Moderne Rodetechnik für Möhren

Blick hinter die Hallentore bei der Eröffnung der Möhrensaison

Es herrscht wieder Hochbetrieb auf den Möhrenfeldern. Nicht nur in der Pfalz, sondern in ganz Deutschland werden die ersten Frühmöhren geerntet und frisch vermarktet. Die Möhre als eines der wichtigsten Gemüse Deutschlands wurde bei der großen Saisoneröffnung Anfang Juli auf dem Betrieb von Axel Meyer in Vögelsen vor den Toren Lüneburgs gefeiert.

Auf der Plattform des Vollernters werden die Möhren gebündelt.

Foto: Brammert-Schröder

Auch die Möhre hat eine Saison. Im Sommer kommt sie frisch vom Feld direkt zum Kunden, in den Wintermonaten wird sie in Kühllagern gelagert und nach und nach verkauft. Rund zehn Monate können die deutschen Erzeuger den Markt mit einheimischer Ware versorgen. Die Lücke von sechs bis acht Wochen wird mit Importware überbrückt.

Endlich wieder frische Möhren in den Regionen

Nun gibt es aber wieder frische Möhren von den Feldern in ganz Deutschland – und das wurde Anfang Juli bei der vierten Saisoneröffnung gefeiert. Nachdem sie bereits in der Pfalz auf dem Betrieb Kauffmann, bei Brocker Möhren in Willich und auf dem Betrieb Brun in Borken im Münsterland gefeiert wurde, war in diesem Jahr der Norden Deutschlands dran.

Auf rund 400 ha baut Axel Meyer Sommermöhren an, die Lagermöhren für die Wintermonate werden überwiegend in Schleswig-Holstein im Vertragsanbau erzeugt. „Wir haben früher auch anderes Gemüse angebaut. Seit drei Jahren konzentrieren wir uns nur noch auf den Möhrenanbau“, erklärte der Gastgeber die Neustrukturierung seines Gemüsebaubetriebes, der vor vielen Jahren aus dem Ortskern von Bardowick ausgesiedelt worden ist. Auf seinen Feldern wachsen neben Waschmöhren auch farbige Möhren und seit drei Jahren Snackmöhren, die sich am Markt einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Außerdem baut Meyer noch Zuckerrüben, Getreide und Mais an. Die Abfallmöhren gehen in eine Biogasanlage, an der er beteiligt ist.

Möhren sind bei den Verbrauchern beliebt

Die Möhren liegen in der Gunst der Verbraucher ganz weit oben, sie belegen nach den Tomaten den zweiten Platz beim Gemüseverbrauch. „Die Möhren sind eine wichtige Kultur sowohl im Anbau als auch im Pro-Kopf-Verbrauch“, sagte Dr. Hans-Christoph Behr von der AMI in Bonn. Jeder Haushalt kaufte nach seinen Angaben im vergangenen Jahr durchschnittlich 8 kg Möhren ein. Besonders beliebt seien die Möhren bei jungen Familien mit Kindern. „Möhren schmecken auch den Kindern, und sie haben den Riesenvorteil, dass man sie roh und gekocht essen kann“, brachte Behr die Vorzüge der Möhren auf den Punkt.

Mit diesem Prototyp erntet Axel Meyer je vier Reihen Bundmöhren und reinigt sie weitgehend auf dem Feld.

Foto: Brammert-Schröder

In Niedersachen werden rund 2 000 ha von den deutschlandweit 13 000 ha erzeugten Möhren angebaut. „In Niedersachsen wird auf 20 000 ha Gemüse erzeugt, ähnlich viel wie in der Pfalz oder in Nordrhein-Westfalen“, führte Erich Klug, Gemüsebauberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachen, aus. Er betreut die 35 Mitgliedsbetriebe im Versuchs- und Beratungsring Bardowick in allen Fragen des Gemüseanbaus. Bardowick habe eine lange Gemüsetradition, der nahe Hamburger Markt war seit jeher ein guter Absatzkanal für das erzeugte Gemüse. „Der sandige Boden auf der Geest eignet sich besonders für Wurzelgemüse“, so Klug. Inzwischen sei der Strukturwandel aber auch in der Gemüsehochburg Bardowick deutlich zu spüren.

Arbeitskräftemangel zwingt zur Technisierung

Axel Meyer liefert seine Möhren tagesfrisch an den LEH. „Alles, was geerntet wird, ist bestellt“, sagte er. Ihn treibt vor allem um, dass er nur noch ganz schwer Personal für Ernte und Weiterverarbeitung der Möhren findet. Deshalb setzt er alles daran, Arbeitsschritte auf dem Acker und in der Halle einzusparen. Gerade wird die Sortier- und Abpackhalle umgebaut. „Wir investieren in eine optische Sortieranlage für die Möhren. Die Möhren werden dann vollautomatisch nach Größe und Qualität verlesen und sortiert“, berichtete er. Das spare Personal.

Und auch bei der Ernte will der Möhrenerzeuger Arbeitsschritte einsparen. Für die Bundmöhren hat er zusammen mit einem niederländischen Hersteller einen Prototyp für die halbautomatische Ernte der Karotten entwickelt. Vier Reihen Möhren werden wie bei einem normalen Klemmband­roder gerodet. Schon auf dem Weg zum Förderband auf der Maschine werden sie mit Wasser vom groben Dreck befreit. Nach dem Bündeln werden die Möhren von Hand in eine Wanne mit Wasser gegeben, von Hand wieder herausgeholt und in große Drahtkisten gestapelt. Ist eine Kiste voll, wird sie auf dem Acker abgestellt und mit dem Radlader zum Transportanhänger gefahren.

Arbeitsschritte einsparen – effektiver arbeiten

Die Feinarbeit, also ein weiterer Waschgang, Sortieren und Verpacken, wird auf dem Hof in der Halle gemacht. „Diesen Arbeitsschritt wollen wir möglichst umgehen. Wir wollen das Produkt nicht ein zweites Mal anfassen müssen“, so Meyer. Deshalb soll der Roder so weiterentwickelt werden, dass alle Arbeitsschritte vom Roden bis zum Verpacken direkt auf dem Feld erfolgen. Der Roder soll nächstes Jahr einsatzbereit sein. Dann spart Meyer Lohnkosten und den Platz in der Halle ein.

ibs – LW 29/2019