Ministerpräsidentin Dreyer zu Besuch auf Hofgut Neumühle

Ein Wunschtermin für die Landeschefin

Am vergangenen Mittwoch besuchte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle. „Es war schon lange mein Wunsch, das Hofgut Neumühle zu besuchen“, sagte die Ministerpräsidentin. Sie lobte die Arbeit an der Lehr- und Versuchsanstalt, die Landwirtschaft im besten Sinne weiterzuentwickeln und Lösungen für die Zukunft zu transportieren, auch im Hinblick auf mehr Tierwohl.

Traktor mit Güllefass, ausgestattet mit einem Nahinfrarot-Spektroskopie-Sensor (v.l.): Inge Sabin, stellvertretende Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses beim Bezirksverband Pfalz, Neumühle-Direktor Dr. Karl Landfried, Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder, seine beiden Stellvertreter Dr. Klaus Weichel und Ruth Ratter, Dr. Christian Koch, stellvertretender Neumühle-Direktor, und Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Foto: ibs

„Ernährung und Versorgung mit Lebensmitteln sind in den vergangenen Jahren im Bewusstsein der Bevölkerung gestiegen“, so Dreyer. Nachhaltiger Anbau, das Tierwohl, aber auch die Preisentwicklung spielten dabei eine wichtige Rolle. „Umso mehr Bedeutung erlangen neue Technologien, die auch in der Landwirtschaft bereits umfassend eingesetzt werden“, so die Ministerpräsidentin.

Digitale Entwicklung im Mittelpunkt des Besuchs

Die Präsentation digitaler Anwendungen auf dem Feld und im Stall standen bei dem Besuch der Ministerpräsidentin im Vordergrund. Erste Station ihres Rundgangs war die Demonstration eines Feldroboters, den der Student Eike Gassen von der Technischen Universität Kaiserslautern vorrangig für den Einsatz im Steillagenweinbau mitentwickelt hat. Das leichte, autonom fahrende Trägerfahrzeug könne mit verschiedenen Werkzeugen ausgestattet werden. Gassen erläuterte, dass der Feldroboter Situationen simulieren könne, wodurch Arbeitsgänge angepasst werden könnten, ohne dass der Landwirt vor Ort sein müsse. Auch die Erkennung von Pflanzen sei möglich, so dass künftig nur noch kranke Pflanzen mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden müssten oder auch die mechanische Unkrautbekämpfung zwischen den Pflanzen in einer Reihe möglich sei.

„Hier wird innovative Forschung mit der Praxis verbunden“ sagte Dr. Christian Koch, stellvertretender Leiter des Hofguts Neumühle. Das gelte für alle Forschungsprojekte, die auf der Neumühle durchgeführt werden. Am Beispiel des Nahinfrarot-Spektroskopie-Sensors (NIRS-Sensor) erläuterte der künftige Leiter des Hofguts, welchen Nutzen derartige Technologien für die Praxis haben. Mit dem NIRS-Sensor könnten die Nährstoff- und Trockenmassegehalte im Futter gemessen werden. „Wenn er Sensor im Futtermischwagen eingebaut ist, können wir die Kühe Nährstoffmengen-angepasst füttern“, so Koch. Wenn der Sensor zusätzlich im Güllefass eingesetzt wird, kann auch hier unter Einbindung von GPS-Technologie eine bedarfsgerechte Ausbringung der organischen Nährstoffe erfolgen. Die Technologie biete die Chance, Nährstoffkreisläufe zu dokumentieren. „Die Digitalisierung hilft uns, die gesetzlichen Vorgaben in den roten Gebieten zu erfüllen“, zeigte sich Koch überzeugt. Die Ministerpräsidentin war beeindruckt, wie „nah an der Praxis“ das Hofgut Neumühle sei. Sie ergänzte, dass Rheinland-Pfalz ein wichtiger Forschungsstandort für die digitale Landwirtschaft ist.

Auch im Kuhstall des Hofguts Neumühle mit seinen 140 Kühen werden digitale Techniken eingesetzt. Beispielsweise messen Transponder am Hals, wie oft die Kuh widerkaut. Daraus lassen sich viele Parameter zur Tiergesundheit ableiten. „Wir können zum Beispiel erkennen, dass die Geburt eines Kalbes bevorsteht. Acht Stunden vorher geht die Widerkautätigkeit deutlich zurück“, erläuterte Koch. „In Zukunft soll der Fokus im Bereich Forschung und Smart Farming darin liegen, mit innovativen Fütterungsverfahren und digitalen Techniken den Ressourcenverbrauch zu minimieren und dieses komplexe Wissen praxisnah an Landwirte sowie Verbraucher weiterzugeben.“

Für gesellschaftlich akzeptierte Landwirtschaft

Nur so komme man zu einer gesellschaftlich akzeptierten und nachhaltigeren Landwirtschaft, sagte Koch. Auf Tuchfühlung gingen dann auch einige der Kälber in den Aufzuchtboxen, die sich von Malu Dreyer streicheln ließen. Dass das Hofgut Neumühle als Lernort Bauernhof seit über 25 Jahren tätig ist, darauf verwies der langjährige Direktor Dr. Karl Landfried. Im Rahmen von Projekttagen und -wochen würden Kinder und Jugendliche an die Landwirtschaft herangeführt und ihr Wissen vermehrt. Dabei hätten sie direkten Kontakt mit den Tieren und dürften auch bei der Stallarbeit mithelfen.

ibs – LW 11/2022