Maßnahmen zur Stärkung des ländlichen Raums

Land stellt für Aktionsplan wieder 1,2 Mrd. Euro bereit

„Mit der Corona-Pandemie ist eine neue Sehnsucht nach einem Leben auf dem Land entfacht.“ Dies hat die zuständige Ministerin Priska Hinz vergangene Woche in Wiesbaden betont. Die Hälfte der hessischen Bevölkerung lebe bereits schon heute auf dem Land. „Damit dies so bleibt und noch mehr jüngere Menschen und Familien dort eine Zukunft sehen, wollen wir die Lebensbedingungen weiter verbessern.“ Dazu diene der Aktionsplan „Starkes Land – gutes Leben“ in dem in neun Handlungsfeldern alle Instrumente und Maßnahmen der Landesregierung gebündelt sind, die speziell der Förderung der ländlichen Räume zugutekommen.

Teil des Aktionsplans ist die Förderung der Ausweitung von Bus-, Bahn- und Radfahren sowie die Etablierung von Elektromobilität im ländlichen Raum.

Foto: imago images/ecomedia

Im Jahr 2020 wurden laut Ministerium in den neun Handlungsfeldern rund 1,2 Mrd. Euro Landesmittel in die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse investiert. Auch 2021 sollen Mittel auf gleichem Niveau zur Verfügung stehen.

Die Erfahrungen, die Menschen gerade jetzt im Homeoffice machten, bestärkten viele in ihrem Wunsch, außerhalb großer Städte zu leben. „Wir möchten mit dem Aktionsplan diese Entwicklung aufgreifen und die Ausweitung von Homeoffice, Co-Working und mobilem Arbeiten auch nach der Pandemie unterstützen.“ Mehr mobiles Arbeiten verringere das Pendeln, es belebe die Orte, es verbessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf undsei damit gut für Mensch und Umwelt“, erklärte Hinz. Die neun Handlungsfelder:

1. Ländliche Räume gestalten

Die Landesregierung fördert die Belebung von Ortskernen. Ab Februar läuft die diesjährige Bewerbungsphase für das Programm der Dorfentwicklung. In 2021 stehen knapp 32 Mio. Euro dafür zur Verfügung. Auch die Städtebauprogramme werden laut Ministerium zukünftig gezielt die ländlichen Räume in den Blick nehmen. Mit einem Sonderprogramm zur Stärkung von Gaststätten werden von 2021 bis 2023 knapp 10 Mio. Euro bereitgestellt.

2. Mobilität im ländlichen Raum

Die Ausweitung von Bus-, Bahn- und Radfahren sowie die Etablierung von Elektromobilität im ländlichen Raum wird gefördert. Das Fachzentrum Mobilität im ländlichen Raum begleitet zukunftsweisende Mobilitätskonzepte, zum Beispiel innovative Projekte des sogenannten on-demand-Verkehrs und gibt Erkenntnisse an andere Gemeinden weiter. Als Beispiel nennt das Ministerium das Projekt „Garantiert mobil!“ im Odenwaldkreis – dort können über eine App ÖNPV-Verbindung, Taxi-Dienste und Mitfahrgelegenheiten gesucht, angeboten und gebucht werden.

3. Digitale Infrastruktur

2025 soll jeder Haushalt über schnelles Internet verfügen. Schulen, Krankenhäuser und Gewerbegebiete sollen bereits 2022 an eine gigabitfähige Infrastruktur angeschlossen sein. Dafür stehen in der Legislaturperiode rund 270 Mio. Euro zur Verfügung. So werde mobiles Arbeiten und Homeschooling leichter und die ländlichen Räume für junge Gründer attraktiv.

4. Beruf und Familie

Die Landesregierung hat sich vorgenommen, die Voraussetzungen für gutes Leben und Arbeiten in den ländlichen Räumen zu schaffen, indem Unternehmensgründungen, Fachkräftesicherung und Arbeits­platz­entwicklung vor Ort unterstützt werden. Im Frühjahr werde das Umweltministerium gemeinsam mit dem Wirtschafts- und dem Sozialministerium die „Konferenz Mobiles Arbeiten“ mit Unternehmen durchführen, damit in einem Netzwerk von Erfahrungen mehr Möglichkeiten für mobiles Arbeiten geschaffen werden können.

5. Regional erzeugte Nahrungsmittel

Mit den Investitionen über die Marktstrukturforderung will das Land für mehr Arbeitsplätze auf dem Land sorgen sowie für mehr ökologische und regional erzeugte Lebensmittel. Als Beispiel nennt das Ministerium einen familiengeführten Geflügel-Schlachtbetrieb im Werra-Meißner-Kreis. „Auch werden wir Schlachtstätten, Molkereien oder Getreideverarbeitung in Hessen fördern“, so die Ministerin. Als Ökomodellland stärke Hessen auch die Direktvermarktung: Derzeit werde eine Verarbeitungs- und Vermarktungsstruktur für Bio-Weiderindfleisch aus Hessen aufgebaut.

6. Medizinische Versorgung

Die Landesregierung fördert laut eigenen Angaben medizinische Versorgungszentren, stärkt die Attraktivität des Arztberufes auf dem Land und unterstützt die Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals. Die Einführung einer „Landarztquote“ im Hochschulzugang für das Studium der Humanmedizin soll dazu beitragen, weitere Mediziner für die ländlichen Räume zu gewinnen.

7. Sozialer Zusammenhalt, Integration und Sport

Die Landesregierung unterstützt Bürgerinnen und Bürger, die sich in Sportvereinen, Feuerwehren, Verbänden oder der Kommunalpolitik in sozialen und kulturellen Projekten engagieren. Zur besseren Integration von Zugewanderern werden die Angebote des Landes neu strukturiert: Die WIR-Vielfaltzentren der Landkreise seien damit wichtige Ansprechpartner.

8. Kultur abseits der Ballungsgebiete

Die Landesregierung unterstützt Theater, Museen und Musikschulen und setzt ein neues Förderprogramm für Wanderkinos auf. Das Projekt LandKulturPerlen soll kulturelle Projekte in den ländlichen Räumen stärken und vernetzen.

9. Kommunale Finanzen und Kooperationen

Mit dem Finanzausgleich, Kommunalinvestitionsprogrammen sowie einem kommunalen Beratungszentrum will das Land die Kommunenstärken. Gerade während der Corona-Pandemie unterstütze das Land die Kommunen ganz besonders und stelle zusätzliche Mittel über das Sondervermögen bereit.

Ab sofort steht die Online-Plattform www.land-hat-zukunft.hessen.de zur Verfügung, die alle Förderinstrumente darstellt und auf einer interaktiven Karte Best-Pratice-Beispiele sammelt. Sobald es wieder möglich ist, sollen ebenfalls regionale Veranstaltungen die Vernetzung und den Wissenstransfer stärken.

LW – LW 4/2021