Klimaschutz ist kein Tabu – Klimabildung bei LOB

Welche Rolle spielt die Landwirtschaft im Klimaschutz?

Die Rolle der Landwirtschaft beim Klimaschutz den Kindern, Jugendlichen und Lehrkräften näherbringen – darum ging es bei einer Online- Weiterbildung für Lernort- Bauernhof-Betriebe. Zwölf interessierte Landwirte erarbeiteten Ideen dazu, wie am Beispiel des eigenen Hofes Schulklassen gezeigt werden kann, welche Rolle die Landwirtschaft beim Klimaschutz spielt.

Die Klima-Farm-Bilanz-Berater Philipp Holz (links) und Johannes Dries bei der Aufnahme des CO2-Fußabdrucks auf dem LOB-Betrieb Hubertushof Irmtraut.

Foto: lwk rlp

Die Maßnahme Lernort Bauernhof (LOB) wird im Rahmen des rheinland-pfälzischen Entwicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) vom Land und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER) finanziert. Seit März 2018 bis Ende September 2025 ist die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK) mit der Umsetzung des LOB beauftragt. Das Angebot LOB umfasst die Durchführung der Lernangebote jenseits des Klassenzimmers auf dem außerschulischen „Lernort Bauernhof“ sowie Weiterbildungen für Lehrkräfte, Leiterinnen und Leiter landwirtschaftlicher Betriebe.

Die zwölf Teilnehmenden schilderten während der Vorstellungsrunde, welche Erfahrungen Sie mit jungen und alten Besuchern in Zusammenhang mit dem Thema Klima erlebt haben. Es seien eher die Kunden bei der Direktvermarktung, die kritische Fragen stellen und verstärkt Themen der öffentlichen Wahrnehmung diskutieren, beispielsweise bezüglich Tierhaltungsbedingungen, Pflanzenschutz und Klimafragen.

Schüler würden das Thema Klimaschutz bei den Betriebsbesuchen eher seltener einbringen, da zurzeit noch überwiegend Grundschulklassen auf die Höfe kämen. Kritischer seien hier die Lehrkräfte, die etwa auf medial verbreitete Missstände hinweisen und diese Darstellung mit den Landwirtinnen und Landwirten diskutieren.

Angebot der Kammer zum Klimaschutz nutzen

Eine fachliche Ãœbersicht lieferte Philipp Holz, Berater der Landwirtschaftskammer Rhein-land-Pfalz sowie Projektmitarbeiter des Projekts „KLIMA FARM BILANZ“. In diesem Projekt der Landwirtschaftskammer können Landwirte bislang kostenlos ihren CO2-Fussabdruck ermitteln lassen. Holz erläuterte zunächst die Begriffe Klimaschutz als Maßnahmen die Folgen des Klimawandels (präventiv) für die Nachkommen abzumildern und Klimaanpassung als Maßnahmen des Umgangs mit den Klimafolgen. Lachgas und Methan seien die wesentlichen Treibhausgase in der Landwirtschaft, welche umgerechnet als CO2-Äquivalent ausgewiesen werden.

Klimaneutralität in Landwirtschaft unmöglich

Wichtig war ihm die Feststellung, dass die Landwirtschaft als Produzent hochwertiger Lebensmittel nicht unter dem Anspruch stehen kann, bis 2045 klimaneutral zu werden. „Während andere Sektoren weg von fossilen Energieträgern müssen, um Emissionen zu verringern, befindet sich die Landwirtschaft in einem natürlichen System, in dem unvermeidlich Emissionen entstehen. Diese Tatsache ist den politischen Entscheidungsträgern bewusst und muss nun auch in der Wahrnehmung der Bevölkerung ankommen“, beteuert der Agrar-Klima-Berater. Wichtig war auch die Erkenntnis, dass jeder Betrieb effizienter werden und damit seinen individuellen CO2-Fußabdruck etwas verringern kann.

Annette Müller-Clemm von der Bundesarbeitsgemeinschaft Lernort Bauernhof (BAGLoB) ging auf die pädagogische Umsetzung des Themas Klimaschutz ein. Sie wies zum Einstieg anhand verschiedener Bilder von Tierhaltung darauf hin, dass es wichtig sei, sich klar darüber zu sein, welche emotionale Wirkung die Eindrücke auf die Menschen haben, die auf den Hof kommen. Ihre Empfehlung sei es, eine offene, selbstkritische eigene Haltung zur eigenen Rolle in der Klimadebatte einzunehmen. „Klimaneutral geht nicht in der Landwirtschaft. Um in einen authentischen Austausch mit unserem Gegenüber zu treten, müssen wir zuerst für uns Fehler und Missstände der Branche ehrlich reflektieren und eingestehen“, rief die erfahrene Pädagogin die Teilnehmer auf. Es gelte daher, „ehrlich in die Kommunikation mit den jungen Verbrauchern zu gehen und dafür als LOB-Betrieb Wertschätzung zu erhalten“.

Transparenz wichtig für den Dialog

Sie riet gleich zu Anfang davon ab, vorgefertigte Erklärungskonzepte zu erwarten, es ginge vielmehr um den Dialog mit den Schülern und Lehrkräften, in dem die Rahmenbedingungen der landwirtschaftlichen Produktion transparent vermittelt und die Rolle der Landwirtschaft als Verursacher, Betroffener, aber auch als Teil der Lösung offen angesprochen und am Beispiel des eigenen Hofes zielgruppengerecht dargelegt werden solle. Die Teilnehmer erarbeiteten in Kleingruppen, welche konkrete Rolle sie auf ihren Höfen als „Verursacher“, „Betroffene/r“ und „Problemlöser“ haben, um diese Informationen in dem Dialog mit den Schülern einbringen zu können.

Für die eigene, nachträgliche Vertiefung und Umsetzung erhielten die Teilnehmer eine Ãœbersicht über verschiedene Lernangebote, Tipps, wie beispielsweise die Transportwege von Lebensmitteln anhand von Landkarten zu verdeutlichen oder den „Brotdosen-Check“ sowie Lehrmaterialquellen, die das Thema Klimaschutz in die eigenen Unterrichtskonzepte integrieren helfen.

Aktuell sind rund 60 Betriebe aus allen Teilen des Landes und aus den unterschiedlichen Produktionsrichtungen als „Lernorte Bauernhof“ anerkannt. Die Weiterbildung organisierte die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.

Ziebarth, lwk rlp – LW 2/2023