Nebeneinander von Wolf und Nutztieren ermöglichen

Bewegungssender für Wolfspaar im Westerwald

Umweltministerin Katrin Eder betonte Ende vergangener Woche bei der Eröffnung des Koordinationszentrums Luchs und Wolf (KLUWO) mit Sitz bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt, dass beides möglich sei, schreibt das Umweltministerium in einer Pressemeldung.

Mit der Besenderung der Wölfe im Westerwald sollen Daten gesammelt werden und Nutztierhalter gewarnt werden.

Foto: Manfred Janzen-Habetz_pixelio.de

„Mir ist es wichtig, den Wolf als bedrohte Art zu schützen und gleichzeitig Nutztierrisse durch den Wolf soweit es geht zu verhindern. Mein Ziel ist es, ein Nebeneinander von Wolf und Nutztieren durch entsprechende Schutzmaßnahmen zu ermöglichen und dabei Beweider entsprechend zu unterstützen. Das Koordinationszentrum Luchs und Wolf hilft dabei sowohl bei der Beratung für geeignete Zäune als auch bei der Antragstellung von Fördergeldern. Ich bitte daher alle Weidetierhalter dieses Angebot zu nutzen“, so Eder.

Neben der Prüfung von Förderanträgen und der Beratung für wolfsabweisende Zäune, Stallungen und ähnlichem gehört auch das Monitoring von Luchsen und Wölfen zum Tätigkeitsbereich des Teams um Leiter Julian Sandrini. Durch Wildtierkameras und vor allem mittels DNA-Nachweisen ermitteln die Wolfexperten, wo sich die Tiere aufhalten und ob sie für den Riss eines Nutztieres verantwortlich sind.

Besonders oft wurde im vergangenem Jahr ein Wolfsrüde im Westerwald nachgewiesen. Der Grauwolf mit der Kennung GW1896m ist für über 30 Nutztierrisse verantwortlich. An einigen davon war auch die Fähe mit der Kennung GW1415f beteiligt. Dies ergaben jeweils DNA-Untersuchungen an den Bisswunden der toten Tiere. Das Rudel hält sich an der Grenze der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld zu Nordrhein-Westfalen auf.

Um Schutzmaßnahmen noch gezielter einzusetzen, sollen der Wolfsrüde und die Fähe nun mit einem Sender versehen werden. So soll festgestellt werden, wo sich die Tiere genau aufhalten und wie sie sich verhalten. Wann die Halsbandsender angebracht werden, steht noch nicht fest. Denn Einzeltiere gezielt zu fangen, ist bislang in Deutschland noch nicht passiert. Aus anderen Ländern wie der Schweiz weiß man, dass eine Besenderung unmittelbar nach einem Nutztierriss am erfolgversprechendsten ist. „Ich sehe die Besenderung als ein geeigneteres Mittel für die Befriedung des Konflikts Wolf-Nutztierhalter. Eine Besenderung ist keineswegs die Vorstufe zur Entnahme“, so die Ministerin.

Besenderung, um dazuzulernen

„Der Sender nützt sowohl dem Wolf als auch den Nutztieren und damit den Menschen. Indem man weiß, wo der Wolf umherstreift und damit, wo er sich wahrscheinlich sein nächstes Opfer ausspähen könnte, kann man gezielt mit geeigneten Schutzmaßnahmen dagegen vorgehen. Dazu gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten: Etwa, dass man sich praktisch über Nacht einen entsprechenden Zaun ausleihen kann.“

KLUWO-Leiter Sandrini sagt: „Durch den Schutz von Nutztieren, etwa mit wolfsabweisenden Zäunen, lernt der Wolf, dass diese keine leichte Beute darstellen. Rissvorfälle können so minimiert werden. Der Wolf muss lernen: Wenn hier ein wolfsabweisender Zaun ist, dann habe ich hier keine Chance.“

Bei den durch den Wolf GW 1896 verursachten Nutztierrissen war bislang nur in einem Fall ein entsprechender Grundschutz gewährleistet. Maßnahmen der Tierhalter zur Herstellung eines wolfsabweisenden Grundschutzes werden in Präventionsgebieten, wie dem Westerwald, bis zu hundert Prozent vom Land finanziert. Er ist dort Voraussetzung für Ausgleichszahlungen im Schadensfall.

mkuem – LW 5/2022