Mechanisierter Obstschnitt – ein Schritt in die Zukunft

Die Mystifizierung des Obstschnittes in früheren Zeiten, dass auf jede Apfelsorte ganz besonders und individuell eingegangen werden muss, ist längst entzaubert. In den Betrieben hat der Chef heutzutage kaum noch Zeit, die Bäume selbst zu schneiden, stattdessen macht dies eine schnell eingearbeitete Saisonarbeitskraft.

Die Obstbauern müssen sich den Realitäten stellen, das heißt es werden in Zukunft in der Landwirtschaft kaum noch Arbeitskräfte zur Verfügung stehen und sie werden nicht mehr bezahlbar sein, man denke an die geforderten Mindestlöhne. Das Obst müsste deutlich höhere Preise erzielen, um die Kosten zu decken, während gleichzeitig die Verbraucher immer auf Schnäppchenjagd sind.

Vor diesem Hintergrund sind alle Mechanisierungsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen, um zukunftsfähig zu werden und auch künftig bezahlbares Obst zu erzeugen. Der Schnitt muss einfacher werden. Die Kultivierung von Bäumen als Fruchtwand ermöglicht ein neues mechanisches Schnittverfahren im Obstbau. Dieser mechanische Obstbaumschnitt ersetzt nicht vollständig den Schnitt mit der Hand, aber er bringt eine große Erleichterung und ist der richtige Schritt in die Zukunft. In Versuchsanlagen wurde bewiesen, dass das Verfahren bei fast allen Apfel­sorten funktioniert. Bei Birnen und Steinobst sind die Forschungen noch in den Anfängen. Es sollten in der Praxis keine Vorbehalte und Widerstände gegen die techni­schen Neuerungen im Obstbau geben.

Das derzeitige System des mechanischen Schnittes ist noch lange nicht perfekt und die bisherigen vielversprechenden Erfahrungen reichen bei Weitem noch nicht für eine allgemeine Empfehlung aus, aber es spricht durchaus einiges dafür, geeignete Apfelparzellen versuchsweise umzustellen. Was dabei zu beachten ist, lesen Sie ab Seite 24.

Bettina Sièe