

Engagement Rechnung tragen

Interessant sei zudem, dass im Vogelsbergkreis mit den Stimmen der SPD die Jagdsteuer in zwei Stufen abgeschafft und somit dem Engagement von Jägern, Jagdgenossen und Eigenjagdbesitzern Rechnung getragen werde. Ein weiterer Fehltritt hinsicht­lich der Erhebung der Kreis­jagdsteuer sei die eingeführte Pauschalierung des Hebesatzes für minderertragreiche Jagdbezirke. Hier würden an sich schon gebeutelte Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer noch einmal für Einnahmen, die in der Realität nicht existieren, zur Kasse gebeten. Des­halb habe der Kreisverband Land­rat Dr. Kubat ersucht, Steuer­ge­rech­tigkeit herbeizuführen und die Pauschalierungsregelung abzuschaffen.

Infrastruktur intakt halten

Aufgrund der angespannten Haushaltslage vieler örtlicher Jagdgenossenschaften verzichtet der Kreisverband dieses Jahr einmalig auf den Grundbeitrag und wird lediglich den Flächenbeitrag einziehen. Dadurch erhoffe man sich eine etwas entspanntere Haushaftslage und etwas mehr Geld in den Händen der örtli­chen Jagdgenossen und Eigenjagdbesitzern. Es bleibe zudem abzuwarten, ob in Zukunft Jagdgenossen und Eigenjagdbesitzer weiterhin ihr privates Geld bereitstellen, um die Infrastruktur in den Gemarkungen intakt zu halten.

Immer mehr Verbissschäden

Der VJE-Vorsitzende umriss außerdem aktuelle Probleme vieler Jagdbezirke durch Kyrillflächen. Dort, wo immer noch Pflan­z­­­maß­nah­men laufen, häuften sich die Verbissschäden durch Rehwild, wodurch zum Teil hohe Ent­schä­digungsforderungen geschädigter Waldbesitzer vorliegen würden. Rolf Dornseif von der Waldeckischen Jägerschaft rät diesbezüglich, dass der Rehwildabschuss primär auf solchen Flächen getätigt werden müsse, auch wenn dadurch manche Teile des Jagdbezirkes aus zeitlichen Gründen kurzfristig weniger stark bejagd werden könnten. Aber auch das im März durchgeführte Wildzähltreiben in Lichtenfels habe hohe Wellen geschlagen. Das Ergebnis von 40 Rehen auf 100 ha Waldfläche müsse diskutiert werden.

Wildunfälle und Wildschaden

Wilfried Heidel berichtete des Weiteren von der Arbeit des „Run­den Tisches Wildunfälle“. Er führ­te aus, dass die Hegegemein­schaf­ten im Landkreis angeschrieben wurden, um ihre Vorstel­lun­gen mög­licher Stand­orte von Wildwechselschildern und Wildwarnreflektoren darzulegen. Ziel sei es, die Zahl der Schilder zu reduzieren und lediglich auf besondere Gefahrenschwerpunkte aufmerksam zu machen. Angedacht sei zusätzlich das Aufstellen Warntafeln an Risikostrecken.

Nach wie vor sei die Bereitschaft der Jagdpächter zur Teilnah­me an revierübergreifenden Jagden besonders zur Schwarz- be­­ziehungsweise Raubwildreduzierung unzureichend. Nur eine Re­gelung im Jagd­pachtvertrag Ab­hilfe schaffen, da von Seiten der Landespolitik keine gesetzli­chen Verpflichtungen im Jagdgesetz vorgesehen seien. Heidel wies auch daraufhin, dass bei der Wildschadensregulierungen keine besondere Stellung von Energiepflan­zen, wie Mais und Gras, zu be­­rücksichtigen ist. Nur Arzneipflanzen und Gartengewächse hätten eine Sonderstellung.

Novellierung des Jagdgesetzes

Landesgeschäftsführer Rechtsanwalt Björn Schöbel berichtete über die anstehende Novellierung des Hessischen Jagdgesetzes. Er erklärte, dass die ersten Anhörungen betroffener Verbän­de kürzlich stattgefunden hätten, wobei die unterschiedlichen Vorstellungen deutlich geworden seien. Es habe sich aber auch abgezeichnet dass sich für den Vorschlag der SPD-Landtagsfraktion keine Mehrheit finden werde. Bis zur endgültigen Verabschiedung gehe sicherlich noch einige Zeit ins Land, so dass man zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Prognosen über den endgültigen Gesetzeswortlaut wagen könne. Anhand von Beispielen machte Schöbel deutlich, welche Sonderregelungen in den Entwürfen zum Landesjagdgesetz Nordrhein-Westfalen und Rhein­land-Pfalz vorgesehen seien. Diese gingen überwiegend zu Lasten der Jagdrechtsinhaber und könnten interessierte Jagdpächter abschrecken.

Hermann Bohne geehrt

Für seine Verdienste um das Jagdwesen in über 30-jähriger Mitarbeit im Vorstand der Angliederungsgenossenschaft Helmighausen wurde Hermann Bohne aus Neudorf die Ehrenurkunde des Landesverbandes verliehen.

Weiterhin gab VJE-Vorsitzender Heidel bekannt, dass der Kreis­verband im September eine Exkursion anbiete und ferner das Lehrrevier des Landesjagdverbandes am Jagdschloss Kranichstein in Darmstadt besichtigt werde. W. Heidel,vje-waldeck