Leistungsfähige Landtechnik wird benötigt und nachgefragt

Hauptversammlung der Landmaschinen-Fachbetriebe

Bei der Jahresversammlung des Landesverbandes der Landmaschinen-Fachbetriebe Hessen Ende März in Groß-Umstadt hatten die Mitglieder Gelegenheit das Testzentrum für Technik und Betriebsmittel der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft kennenzulernen.

Winfried Gramatte vom DLG-Testzentrum in Groß-Umstadt.

Foto: Katja Heudorfer

Bei der Mitgliederversammlung sprach Reiner Becker, Vorsitzender des Landesverbandes Hessen in seinem Jahresrückblick von einer guten Stimmung in der Landwirtschaft, deren Stellenwert in der Gesellschaft wieder zugelegt habe. Über 30 Jahre sei die Agrarproduktion von Überschuss geprägt gewesen, was eine Stagnation der Preise mit sich brachte. Hier sei nun eine deutliche Änderung eingetreten.

In den letzten Jahren aufgeschobene Investitionen wurden dank der guten Liquidität getätigt. Aufgrund dessen war die Nachfrage nach leistungsfähiger Landtechnik hoch. Weltweit geringere Mengen an Agrarrohstoffen und der starke Wettbewerb um deren Einsatz für die Herstellung von Lebensmitteln oder zu Energiezwecken, hätten dazu geführt, dass es in der Produktion von Agrarerzeugnissen zu Entwicklungen kommt, die auch neue oder andere Techniken erforderten. Sei es im Bereich der Biogasanlagen, der Erntetechnik für bisher nicht genutzte Pflanzen oder in der Holzbearbeitungstechnik. Die Landtechnikbetriebe seien aber flexibel genug, um die Landwirtschaft mit der notwendigen Technik zu versorgen. Laut Bundesverband, so Becker, konnten die Landmaschinen Fachbetriebe im letzten Quartal ein Umsatzplus von 5,1 Prozent erreichen, damit schlossen sie ein insgesamt äußerst positives Gesamtjahr 2012 ab. Über 60 Prozent der Mitgliedsunternehmen verzeichneten im Herbst 2012 ein Umsatzplus, nur 23 Prozent einen Rückgang, 16 Prozent meldeten unverändertes Umsatzvolumen an.

Für die Zukunft erwarten allerdings nur noch 23 Prozent weitere Zuwächse, immerhin nur 17 Prozent erwarten Rückgänge, 60 Prozent keine Veränderungen. Der Landmaschinenhandel legte um 7,5 Prozent zu, das Plus im Neumaschinengeschäft betrug 6,9 Prozent. Jedoch ist der Gebrauchtmaschinenmarkt seit einigen Quartalen um 5,2 Prozent rückläufig. Die meisten Betriebe konnten ihre Rohgewinne halten oder steigern, die Liquidität bleibt positiv bis stabil.

Zukunftsträchtige Branche auch für junge Leute

Für Auszubildende ist die Land- und Baumaschinenbranche laut Becker eine „sichere Bank“, da den Absolventen dieses breit angelegten Service-Berufes statistisch kaum Arbeitslosigkeit droht, weder national noch international. Das vergangene Jahr sei insgesamt sowohl für die Betriebe als auch für die Verbandsarbeit wieder erfolgreich gewesen. „Kommt die deutsche Landwirtschaft mit der Entwicklung der Landtechnik hinterher?“ Diese Frage stellte Roland Hörner, Fachgebietsleiter Landtechnik, DLG in seinem Vortrag. Es stelle sich aber auch die Frage, wo denn diese Entwicklung bleibe, denn nur die Entwicklung die auch tatsächlich beim Landwirt ankommt ist Fortschritt. Es gebe aber oft Hindernisse, die dies vermeiden. Hier nennt Hörner zunehmende Auflagen die Arbeitssicherheit und Umwelt betreffend, welche die Markteinführung neuer Entwicklungen verzögerten. Der Entwicklungstrend „größer, schneller, breiter“ stoße laut Hörner derzeit an seine Grenzen. Vor allem sei es das „straßenverkehrstechnische Dach“ an das man stoße. Auch die immer höher entwickelte Technik bringt ihre Schwierigkeiten mit sich, schon deshalb weil dafür immer mehr Schulungen nötig sind, sowohl beim Anwender als auch beim Servicepartner. Nach diesem Vortrag folgten der Tätigkeitsbericht des Landesinnungsverbandes und die Regularien. Achim Bazlen, Fachreferent des VdAW wies auf die neu eingerichtete Stellenbörse auf der Internetseite der Fachgruppe Landtechnik hin. Hier haben Verbandsmitglieder die Möglichkeit, Stellenangebote auszuschreiben.

