Milchproduktion zum Anfassen

Tag des offenen Hofes im Betrieb Trier in Stadtallendorf

Wer schon immer einmal einen modernen Milchviehbetrieb besichtigen wollte, ist am Sonntag dem 10. Juni auf dem Hof der Familie Trier in Stadtallendorf genau richtig. Beim Tag des offenen Hofes werden von 11 bis 17 Uhr die Stalltüren für die Öffentlichkeit geöffnet und Aussteller rund um die Landwirtschaft machen das Gelände für die ganze Familie interessant.

Einen modernen Milchviehstall hat die Familie Trier aus Stadtallendorf errichtet. Bei einem Tag der offenen Tür am 10. Juni können Besucher sich diesen anschauen (im Bild Reiner und Iris Trier mit den beiden Söhnen Felix sowie Lukas mit Freundin).

Foto: Kleemann

Am Ortsrand liegt die Hoffläche, auf der die Familie Trier im Jahr 2016 den neuen Kuhstall für 200 laktierende Kühe errichtet hat. Bereits 1996 wurde hier der heute alte Liegeboxenlaufstall gebaut, sodass die Familie schon vor über 20 Jahren die Kühe aus dem alten Anbindestall am Wohnhaus im Ortskern herausgeholt hat. Der Sprung von 20 auf 60 Kühe war für die damaligen Verhältnisse bereits groß, mit der Zeit wuchs der Tierbestand auf gut 100 laktierende Kühe an. Die Melkarbeit im Doppel-5er-Fischgrätenmelkstand wuchs ebenfalls auf 6 Stunden täglich. Da der Melkstand sowie die Stallungen für die Anzahl der Kühe zu klein geworden war und nach knapp 20 Jahren die vorhandene Melktechnik erneuert werden musste, wurde überlegt, wie in Zukunft die Milchviehhaltung auf dem Betrieb Trier gestaltet werden soll. Die nächste Generation ist auch schon mit im Betrieb integriert, so dass die Familie sich für eine arbeitseffiziente Lösung im Kuhbereich entschied. Der Entschluss zu einer Aufstockung des Kuhbestandes zur Sicherung des Einkommens war daher mit einer Entscheidung zur teilweisen Automatisierung der Arbeitsabläufe verbunden.

Die effektivste Art der Entlastung im Kuhbereich war das vollständige Wegfallen der täglichen Melkarbeit im Melkstand. Daher wurde der neue Stall mit drei Lely Astronaut A4 Melkrobotern geplant. Die Planung startete bereits im Jahr 2011, durch ein langwieriges Genehmigungsverfahren verzögerten sich der Bau und die Fertigstellung des Stallgebäudes jedoch erheblich. Umso erfreulicher war die Tatsache, dass die Familie den auf der Eurotier 2014 in Hannover ausgeschriebenen Melkroboter gewann, auch wenn dieser seine Arbeit erst seit dem Einzug der Kühe Ende 2016 aufnehmen konnte. Das neue Stallgebäude wurde in direkter Nachbarschaft zum alten Kuhstall erbaut, sodass ein Tierwechsel von Jungvieh, Trockenstehern und Kalbekühen zwischen den Gebäuden sehr unkompliziert möglich ist.

Alle Laktierenden in einer Gruppe

Der Grundgedanke beim neuen Stall war, dass alle Kriterien einer modernen Haltungsumgebung für die Kühe erfüllt werden, ohne unnötigen Schnickschnack im Stall zu verbauen. Daher hat die Familie sich für einen 6-Reiher mit außenliegenden Futtertischen entschieden. Das Besondere dabei ist, dass alle laktierenden Tiere in einer einzigen großen Kuhgruppe mit freiem Zugang zu allen drei nebeneinanderliegenden Melkrobotern gehalten werden. Dadurch entfallen Gruppenwechsel, komplexe Tierzuordnungen oder gar Rationsumstellungen im Laufe der Laktation vollständig. Und jeder Neuzugang, ob Mensch oder Tier, findet sich auf Anhieb im Stall zurecht. Ein weiterer Vorteil für die Tiere liegt darin, dass durch den freien Zugang zu jedem der drei Melkroboter auch rangniedere Tiere jederzeit die Möglichkeit zum Melken haben. Ist der Wartebereich vor einem Roboter durch ranghohe Tiere belegt, so kann jederzeit auf einen anderen Melkroboter ausgewichen werden. Lediglich im Stirnseitig angelegten Strohbereich oder im kleinen Separationsbereich sind die Tiere bei Bedarf zeitweise von der großen Herde getrennt.

Im neuen Stall wurde auf die Verbesserung der Arbeitswirtschaft gesetzt, deshalb werden die Kühe jetzt von Robotern gemolken. Die Laktierenden werden in einer Großgruppe mit freiem Zugang zu allen drei Melkrobotern gehalten. Gruppenwechsel entfallen dadurch.

Foto: Kleemann

So einfach die Stallstruktur auch gehalten ist, bei einigen anderen Ausstattungsmerkmalen lag die Priorität der Familie Trier auf optimalem Kuhkomfort. So wurde das Stalldach komplett isoliert, und die Liegeboxen wurden als Tiefboxen gestaltet.

Automatisierung auch beim Futteranschieben

Auch in einen Futteranschieberoboter wurde investiert. Denn eine hohe Milchleistung kann nur mit besten Bedingungen für die Kühe erzielt werden. Und die Leistung von knapp 34 kg Milch pro Kuh und Tag zeigt, dass die Rechnung aufgeht. Das Stallkonzept wurde im Rahmen der AFP-Förderung durch Finanzierungsmittel des Landes Hessen, des Bundes und der Europäischen Union unterstützt.

Mit Recht kann die Familie Trier stolz auf ihren Betrieb sein, wenn am 10. Juni ab 11 Uhr die Stalltore geöffnet werden. Man findet den Betrieb etwas versteckt, parallel zur Hatzbacher Straße, unter Zum Friedhof 1, 35260 Stadtallendorf-Erksdorf. Hinweisschilder werden den Weg weisen.

Neben dem Rundgang durch den Milchviehstall erwarten die Besucher auf dem Hofgelände verschiedene Aussteller von Firmen und Vereinen aus der landwirtschaftlichen Branche. Natürlich ist auch für Spiel und Spaß für die kleinen Besucher gesorgt, ebenso wie für das leibliche Wohl. Die Familie Trier freut sich auf zahlreiche Besucher.

Jacqueline Heil, Lely – LW 23/2018