Ländliches Aussteuermobiliar
Aufruf: Geschichten hinter antiken Schränken und Truhen
Früher war es üblich, dass die Frau bei der Hochzeit eine Aussteuer mit in die Ehe brachte. Dazu zählten neben Geschirr und Textilien auch Möbelstücke wie Truhen und Kleiderschränke. Häufig wies das Mobiliar typische Besonderheiten der Region auf, in der es für die zukünftige Braut gefertigt wurde. Diese sind heute von kunsthistorischer Bedeutung und können im Rahmen volkskundlicher Sachgutdokumentationen ermittelt werden.

Foto: Foto aus Helmut Nachtigall: Hessische Bauernmöbel, Gießen 1981
Schnitzereien, Intarsien und Malereien
An ländlichem Mobiliar dienten Schnitzereien, Intarsien und Malereien der Zierde und waren von Region zu Region im Aussehen unterschiedlich. Sie sollten die Möbelstücke wertiger erscheinen lassen. Inschriften verweisen auf die Braut oder auch auf den Bräutigam, auf das Entstehungsdatum und den Herkunftsort der Möbel. Schlösser an Schränken und Truhen waren zumeist rein funktional gestaltet, während Griffe und Knäufe an Türen und Schubladen auch dekorativ sein sollten.
Aufruf: Mobiliar im Raum Marburg-Biedenkopf

Foto: privat
In seiner Sachgutdokumentation hat er vor, eine möglichst große Anzahl von privaten Haushalten im Raum Marburg-Biedenkopf aufzusuchen und die dort erhalten gebliebenen Objekte vom ganz normalen ländlichen Aussteuermobiliar zu dokumentieren (siehe Kasten). „Die zusammengetragenen Ergebnisse sollen in Buchform veröffentlicht werden, sodass jeder Interessierte, und hier vor allem auch die MöbelÂeigentümer aus dem Landkreis, nachlesen können, was herausgekommen ist“, informiert der Kunsthistoriker, der eine vergleichbare Untersuchung zu ländlichem Mobiliar schon für den Kreis Lippe abgeschlossen hat.
Dokumentation und Kontakt
Im Rahmen des Forschungsprojektes im Raum Marburg-Biedenkopf wird Kunsthistoriker Dr. Thomas Dann die teilnehmenden Haushalte besuchen, die Möbelstücke eingehend untersuchen, vermessen, beschreiben, fotografieren. „Diese Dokumentation erfolgt anonymisiert. Niemand wird erfahren, wo sich die Möbelstücke befinden. Es geht auch nicht um den Ankauf von Mobiliar. Die Möbel sollen dort verbleiben, wo sie herkommen, nämlich in den privaten Haushalten, für die sie einst geschaffen wurden. Zugleich erfahren die Eigentümer der Möbel während meines Besuches viel Neues über ihre Stücke“, so Dann.
Das Ziel des Kunsthistorikers ist es, für sein Forschungsprojekt mehr als 100 Höfe beziehungsweise Privathaushalte im Raum Marburg-Biedenkopf aufzusuchen, sodass eine geschätzte Anzahl von 400 bis 500 dokumentierten Möbelstücken zusammenkommen könnte. Wer teilnehmen möchte, wendet sich an: Dr. Thomas Dann, Hubertusstraße 6, 32756 Detmold, 0176/99815229 oder 05231/305672, per E-Mail an T.Dann@gmx.de.