Wolf und Herdenschutz in Rheinland-Pfalz

Aktuelle Situation und Fördermöglichkeiten

In einer kürzlich stattgefundenen Informationsveranstaltung des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege und des Koordinationszentrums Luchs und Wolf (KLUWO) berichtete Referent Julian Sandrini von der Wolfssituation in Rheinland-Pfalz. Sowohl die Lebensgewohnheiten der Wölfe, deren Ausbreitung, die Einteilung der sogenannten Präventionsgebiete und die Fördermöglichkeiten zum Herdenschutz wurden thematisiert.

Die meisten Wölfe haben gelernt, nicht-elektrifizierte Zäune mit Leichtigkeit zu überwinden.

Foto: Pixabay

Nach der aktuellen Datenlage leben in Rheinland-Pfalz zwei residente Wolfsrudel. Beide Territorien befinden sich im Norden des Landes im Kreis Altenkirchen, Kreis Neuwied sowie im Westerwaldkreis. Umherstreifende Einzeltiere sind unabhängig davon an mehreren Orten im Land gesichtet, beziehungsweise deren Anwesenheit durch sogenannte C1-Nachweise (Verifikation durch Blut, Speichel, Kot oder Totfund) identifiziert worden. Im Monitoring-Jahr 2022 lagen insgesamt 135 C1-Nachweise vor. 2023 sind es bisher 141.

2023 wurden bislang zehn Nutztiere gerissen

Einen Ãœberblick über die gerissenen Nutztiere gab Julian Sandrini ebenfalls. Im Jahr 2023 wurden bislang zehn Nutztier­übergriffe verzeichnet. Sechs davon waren im Westerwald zu verorten. Die anderen vier Fälle fielen mutmaßlich umherwandernden Wölfen wie dem einem einzelnen männlichen Grauwolf in der Nähe von Hinterweidenthal (GW3640m) in der Südwestpfalz zum Opfer (wir berichteten). Verhält sich ein Wei­de­tierhalter nach einem Ãœbergriff auf seine Tiere richtig, kann dies entscheidend für die korrekte Identifikation des Beutegreifers sein, und somit positiv zur etwaigen Entschädigung beitragen. Julian Sandrini erklärt: „Nach der Sicherung der verbleibenden Tiere sollte man sich einen Ãœberblick darüber verschaffen ob Verletzungen vorliegen und den Tierarzt verständigen“. Danach sollten Wei­de­tierhalter die rheinland-pfälzische Großkarnivoren-Hotline unter der 06306 / 911199 anrufen und von den Schäden berichten. Hunde oder andere Tiere sollten vom Tatort ferngehalten werden. Im Anschluss ist es wichtig, den Schadensort und eventuelle Spuren so zu sichern, dass den Spezialisten des Kluwo so viele Hinweise zur Identifikation des Täter-Tieres wie möglich erhalten bleiben. Dazu sei es hilfreich, Tierkörper und Trittsiegel mit einer sauberen Plane abzudecken. Bei eventuellem Zeitverzug der Ankunft des Gutachters können Weidetierhalter Spuren und Wunden per Foto mit Größenvergleich etwa mit einem Stift oder einem Feuerzeug dokumentieren. Findet die tierärztliche Behandlung vor der amtlichen Begutachtung statt, bietet es sich an, Kontakt zwischen den beiden Parteien herzustellen, um DNA-Abstriche zu sichern.

lmc – LW 45/2023