Maschinentests können bis zu zwei Jahre dauern

Reiner Becker, Vorsitzender des Verbandes der Landmaschi­nen-Fach­betriebe.

Foto: Katja Heudorfer

Vor der Mitgliederversammlung erläuterte Winfried Gramatte, Projektleiter Erneuerbare Energien, das DLG-Testzentrum, bevor er die Teilnehmer über das vier ha große Testgelände führte. In Groß-Umstadt sind 50 Mitarbeiter in den Prüfgebieten Agrartechnik und Betriebsmittel beschäftigt.

Das Produkt- und Dienstleistungsangebot umfasst verschiedene Prüfungen, die von der Industrie gerne in Anspruch genommen werden. Zum Beispiel der DLG-Signum-Test und der DLG-Fokus-Test. Beim Signum Test werden alle aus der Sicht des Praktikers wesentlichen Merkmale eines Produktes bewertet. Diese umfangreichen Tests können bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen. Sollen Testergebnisse schneller werbewirksam eingesetzt werden, ist der Fokus Test ein geeignetes Mittel. Hier werden zielgerichtet qualitative Einzelkriterien, etwa die Dauerfestigkeit, geprüft. Somit ist eine kurzfristige Durchführung möglich. Beide Tests schließen, sofern sie erfolgreich sind, mit der Veröffentlichung eines Prüfberichtes und der Vergabe des Prüfzeichens ab. Die Veröffentlichung findet allerdings nur dann statt, wenn der Hersteller dazu seine Einwilligung gibt.

Großes Augenmerk auf Arbeitssicherheit gelegt

Sehr kritisch wird bei allen Tests die Arbeitssicherheit betrachtet, denn gerade in der Land- und Forstwirtschaft ereignen sich besonders viele Arbeitsunfälle. Im Testzentrum sind viele Versuchsaufbauten zu sehen. Darunter ein Rasenmäher, dessen laufendes Mähwerk von unten mit Stahlkugeln beschossen wird. Dies dient zum einen dazu, die Festigkeit der Bauteile zu testen. Zum anderen wird geprüft, ob auf dem Rasen liegende Gegenstände, wie zum Beispiel Kieselsteine, zu hoch heraus geschleudert werden. Dies würde eine Gefahr darstellen.

Photovoltaikmodule auf 20-jährige Leistung geprüft

In einer Testanlage für Photovoltaikmodulen ist es möglich, in einem Zeitraum von drei Monaten eine 20-jährige Betriebsdauer zu simulieren. Damit lässt sich die Ammoniakbeständigkeit der Module feststellen. Durch das Ammoniakaufkommen in landwirtschaftlichen Betrieben kam es vermehrt zu Problemen. Auf der sogenannten Rüttelstrecke kann ein jahrelanger Einsatz landwirtschaftlicher Anbaugeräte nachempfunden werden, um etwaige Schwachstellen aufzudecken. Dies ist von Bedeutung für die Konstrukteure dieser Maschinen. Um sicherzustellen, dass im Testzentrum alle Standards eingehalten werden, die nötig sind um zum Beispiel das GS-(geprüfte Sicherheit)-Zeichen vergeben zu dürfen, finden regelmäßige Akkreditierungs-Audits statt.

Heudorfer – LW 15/2013